Weißleim, PU-Leim, Epoxydharz
Moderne Holzleime halten in der Regel mehr aus als das Sie umgebende Holz. So ist der weit verbreitete Weißleim (PVAC Leim) auch bei den meisten Holzwerkern und Tischlern die erste Wahl für Verleimungen. Immer öfter hört und liest man aber davon, dass Epoxydharz für kritische Verleimungen verwendet wird. Bisher habe ich Epoxydharz nur verwendet um Astlöcher transparent oder schwarz zu füllen und für die Verklebung von Metallen mit Holz. Für das Verkleben von Holz mit Holz habe ich es noch nicht angewendet.
Da ich demnächst einige Verleimungen machen werde die als kritisch zu bezeichnen sind habe ich einige Versuche mit Epoxydharz gemacht. Zunächst möchte ich aber noch kurz darauf eingehen, was für mich kritische Verleimungen sind. Dazu gehören auf jeden Fall Verleimungen, bei denen Hirnholz im Spiel ist. Also Hirnholz auf Langholz, Verleimung von Gehrungen und natürlich Hirnholz auf Hirnholz. Ebenfalls kritisch sind meiner Meinung nach alle Verleimungen mit kleinen Leimflächen.
Ich habe mir vor dem l.eimtest entsprechende Musterhölzer vorbereitet. Alle gleich groß und alle aus dem gleichen Holz (Kiefer). Als Testverleimungen habe ich mir eine Längsverleimung zweier Leisten, eine Verleimung Hirnholz Langholz mit zwei Leisten, eine Verleimung Lang- auf Querholz mit zwei Leisten und eine Gehrung ausgesucht. Mit diesen Mustern sollte es möglich sein einen guten Eindruck davon zu bekommen ob Epoxydharz dem normalen Weißleim überlegen ist. Als dritten Testkandidaten habe ich noch einen PU-Leim dazu genommen.
Verschiedene Musterverklebungen
Ich habe jeweils vier Verleimungen mit jedem dieser Leime bzw. Kleber gemacht. Alle Verklebungen habe ich über Nacht aushärten lassen. Alle Verbindungen wurden mit ausreichend Pressdruck hergestellt um eine dichte Leimfuge zu erhalten. Ausgetretener Leim wurde entfernt. Alle Teststücke konnten über 24 Stunden aushärten. Am nächsten Tag wurde es spannend: Der Bruchtest!
Natürlich handelt es sich bei diesem Test um keine besonders wissenschaftliche Vorgehensweise. Er reichte aber aus um meine Neugierde zu befriedigen. Und es reichte aus um das zu bestätigen, was ich schon vor dem Test vermutete. Der altbewährte Weißleim gehört noch lange nicht zum alten Eisen. Denn die Verleimungen brachen nicht, sondern die Holzfaser gab nach. Entscheidend für den guten Halt ist demnach der Faserverlauf und in welcher Richtung die Fasern aufeinander treffen. Der verwendete Kleber oder Leim ändert hieran nichts. Die Verleimung der Gehrung war mit Weißleim am stabilsten. Die Verleimung mit Epoxydharz war hier die schlechteste. In diesem Video sehen Sie die Ergebnisse alle nacheinander.
Wenn eine Verbindung dieser Art wirklich stabil sein soll muss ein Verbinder mit ins Spiel kommen. Konkret bedeutet das also Rund-oder Flachdübel, Zapfen, Schrauben etc. Epoxydharz bewirkt hier keine wirkliche Verbesserung gegenüber Weißleim und auch PU-Leim hat keine nennenswerten Vorteile. Man sollte sich nicht verrückt machen lassen: Der gute alte Weißleim ist in dem meisten Fällen die richtige Wahl.
Hallo Nils, etwas detailierter, mit Deinen gewünschten Gewichtsangaben, findest Du solch einen Test hier, inkl. Sekundenkleber für Holz: http://michael-hild.blogspot.de/2014/02/festigkeitsvergleich-von-div-holzleimen.html Grüße Michael Hild
Hallo Nils, wie ich bereits geschrieben habe sollte das kein wissenschaftlicher Test sein. ich habe diesen Test gemacht um herauszufinden ob Epoxydharz für eien von mir angedachte Verbindung an einem Möbel Sinn macht. Natürlich kann man einen solchen Test noch viel ausgeklügelter machen. Aber das ist nicht notwendig um einen ausreichenden Eindruck zu gewinnen oder Leim für eine konkrete Anwendung zu testen. Ich will mit diesem Beitrag auch zeigen dass jeder Holzwerker solch einen Versuch nach seinen eigenen Anforderungen ganz einfach selbst machen kann. Wer wissenschaftlich herangehen will kann das ja machen. Ich gehe aber davon aus, dass den meisten Holzwerkern die "hau drauf" Methode vollkommen ausreicht. Gruß Heiko
