Frisch geschlagenes Holz hat zwei Bereiche, in denen es Wasser einlagert: die Zellwände und die Räume und Leitbahnen zwischen den Zellen. Das so genannte "freie Wasser" in den Zwischenräumen verschwindet beim Austrocknen des Holzes als erstes.
Für normale Holzarbeiten wird das Holz erst interessant, wenn nur noch das gebundene Wasser vorhanden ist und die Holzfeuchte zwölf Prozent oder weniger beträgt. Wichtig zu wissen: Erst wenn alles freie Wasser verschwunden ist und das Holz auch gebundenes Wasser verliert, beginnt es überhaupt zu schwinden und zu arbeiten.
Das macht man sich beim Grünholz-Drechseln zunutze. Das sehr feuchte Holz lässt sich fast schneiden wie Butter und dabei sehr dünn drechseln. Helle Hölzer wie Ahorn oder Birke leiten dann schon ab etwa fünf Millimetern Wandstärke Licht. So lässt sich die Wanddicke dünner Werkstücke sehr zuverlässig beurteilen. Weil die Zellen noch von Wasser umspült sind, verformt sich das nasse Werkstück auch nicht und behält seine kreisrunde Form. Gleichzeitig lässt die Fliehkraft viel Wasser aus dem Rohling herausspritzen. Also heißt das Rezept: Sprühen, sprühen und noch einmal sprühen. Halten Sie alle ein bis zwei Minuten die Maschine an und geben Sie einige kräftige Stöße innen und außen aufs Holz. Das füllt die Vorräte des Holzes an freiem Wasser wieder auf.
Ist alles fertig gedrechselt und nass geschliffen, stellen Sie die Nassholz-Schale mit dem Inneren nach unten auf eine Tischplatte. Beste Platzierung ist ein unbeheizter, kühler Raum ohne Zugluft. So verläuft die Trocknung mit ein bisschen Glück ohne Risse.
Weil sich Grünholz so leicht drechseln lässt, macht auch das Experimentieren Spaß: Mit einer gezielt aufgesetzten Zwinge können Sie zum Beispiel die runde Schale noch im nassen Zustand in eine stark ovale Form drücken. Die bleibt auch nach dem Trocknen erhalten.
Wasser bringt Rost mit sich. Also sollten Bankbett, Futter und alle blanken Teile direkt nach dem Drechseln abgewischt und geölt werden.
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