Das hat bestimmt schon jeder mal erlebt: Es muss schnell gehen und man spart sich das lästige Vorbohren einer Schraube. Und dann passiert es – „KNACK“ – und der Schraubenkopf ist abgebrochen. Zeit hat man jetzt natürlich überhaupt nicht gespart – ganz im Gegenteil – und man würde sich am liebsten selbst ohrfeigen, weil man zu faul war zum Vorbohren. Es helfen auch keine Stossgebete an den „Gott aller Schrauben“ mit dem Schwur, nie wieder ohne Vorbohren eine Schraube einzudrehen, wenn er einem nur hilft, dieses verdammte Gewinde wieder heraus zu bekommen. Jetzt heißt es auf jeden Fall erst mal einen kühlen Kopf zu bewahren, denn es reicht ja schon, dass die Schraube keinen mehr hat. Und damit Sie ein solches Missgeschick zukünftig völlig kalt lässt, zeige ich Ihnen in meinem heutigen Blogbeitrag, wie Sie in nur maximal einer Minute das Gewinde herausbekommen und die Stelle anschließend auch noch nahezu unsichtbar wieder verschließen können. Und glauben Sie mir, dieser kleine, aber geniale Trick spart Ihnen auf Dauer jede Menge Zeit und vor allen Dingen Nerven!
Alles, was Sie für diese Prozedur benötigen, sind zwei sogenannte „Plug-Cutter“ (manchmal auch Loch- bzw. Dübel-Cutter genannt) und einen Akkuschrauber (oder eine Bohrmaschine). Plug-Cutter finden Sie in den einschlägigen Verkaufsportalen meist als Set mit vier verschiedenen Plug-Cutter-Größen. Meine Plug Cutter sind außerdem im Innenbereich leicht konisch geformt und erzeugen dann auch passend dazu einen leicht konischen Runddübel oder in unserem Fall einen konischen Querholzdübel. Diesen konischen Querholzdübel kann man dann richtig fest ins Bohrloch einschlagen (Leim nicht vergessen) und sicher sein, dass er auch wirklich dicht am Bohrrand anliegt. Also, wenn Sie sich Plug-Cutter kaufen möchten, dann achten Sie auf diese leicht konische Innenform (s. Bild oben). Bei den konischen Plug-Cuttern ist es auch oft so, dass immer zwei Größen so aufeinander abgestimmt sind, dass man mit dem größeren Plug-Cutter (rechts im Bild) einen passenden Dübel herstellen kann, der dann in das Loch des kleineren Plug-Cutters passt (links im Bild). Auch darauf sollten Sie beim Kauf achten.
Mit Plug-Cuttern erzielen Sie die besten Ergebnisse, wenn Sie einen Bohrständer einsetzen oder alternativ ein Führungsbrettchen (s. die nächsten beiden Bilder). Von Hand sind sie nur schwer zu zentrieren. Das liegt einfach daran, dass diesen Plug-Cuttern eine Mitten-Zentrierung fehlt, wie man es von Bohrern her kennt. Der Plug-Cutter ist im Grunde genommen einfach nur eine halb aufgeschnittene Hülse, an dessen vorderen Ende eine Schneide angeschrägt wurde. Diese offene Hülsenform braucht es aber, damit es überhaupt möglich ist, ein solches Schraubgewinde ohne Kopf auszubohren. Mit ein klein wenig Fingerspitzengefühl (beim „Gas geben“) und Druck lässt sich ein solcher Plug-Cutter aber auch ohne Bohrständer einsetzen. Das sollten Sie aber unbedingt vorher mehrmals an einem Restholz ausprobieren und zwar folgendermaßen: Setzen Sie den Plug-Cutter möglichst senkrecht auf die Brettfläche auf und drücken Sie die Schneide fest ins Holz ein. Halten Sie den Akkuschrauber mit beiden Händen gut fest und lassen Sie ihn erst jetzt ganz langsam (!!!) anlaufen, bis die Schneide einen kreisrunden Schnitt in der Holzfläche hinterlässt. Dieser Kreisring führt und stabilisiert den Plug-Cutter jetzt, so dass er nicht mehr so leicht wegdriften kann.
