Selbstentzündung: Nur ein Ammenmärchen?

Auf den meisten Ölen, mit denen man die Oberfläche von Holz behandeln kann, steht ein Hinweis zur Selbstentzündung. Manche Hersteller positionieren diesen Hinweis sehr auffallend, andere hingegen verstecken ihn regelrecht im Kleingedruckten. Viele Holzwerker sind sich der Gefahr, auf die dort hingewiesen wird nicht wirklich bewusst, oder handeln diese Selbstentzündung als Ammenmärchen ab.

Manche Hersteller machen die Gefahr sehr deutlich auf der Dose sichtbar. Manchmal muss man aber auch suchen.

Manche Hersteller machen die Gefahr sehr deutlich auf der Dose sichtbar. Manchmal muss man aber auch suchen.

Aber was steckt nun wirklich dahinter und was ist mit der Selbstentzündung genau gemeint? Das ist eigentlich recht einfach. Aushärtende Öle wie zum Beispiel Leinöl oder Tungöl trocknen nicht, sondern sie vernetzen. Bei diesem Prozess entsteht Wärme. Bei einem Lack, der durch die Verdunstung von Lösemitteln trocknet, ist das beispielsweise nicht der Fall. Kann die entstehende Wärme nicht entweichen, entsteht unter Umständen ein Schwelbrand. Daher schreiben die Hersteller auf die Öldosen immer den Hinweis, dass man durchtränkte Lappen nicht zusammengeknüllt irgendwo liegen lassen soll. Denn genau das ist der typische Fall, bei dem der beschriebene Wärmestau entstehen kann.

Halböl ist gefährlicher als reines Öl

Halböl ist gefährlicher als reines Öl

Meine einzige eigene Erfahrung war dieser verschmorte Schwamm.

Meine einzige eigene Erfahrung war dieser verschmorte Schwamm.

Noch gefährlicher sind Schwämme. Sie haben eine viel größere Oberfläche als Tücher und Lappen. Bisher hatte ich nur einmal einmal selbst einen Fall der Selbstentzündung beim Ölen. Und das war ein Schwamm, der mit Halböl, also einer Mischung aus Leinölfirnis und Balsamterpentin getränkt war. Lappen haben sich bei mir bisher nie entzündet oder gefährlich erwärmt. Jeder Versuch die Selbstentzündung absichtlich herbeizuführen scheiterte bei mir jedoch immer. Und genau das ist das wirklich gefährliche. Es müssen scheinbar ganz bestimmte Bedingungen erfüllt sein, damit sich ölgetränkte Lappen entzünden. Es passiert nur sehr selten. Daher unterschätzen viele Holzwerker die Gefahr. Es nutzt aber nichts, wenn ein Brand durch ölgetränkte Lappen statistisch gesehen sehr selten vorkommt, wenn es Sie dennoch erwischt.

Aufgetragenes Öl ist ungefährlich.

Aufgetragenes Öl ist ungefährlich.

Ungefährlich sind übrigens geölte Flächen oder offenstehende Öldosen. Ein Wärmestau kann hier nicht entstehen. Ich habe einen Bekannten, der hauptberuflich bei der Feuerwehr tätig ist gefragt, ob es Zahlen dazu gibt, wie oft Brände durch ölgetränkte Lappen entstehen. Er konnte leider keine genauen Werte erfahren, aber er hatte bereits einige wenige Einsätze, bei denen sich im Nachhinein herausstellte, dass ölgetränkte Lappen die Brandursache waren. Seien Sie also dennoch immer vorsichtig und unterschätzen Sie die Gefahr der Selbstentzündung nicht. Es gibt einfache Mittel diese Gefahr zu bannen.

  • Wenn Sie ölgetränkte Lappen noch einmal verwenden möchten, stecken Sie diese in ein luftdicht verschlossenes und nicht brennbares Gefäß. Ein Glas mit Schraubverschluss ist dazu gut geeignet.
  • Lappen, die nicht mehr verwendet werden sollen, trocknen am besten ausgebreitet an der Luft. Sind sie nach etwa einem Tag trocken, können sie im Hausmüll entsorgt werden.
  • Ein brandsicherer Mülleiner, wie man ihn von Tankstellen her kennt ist eine gute Investition für die Werkstatt. Darin können ölgetränkte Lappen kein Feuer fangen, da sich entwickelnder Rauch wieder nach unten geleitet wird und den Brand erstickt
Lappen und Schwämme können sich selbst entzünden.

Lappen und Schwämme können sich selbst entzünden.

Lappen kann man in einem verschlossenen Glas aufbewahren.

Lappen kann man in einem verschlossenen Glas aufbewahren.

