Viele Leser haben den Multidübler bereits erfolgreich laut Bauanleitung nachgebaut. Der Platz im Heft ist jedoch begrenzt und so musste ich mich leider entscheiden: Entweder zeige ich im Heft eine detaillierte Bauanleitung oder eine detaillierte Bedienungsanleitung. So musste die Bedienungsanleitung leider zugunsten der Bauanleitung recht kurz ausfallen und es erreichten mich dann später zur Bedienung des Multidüblers viele Nachfragen per Mail. Einiges habe ich schon mal in einem ersten Blogbeitrag (FAQ zum Multidübler) beantwortet, den Sie hier im Blog gerne noch mal nachlesen können.
In diesem und dem nächsten Blogbeitrag möchte ich auf den Einsatz und die korrekte Einstellung der Anschläge und Steckbolzen beim Herstellen einer Dübelverbindung eingehen und Ihnen insgesamt drei unterschiedliche Varianten und Vorgehensweisen dazu vorstellen. Wichtig ist aber zunächst, dass Sie sich noch mal das Arbeitsprinzip des Multidüblers klar machen.
Der Multidübler arbeitet nach dem symmetrischen Prinzip. Das bedeutet Bohrungen oder Aussparungen auf einer Schablonenplatte müssen von den Seitenkanten aus bis zur Schablonenmitte immer exakt den gleichen Abstand haben. Der Abstand zwischen den beiden mittleren Bohrungen muss dabei nicht zwingend mit den anderen Löchern übereinstimmen. Im Idealfall versucht man das natürlich zu erreichen. Es ist aber, für eine korrekte Funktion des Multidüblers, überhaupt nicht nötig sich hier an Zehntelmillimetern „festzubeißen“. Denn auch dazu erreichten mich immer wieder verzweifelte Mails 😉
Um Ihnen das einmal zu verdeutlichen, habe ich unten eine symmetrische Dübelschablone konstruiert mit mehreren völlig unterschiedlichen Lochabständen. Daran können Sie gut erkennen, dass es einzig und allein auf eine exakte symmetrische – also spiegelbildliche – Abstandsanordnung der Bohrungen ankommt und die Symmetrieachse unsere Mittemarkierung darstellt, an der später auch die Werkstücke ausgerichtet werden.
Einzige Ausnahme: Beim Einsatz der Steckbolzen wird diese Mittenmarkierung nicht benötigt. Darauf werde ich dann im nächsten Blogartikel noch genauer eingehen. Zunächst ist es aber wichtig den Multidübler und die Werkstücke mit präzisen Mittenmarkierung zu versehen. Und wie das geht, zeige ich Ihnen in der Bildfolge unten Schritt für Schritt.
Damit Sie überhaupt ein Werkstück exakt auf dem Multidübler ausrichten können, müssen Sie sich zunächst einmal die Mitte auf dem Anschlag und jeder Schablonenplatte anzeichnen. Nutzen Sie dazu unbedingt ein Streichmaß oder einen solchen Kombinationswinkel.
Stellen Sie den Winkelanschlag auf die halbe Schablonenbreite ein und legen Sie ihn wechselseitig von recht und links einmal an die Schablonenkante an, wenn Sie die Mittenmarkierung mit einem scharfen Bleistift anreißen. Wichtig: Mit einem Meterstab oder Lineal lässt sich die Mitte nicht präzise genug anzeichnen!
Neben der Mittenmarkierung zwischen den beiden mittleren Schablonenbohrungen, müssen sie sich auch den Achsmittelpunkt aller Bohrungen aufzeichnen. Dadurch ergibt sich quasi ein Fadenkreuz an dem Sie dann die Werkstückmittelpunkte exakt ausrichten können.
Egal welche Verbindung Sie letztlich herstellen möchten, an erster Stelle steht immer die eindeutige Markierung aller Bauteile mit dem Schreinerdreieck. Links die aufrechten Rahmenhölzer und rechts die Querrahmenhölzer. Der Fachmann sagt dazu auch einfach: Längsfriese und Querfriese.