Als sichere Alternative zum freihändigen Ansetzen des Plug-Cutters können Sie aber auch ein einfaches Führungsbrett einsetzen. Dafür reicht bereits ein einfaches 9 bis 10 mm dickes Multiplex- oder Sperrholzbrettchen völlig aus. Dort müssen Sie lediglich ein zum Außendurchmesser des Plug-Cutters passendes Führungsloch einbohren und das machen Sie dann am besten auf einem Bohrständer. Anschließend richten Sie das Loch im Führungsbrett genau über dem abgebrochenem Schraubgewinde aus und fixieren das Brettchen mit zwei (!) Zwingen. So ist der Plug-Cutter absolut sicher und präzise geführt und kann nicht mehr wegdriften (Bild rechts).
Bereits nach der halben Bohrtiefe liegt das Gewinde sauber freigelegt im Bohrloch (Bild links) und das umliegende Holz wurde vom Plug-Cutter abgetrennt. Jetzt den Plug-Cutter nochmal im Bohrloch einstecken und weiterbohren, bis das komplette Gewinde ausgebohrt ist (Bild rechts). Zum Schluss das Gewinde samt umliegendem Holz mit einem Schraubendreher vorsichtig aus dem Plug-Cutter heraus hebeln. Das wars auch schon und die ganze Aktion dauert nicht mal eine Minute. Am Ende haben Sie dann ein perfektes und sauberes Bohrloch, für das Sie im nächsten Schritt nur noch einen passenden Querholzdübel herstellen brauchen.
Und dabei kommt jetzt der nächst größere Plug-Cutter ins Spiel. Denn der hat exakt den zum Bohrloch passenden Innendurchmesser. Das Brett, aus dem Sie den Querholzdübel ausbohren, sollte möglichst in Maserung und Holzfarbe zur Fehlstelle bzw. Bohrung passen. Ist das Brett dicker als die Schnittlänge des Plug-Cutters – wie hier im Bild – dann sollten Sie unbedingt die komplette Bohrtiefe des Plug-Cutters ausnutzen. Denn wenn der Querholzdübel am Ende des Plug-Cutters anliegt, wird er automatisch im Bohrloch „abgeknipst“. Sie können ihn dann ganz einfach samt Plug-Cutter aus dem Bohrloch herausnehmen (Bild rechts).
Der fertige, leicht konische Querholzdübel passt perfekt in das zuvor ausgebohrte Loch. Unter Zugabe von Leim stecken Sie ihn in das Loch und klopfen ihn anschließend noch mit einem Hammer etwas fest. Dabei unbedingt darauf achten, dass die Maserrichtung des Querholzdübels mit dem Umfeld übereinstimmt (Bild links).
Denn wenn der Querholzdübel in Farbe und Maserung gut zum Umfeld passt, muss man schon sehr genau hinschauen, um die ausgebesserte Stelle zu erkennen (s. Pfeil Bild rechts). Die sehr günstigen Plug Cutter können daher auch ausgezeichnet zum Ausbessern von kleineren Fehlstellen im Holz eingesetzt werden – ähnlich wie ein Zapfen- bzw. Scheibenschneider, der jedoch deutlich teurer ist!
Mein Vierer-Set Plug-Cutter ist schon mehr als 10 Jahre alt und ich kann leider nicht mehr genau sagen, von welchem Hersteller sie waren. Die Maßangaben auf den Plug-Cuttern beziehen sich normalerweise immer auf den Innendurchmesser, den Außendurchmesser habe ich aber noch dazu ergänzt. Das Ganze lautet bei meinem Set wie folgt (von oben):
1. 6,35 mm (1/4 Zoll) innen mit Außendurchmesser 9,5 mm
2. 9,5 mm (3/8 Zoll) innen mit Außendurchmesser 12,7 mm
3. 12,7 mm (1/2 Zoll) innen mit Außendurchmesser 15,9 mm
4. 15,9 (5/8 Zoll) innen mit Außendurchmesser 19 mm
Auf dem kleinen Bild sieht man sehr gut, wie die Plug-Cutter mit Innen- und Außenmaßen jeweils perfekt zusammenpassen.
So das war’s mal wieder für heute. In zwei Wochen zeige ich Ihnen dann, wie Sie Schrauben entfernen können, deren Antriebsschlitz (Kreuz oder Torx) komplett „vermurkst“ wurde.
Bis dahin wünsche ich Ihnen wieder allzeit unfallfreies Holzwerken.
Herzlichst, Ihr
Guido Henn
Kommentar verfassen
Zum Kommentieren müssen Sie angemeldet sein.