Ein solcher Mülleimer erstickt jedes Feuer.

Ein solcher Mülleimer erstickt jedes Feuer.

Es wird manchmal empfohlen, dass man die öligen Tücher in Wasser einweicht und dann entsorgt. Davon halte ich persönlich recht wenig, da es eine recht große Sauerei ist. Auch das Verbrennen im Werkstattofen lasse ich inzwischen sein, da ich mir nicht sicher bin, ob das gut für die Umwelt und den Kamin ist. Was ich bei größeren Mengen an getränkten Lappen schon mehrmals problemlos gemacht habe ist, dass ich die Tücher und Lappen in einen Müllbeutel gesteckt habe. Diesen habe ich so zugebunden, dass möglichst wenig Luft im Inneren war. Zur Sicherheit lagerte ich diesen Sack dann noch einige Tage im Freien an einem sicheren Platz. Danach kam der Sack dann in den Hausmüll.

Seit dem brennenden Schwamm vor einigen Jahren bin ich mit ölgetränkten Lappen und Schwämmen äußerst vorsichtig. Seither ist auch nie mehr etwas damit in meiner Werkstatt passiert. Es würde mich sehr interessieren, ob Sie vielleicht schon mal etwas ähnliches erlebt haben und wie Sie mit ihren öligen Lappen umgehen.

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Kommentare

stargaard 22.03.2017

Ich habe tatsächlich auch so etwas erlebt. Als 16jähriger habe ich einen Kiefernschrank restauriert und zum Schluß geölt. Den Lappen verstaute ich seinerzeit in einer Blechbüchse. Auf diese Büchse habe ich nur einen nicht passenden Deckel gelegt. Nach fast 14 Tagen hat sich dieser Lappen dann von selbst entzündet. Den Anschiss den ich dann von meinem Vater bekommen habe, an den erinnere ich mich heute noch. Seit diesem Zeitpunkt verbrenne ich die gebrauchten Lappen sofort nach Gebrauch, so daß ich nie in die Verlegenheit kommen sie zu vergessen. Einen weiteren Fall hatte in beruflich zu bearbeiten. Dort hatte eine Person ein Teakdeck einer größeren Motoryacht aufgearbeitet und zum Abschluß geölt. Dies gebrauchten Lappen hat er in eine Plastiktüte gelegt und diese an der Salontür liegengelassen. Schon in der darauffolgenden Nacht rückte die Feuerwehr aus, um die dann jetzt brennende Yacht zu löschen. Ich dem darauffolgenden Gerichtsprozess gab dieser Arbeiter dann an, noch nie von etwas von selbst entzündenden Lappen gewusst zu haben.

Peter Brinkmann 22.03.2017

hallo Heiko, ich finde das ein sehr wichtiges Thema. Deine Hinweise habe ich bereits in der Lehre gelernt. ;) Auch hier haben wir die benutzten Lappen in leere Gläser mit passendem Deckel "enstsorgt". Mein Lehrmeister war damals sehr sehr vorsichtig in bezug auf Brandquellen. Er hatte damals eine Metallkiste aus irgendwelchemn Militärbestände, wo diese Gläser zusätzlich hinein kamem. Die Kiste stand auf dem Hof der Werkstatt. Ebenso hatte er damals schon, da war es noch erlaubt am Arbeitsplatz zu rauchen, ein absolutes Rauchverbot in der Werkstatt. Wer rauchen wollte, musste entweder nach draussen oder in den Pausenraum. Ich weiß noch von Kollegen aus der Berufsschule, dass dies nicht überall so war. Für meine eigene Werkstatt halte ich es aber genauso, wie mein Lehrmeister. Wenn ich rauchen möchte, dann halt draussen. Ich habe mittlerweile auch eine kleine Metalltonne mit passendem (luftdichtem) Deckel. Vor der eigentlichen Entsorgung prüfe, ob die Lappen ausgehärtet sind. Beste Grüße Peter