Mit diesem einfachen Schreinerdreieck haben jetzt alle Bauteile ihre eindeutige Position innerhalb einer Rahmenkonstruktion. Und alle Querfriese bekommen die Dübellöcher in die Stirnenden und alle Längsfriesen an den Enden der Rahmeninnenkanten. Diese eindeutige Zuordnung ist später noch sehr wichtig!
Auch hier wieder den Kombinationswinkel oder ein Streichmaß einsetzen. Und ganz wichtig: Immer von beiden Werkstückflächen aus anreißen. Im Idealfall treffen sich dann beide Striche exakt in der Mitte. Aber auch wenn sich die Striche nicht treffen, zeigt der Zwischenraum zwischen den beiden Strichen exakt die halbe Holzstärke an. Und auch diesen Zwischenraum kann man dann sehr präzise auf die Mittenmarkierungen des Multidüblers ausrichten.
Auf die gleiche Art und Weise können Sie dann auch die halbe Werkstückbreite exakt anreißen. Mit beiden Markierungen lässt sich anschließend die Schablone und/oder die Anschläge ganz präzise auf die Werkstückmitte einstellen (s. nächsten Schritt 4).
Durch Vor- und Zurückschieben der Schablonenplatte in Pfeilrichtung, können Sie jetzt die Mittenmarkierung für die Lochmitte der Bohrungen exakt auf die Mittenmarkierung an der Werkstückkante einstellen. Damit wäre der Multidübler dann exakt auf die halbe Holzstärke eingestellt.
Mit den beiden Seitenanschlägen kann der Multidübler dann auch exakt auf die halbe Holzbreite eingestellt werden. Dazu wird die Mittenmarkierung auf dem Werkstück einfach auf die Mittenmarkierung der Schablone ausgerichtet und in dieser Position ein Seitenanschlag mit den beiden Flügelmuttern fest arretiert.
Wenn Sie mit den Seitenanschlägen arbeiten möchten, dann wäre diese Variante ganz besonders zu empfehlen, weil Sie hier den Seitenanschlag nicht mehr umbauen müssen. Das geht aber wirklich nur, wenn Sie den Multidübler auch exakt auf die halbe Holzstärke eingestellt haben. Denn jeder auch nur minimale Versatz würde später für fühlbare Absätze auf der Rahmenfläche sorgen, die man dann beiarbeiten müsste. Deswegen rate ich Ihnen auch dringend die Präzision der Einstellung unbedingt mit ein paar Probehölzer in der gleichen Holzstärke zu überprüfen. Selten stimmt die Einstellung direkt auf Anhieb und man muss noch minimale Korrekturen vornehmen. Wenn alles passt, müssen Sie den Seitenanschlag nicht mehr zwingend auch noch auf die halbe Holzbreite einstellen. Deshalb zeige ich die Mittenmarkierung der Holzbreite in den folgenden Fotos bewusst mit ein paar Millimeter Versatz zur Schablonenmitte. Und die etwas fortgeschrittenen Holzwerker mögen es mir nachsehen: Ich zeige das hier jetzt wirklich ganz ausführlich und Schritt für Schritt, damit es auch ein Anfänger ganz sicher verstehen kann.
Im ersten Schritt legen Sie den Querfries mit der Außenkante und dem Schreinerdreieck sichtbar hochkant gegen den Seitenanschlag und bohren die ersten beiden Dübellöcher.
Danach drehen Sie das Werkstück um, so dass nun das Schreinerdreieck nicht mehr zu sehen ist, aber immer noch die Außenkante am Seitenanschlag anliegt. Also die Spitze des Dreiecks (= Außenkante) muss immer in Richtung des Seitenanschlags zeigen!
In dieser Einstellung bohren Sie dann wieder zwei Dübellöcher ins Stirnende des Querrahmenfries.
Das Gleiche machen Sie dann auch mit dem zweiten Querrahmenfries. Achtung: Hier ist die Außenkante der untere geschlossene Teil des Schreinerdreiecks!
Dann wieder einmal umdrehen, so dass jetzt das Schreinerdreieck nicht mehr sichtbar ist, aber die Außenkante immer noch am Seitenanschlag anliegt.
In dieser Einstellung dann die letzten beiden Runddübel ins Stirnende einbohren.
