Ein großes Profil ist mit entsprechend großen Maschinen und einer großen Auswahl an Fräsern recht einfach zu kopieren. Aber wie geht man vor, wenn man nur einen Frästisch und nicht alle erdenklichen Fräser zur Verfügung hat? Dann kommen die Vorteile von Handwerkzeugen zum Tragen.
So sieht das Original aus.
Die Aufgabe sieht einfach aus, aber der Teufel steckt im Detail. Das Profil, von dem ich eine Kopie machen wollte ist recht hoch, ist abgestuft und hat auch noch zwei Halbstäbe, die sich mit meinem Frästisch und den kurzen Oberfräsern nicht herstellen lassen. Wenn sie ein solches Profil herstellen möchten, müssen Sie Schrittweise vorgehen. Der erste Schritt ist das Fräsen der Abstufungen mit einem Falzfräser. Die Rundung an der geraden Kannte ist auch noch kein großes Problem.
Die grobe Vorarbeit erfolgt auf dem Frästisch mit einem Falzfräser
Original und Nachbau nach dem Fälzen
Die Abrundung an einer Kante war auch kein Problem.
Dann wird es allerdings schwieriger: Die beiden kleinen Halbstäbe sind zu weit von der Brettkante entfernt, als dass sie sich auf dem Frästisch herstellen ließen. Da ist Handarbeit angesagt. Mit einem Veritas Nuthobel kann man solche Profile mit den passenden Hobeleisen herstellen. Auch weit von der Kante entfernt. Leider hatte ich kein Hobeleisen in genau der passenden Größe, aber das Ergebnis sieht dennoch gut aus. Den kleinen Unterschied wird man später nicht mehr sehen.
Mit dem kleinen Nuthobel von Veritas sind solche Profile (eng. Beading) keine große Sache. Bei Nadelhölzern darf man die Spandicke allerdings nicht zu stark einstellen.
Passt nicht 100%ig, aber fast.
Für alle diese Arbeitsgänge waren die geraden Kanten des Ausgangsmaterials noch wichtig. Erst jetzt werden die Bögen geschnitten. Mit der Bandsäge geht das recht einfach. Allerdings ist die Auflagefläche nicht mehr eben durch die Fälze. Das lässt sich aber durch Unterlegen eines Sperrholzstreifens beim Sägen lösen. Oder aber man zeichnet die Bögen auf der Vorderseite an. Nach dem Sägen war noch etwas Nacharbeit mit dem Schweifhobel und Schleifpapier notwendig. Anschließend wurde die geschweifte Kante noch mit einem Abrundfräser bearbeitet.
Im Nachhinein betrachtet hätte ich besser auf der anderen Seite angezeichnet…
… Dann wäre das Schneiden auf der Bandsäge einfacher gewesen.
Etwas Handarbeit an den Bögen.
Beim Profilieren der Kante musste wieder ein Sperrholz unterlegt werden.
Stück für Stück nähern sich Original und Kopie an.
Der Teil, an dem ich am längsten nach einer Lösung knobeln musste waren die beiden Abrundungen zur geraden Kante hin. Einen passenden Fräser hatte ich nicht. Am Ende entschied ich mich für Handarbeit mit dem Simshobel. Der tiefste Punkt des Profils wurde erst einmal kräftig mit dem Streichmaß angerissen. In dieser Kerbe kann man vorsichtig den Simshobel führen, bis eine Rille entstanden ist, von der ausgehend man vorsichtig die Rundungen anhobelt. Zwar sind nicht alle Leisten perfekt identisch geworden, aber es sind Leisten, die an der Decke montiert werden. Da fallen kleine Ungenauigkeiten nicht auf.
Erst einmal wird der Verlauf der Rundungen mit dem Bleistift angezeichnet.
Ein Streichmaß mit Schneidrad ist ideal um eine Kerbe als Führung für den Simshobel ins Holz zu bekommen.
Mit einem schmalen Simshobel kann man sogar Rundungen herstellen. Man braucht nur etwas Geduld.
Nicht ganz perfekt, aber für den angedachten Zweck mehr als ausreichend. Kopie und original sind nahe beieinander.
Zum Schluss wurden die Leisten noch farblich angepasst. Die Kopie würde ich als nicht ganz perfekt, aber dennoch gelungen bezeichnen. Auf jeden Fall sind diese Leisten ein gutes Beispiel dafür, dass man mit Handwerkzeugen so manches Problem recht einfach lösen kann.
Etwas Beize bringt die Kopie noch näher ans Original heran.
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Ein schöner Artikel. Wieder eine Menge gelernt für das ich auch anderswo Verwendung sehe... Besten Dank