Rainer Lehmann 26.03.2017

Hallo Heiko, ich arbeite seit gut zwanzig Jahren mit leinölhaltigen Oberflächenmitteln. Ich habe die Hinweise auf den Gebinden immmer sehr ernst genommen und die Lappen in gut verschließbaren Gläsern zur Wiederverwendung gelagert und sie dann, wenn sie nicht mehr verwendbar waren, mitsamt den Gläsern entsorgt. Daher ist bei mir noch nie etwas passiert. Bei Bekannten allerdings ist Ende der Neunziger Jahre der Dachstuhl komplett abgebrannt: sie hatten den Dachboden ausgebaut und über die Dachbalken Holzdielen verlegt, die sie mit einer leinölhaltigen Oberflächenversiegelung behandelten. Die gebrauchten Lappen "entsorgten" sie als zusätzliches "Dämmmaterial" unter und zwischen den Holzdielen. Als die Mutter zweier Kinder dann einige Tage später vom Einkaufen zurückkehrte, stand der Dachstuhl in hellen Flammen. Hier waren mindestens zwei Dinge zusammengekommen: Die unsachgemäß "entsorgten" Tücher und Lappen und die Sonne, die an diesem Tage heiß auf das Dach brannte. Die Familie hat dann versucht, die Herstellerfirma der Oberflächenversiegelung für den Schaden haftbar zu machen - natürlich vergeblich, denn die Hinweise auf den Gebinden waren gut lesbar und klar und deutlich formuliert.

Martin Pauly 31.07.2017

Sicherlich kein Ammenmächen! Ich habe heute unser Parkett im Wohnzimmer (nach-)geölt. Dabei kam deutlich zu viel Öl aufs Parkett, und ich habe den Überstand mit alten Frottee-Handtüchern aufgenommen. Für die baldige, korrekte Entsorgung habe ich sie recht achtlos bei der Haustür in einen kleinen Karton geworfen, während ich weitergearbeitet habe. Nachdem alles fertig, alles andere aufgeräumt und zwei kurze Telefonate erledigt waren, sollten endlich die Tücher nach draußen. Das erste, vollständig mit Ol getränkte, lag da fast 2 h in der Kiste. Bei Griff zum Karton spürte ich auffällige Wärme. Also alles schnell nach draußen und nachgesehen: Im Tücher-Klumpen drin war es richtig heiß, ich schätze 80-100 °C. Die Tücher waren hart, und jede einzelne gab als Klumpen noch einen kleinen Ofen ab. Bis zur Entzündung habe ich trotz aller Neugier aber nicht gewartet, sondern alles einmal ins Wasser gesteckt. Zu den Bedingungen: schätzungweise 0,3-0,5 Liter Öl in den Tüchern ca. 20 °C Das Öl hatte ich gemischt aus normalem und "Meisteröl" von Woca. Letzteres härtet ja schneller aus, und dazu wird ja sicherlich ein Katalysator drin sein. Das hat sicher zum schnellen Geschehen beigetragen, trotzdem hat mich das Tempo bei der ganzen Sache überrascht -- Frottee hat hatl riesig viel Oberfläche.

18.10.2017

Der Müllbeutel ist keine gute Idee. Ich habe selbst einen Fall erlebt, in dem die Lappen in einem blauen Müllsack ordentlich zugebunden verstaut wurden. Im Sack ist jedoch mehr als genug Sauerstoff, um eine Oxidation/Vernetzung zu bewirken. Eine Wärmeentwicklung findet also statt und sobald der Sack eine gewisse Temperatur hat, ist er ratzfatz durchgeschmort. Der schöne neue Lärchenboden war damals ruiniert, doch zum Glück ließ sich der Brand noch löschen, bevor er Schlimmeres angerichtet hat. Ich muss dazu sagen, dass in diesem Fall die Sonne durch ein Fenster auf den Sack strahlen konnte, was die Wärmeentwicklung bestimmt noch gut gefördert hat, doch seit diesem Vorfall werden bei mir Lappen grundsätzlich flach ausgebreitet getrocknet.

Hendrik Klinkhardt 22.01.2020

Vielen Dank für den interessanten und wichtigen Artikel. Ich fange gerade mit dem Holzbearbeiten und Basteln an und da stellt sich mir folgende Frage: Ist es auch gefährlich geölte/getränkte Oberflächen zu schliefen? Die Holzfasern stellen sich ja auf und die Oberfläche wird wieder rau. Kann man solche Oberfläche gefahrlos mit einem Exzenterschleifer und einer Absaugung (Staubsauger) abschleifen? Gruß Hendrik

Hendrik Klinkhardt 22.01.2020

Vielen Dank für den interessanten und wichtigen Artikel. Ich fange gerade mit dem Holzbearbeiten und Basteln an und da stellt sich mir folgende Frage: Ist es auch gefährlich geölte/getränkte Oberflächen zu schliefen? Die Holzfasern stellen sich ja auf und die Oberfläche wird wieder rau. Kann man solche Oberfläche gefahrlos mit einem Exzenterschleifer und einer Absaugung (Staubsauger) abschleifen? Gruß Hendrik

Heiko Rech 23.01.2020

Hallo Hendrik, da brauchst du keinerlei Befürchtungen zu haben, Die Gefahr besteht nur bei den Lappen und Schwämmen. Gruß Heiko

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