Zum Dübeln der Längsfriese das Werkstück mit der offenen Seite des Schreinerdreiecks zur Schablone zeigend dicht an den Seitenanschlag anlegen. Dort mit einer Zwinge festspannen und die beiden ersten Dübellöcher bohren.
Anschließend den Längsfries umdrehen, so dass jetzt wieder das Schreinerdreieck am Anschlag anliegt und von außen nicht mehr sichtbar ist. Wichtig: Die Außenkante des Längsfries muss weiterhin nach oben zeigen!
Werkstück wieder mit Zwingen am Multidübler fixieren und mit dieser Einstellung die beiden restlichen Dübel in den Längsfries einbohren.
Das gleiche Prozedere wiederholen Sie jetzt noch einmal mit dem rechten Längsfries des Rahmens.
So das war’s für heute mit dem ersten Teil zum Dübeln mit dem Multidübler und in zwei Wochen zeige ich Ihnen dann noch zwei weitere Varianten. Vor allem die Steckbolzen-Variante wird ganz sicher viele begeistern.
Also bis dahin wünsche ich Ihnen natürlich wie immer allzeit unfallfreies Holzwerken.
Herzlichst, Ihr
Guido Henn
Noch ein wichtiger Hinweis und eine eindringliche Bitte:
Ich freue mich wirklich sehr, wenn Sie den Multidübler nachbauen und auch erfolgreich einsetzen, das ist ja Sinn eines solchen Bauplans. Die Erstellung des Bauplans hat jedenfalls eine Menge Zeit, Ausdauer und letztlich auch Geld gekostet. Ohne die Zeitschrift HolzWerken wären solche aufwendigen Baupläne nicht möglich. Deshalb möchte ich Sie noch einmal eindringlich bitten, keine Anleitungen zum Bau oder zur Nutzung des Multidüblers ins Internet, auf die eigene Website oder auf einen YouTube-Kanal hochzuladen. Alles was man zum Nachbau und Umgang mit dem Multidübler wissen muss, gibt es exklusiv in der Zeitschrift HolzWerken, bei HolzWerkenTV auf YouTube und zusätzlich bei Bedarf auch in meinem Blog hier auf holzwerken.net. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie genau darauf in eigenen Beiträgen (z. B. bei einem Foto Ihres Nachbaus auf Facebook® oder Instagram) verweisen würden. Damit leisten Sie einen erheblichen Beitrag, dass ich auch weiterhin solche Projekte und Baupläne für Sie erstellen kann – herzlichen Dank dafür!
Hallo Herr Hinsken, die Schablonenplatten für Runddübel, Dominos oder Schwalbenverbinder sind nur 12 mm dick (nicht 18 mm!), so dass ein 21 mm langer Steckbolzen völlig ausreicht. Der 5 mm Durchmesser ist deshalb besser, weil man den Steckbolzen dann auch problemlos in jedes Dominoloch ab 5 mm einstecken kann, um weitere Dominos im gleichen Abstandsraster zu setzen. Beste Grüße Guido Henn
Hallo Herr Henn, Danke für Ihre Mühe und sorry, daß ich wieder mal nicht richtig gelesen habe! Ein fast 85-jähriger bittet um Nachsicht. Beste Grüße Hermann Hinsken
Hallo Herr Hinsken, das macht überhaupt nichts und für eine - in meinen Augen - durchaus berechtigte Frage muss sich auch niemand entschuldigen. Also wenn sonst noch was unklar sein sollte, dann fragen Sie ruhig, ich helfe wirklich gerne. Viel Spaß und Erfolg weiterhin mit dem Multidübler und herzliche Grüße aus der Eifel Guido Henn
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Guten Abend Herr Henn, Sie geben in dem Multidüblerteil "jetzt wird's groß" als Steckbolzendurchmesser für die Domino-Schablone 5 mm an. Nach meinen Recherchen kann der genannte Anbieter diese Bolzengröße nur bis zu einer Länge von 21 mm liefern. Bei einer Schablonendicke von 18 mm steht der Bolzen also nur max. 5 mm über. Reicht das für die Fixierung des Werkstücks aus oder wäre nicht ein längerer Bolzen in 6 mm Dicke die bessere Wahl? Oder lassen die Abstände den zusätzlichen Millimeter nicht zu? Ihnen eine angenehme Nacht. Hermann Hinsken