Hallo Freunde des Klebens, ich beschäftige mich beruflich mit dem Thema Kleben und möchte Erklärungshinweise für den Weißleim bzw. die anderen getesteten Klebstoffe geben. Eins Vorweg. Es gibt nicht nur den einen Weißleim bzw. ein Epoxidharz oder Polyurethan Klebstoff. Weltweit kommt man derzeitig auf rund 250 000 Klebstoffe. So wie es keine Schraube für alle Locher und Werkstoffe gibt, so sind Klebstoffe auch in der Regel Spezialisten. In den Baumarktregalen lungert i.d.R. die "B-Manschaft" der Klebstoffe, da der Konsument ja einen billigen Alleskleber sucht. Daher können es die meisten eben auch nur mittelmäßig. D.h. gegebenenfalls wäre der Test auch etwas anders ausgegangen, wenn andere Epoxis oder PU´s im Einsatz gewesen wären. Warum ist aber der Weißleim nun so gut ? Fangen wir mit der Zähflüssigkeit an. Die Epoxis und PU´s sind i.d.R. zäher als der auf Wasserbasis formulierte Weißleim. D.h. er kann besser in die Fasern eindringen. Kleben ist Kraft pro Fläche. Hier punktet der Weißleim, weil er besser und damit mehr Fläche benetzt. Bei dem gezeigten Test wurden Schälkräfte getestet. Das mag kein Klebstoff so wirklich. Zur Verdeutlichung: Mal einen Tesastreifen auf einen Tisch aufkleben und ihn dann parallel zur Platte abziehen und einmal nach oben weg. Unterschied festgestellt ? Der zweite Versuch ging wesentlich einfacher, da hier geschält wurde. Epoxis sind spröder und mögen die Schlagartige Schälbelastung so gar nicht. Bei einem wissenschaftlichen Test mit Zug-Scherbelastung würder er den Weißleim um Längen schlagen. Aber das ist hier nicht die Anforderung gewesen. Die Epoxis haben aber einen anderen großen Vorteil, den sich die Weißleim-Hersteller auch zunutze machen. Soll ein Weißleim feuchtebeständiger sein, werden Epoxis beigemischt. Das Polurethan ist schließlich auch ein System mit guter Feuchtebeständigkeit. Es kann besser Stöße vermitteln, wenn es als sogenannte Dickschichtverklebung ausgeführt wird (ca. 4 mm dick, wie bei Scheibenverklebungen im Auto). Zusammenfassend kann man also festhalten. Für Anwendungen im Innenbereich sind bei fachgerechter Auslegung der Klebung (nicht auf Schälung) Weißleime aufgrund ihres guten Eindringverhaltens in porige Hölzer top geeignet (Bei Tropenhölzern evtl. vorher "entfetten"). Geht es in die Außenanwendung würde ich Epoxis mehr aber noch Polyurethane einsetzen. Mit klebrigen Grüßen Lars Höper
Epoxy
Sorry, falsch gedrueckt. Hallo Heiko, ich verwende Epoxy sehr viel auf dem Boot und kann dem Test nicht so ganz zustimmen:=) 1. Es ist ja so, dass beim Leimen mit Epoxy normalerweise Fuellstoffe zugesetzt muessen, Baumwollfasern , colloidal etc. Die Aushärtung zur Endhärte erfolgt nach ca 5-7 Tagen. Es wäre also interessant zu wissen, wie der Test unter den o.g. bedingungen verläuft. Viele Grüße Frank
Sehr geehrter Herr Rech, ich möchte gerne noch einige Fragen zum Thema Leim stellen. Können Sie mir zum einen sagen, wozu PUR-Leim überhaupt verwendet wird? Ich habe ihn als sehr feuchtigkeitsbeständigen Leim (D4) kennengelernt. Außerdem ermöglicht er das Verleimen von "Nicht-Holzwerkstoffen". Ist er damit ein Leim für Spezialanwendungen im Außenbereich und für die Verklebung von Holz mit anderen Materialien? Demnach dürfte er eher in der Zimmerei zuhause sein? Ich habe ihn zum einsetzen von Buchenholzdübeln in Siebdruckplatten verwendet. Ich denke, ein Weißleim wäre hierfür nicht geeignet gewesen. Würden Sie für Siebdruckpatten PUR-Leim verwenden oder sehen Sie eine Alternative? Danke für eine Rückinfo und schöne Grüße Maik Nieswandt
Hallo Herr Nieswandt, ich benutze PU-Leim nur selten und nicht wirklich gerne. Wenn ich ihn benutze nehme ich ihn für Verleimungen, die Wetterfest sein müssen. Um Dübel in Siebdruckplatte zu leimen (im Innenbereich) reicht ein herkömmlicher Weißleim vollkommen aus. Gruß Heiko Rech
Hallo Herr Rech, ich bräuchte eine Empfehlung für einen wasserfesten Leim mit dem ich aus Schichtholz gekrümmte Holzflächen leimen kann. Ich denke er sollte sehr hart, beinahe spröde sein, damit die Holzschichten nach dem aushärten nicht an einer zu „zähen“ Leimschicht wieder aufeinander abgleiten können und somit wieder die Form verlieren. Was würden Sie empfehlen? Mit freundlichen Grüßen, Florian Weber
Hallo Florian Weber, mit diesen Eigenschaften fällt mir auf Anhieb nur der Titebond Ultimate 3 ein. Gruß Heiko
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Gute Idee! Aber ich finde um die Qualität des Leims wirklich richtig einschätzen zu können müsste man schon etwas wissenschaftlicher ran gehen. Die Belastung der Verbindungen durch die hier durchgeführten Methode ist doch sehr sehr unterschiedlich. Man könnte es besser einschätzen, wenn man ein zb einen Eimer im gleichen Abstand bei jeder Verbindung anbringt und diesen Eimer langsam mit Wasser oder Sand füllt bis die Verbindung bricht. So kann man die genaue Belastung der Verbindung berechnen und die Stärke des Leims besser einschätzen, vorausgesetzt es wurden alle Verbindungen gleich stark verleimt.