Der Spaltkeil sorgt für entspanntes Sägen

Hat Ihre Handkreissäge einen Spaltkeil? Wenn nicht, dann gehört sie vermutlich schon der neuen Generation an, bei der auf diese Sicherheitsfunktion verzichtet wurde. Eine EU-Richtlinie macht dies möglich. Viele Holzwerker und auch Schreiner sind nun verunsichert. Braucht eine Handkreissäge einen Spaltkeil? In den Unterlagen der Berufsgenossenschaft findet man die Angabe, dass der Spaltkeil Pflicht ist. Auf eine Anfrage bei der für Tischler zuständigen Berufsgenossenschaft, was denn nun (im gewerblichen Bereich) bindend sei, erhielt ich die Antwort, dass auch Handkreissägen ohne Spaltkeil zulässig sind, wenn Sie der DIN-EN 60745-2-5 entsprechend gebaut sind.

Spaltkeil an einer Handkreissäge

Leider inzwischen ein seltener Anblick: Ein Spaltkeil an einer Handkreissäge

Was macht eigentlich der Spaltkeil?

Der Spaltkeil soll das Einklemmen des Sägeblattes verhindern. Das kann vorkommen, wenn Sie Holz auftrennen, das unter starken Spannungen steht. In diesem Fall kann sich der Schnitt hinter dem Sägeblatt wieder schließen und das Holz drückt auf das rotierende Sägeblatt. Dieser Druck des Holzes kann so stark sein, dass er den Motor der Säge und somit das Sägeblatt zum Stillstand bringt. Es besteht dann auch die Gefahr, dass die Säge regelrecht zurückschlägt und aus dem Schnitt herausgedrückt wird. Eine recht heikle Situation kann entstehen.

Der Spaltkeil ist dicker als der Grundkörper des Sägeblattes, er verhindert somit, dass das Holz direkt auf das sich drehende Sägeblatt Druck ausüben kann. Der Spaltkeil muss aber dünner sein, als der Sägeschnitt selbst. Ansonsten würde die Säge sich nicht durch den Schnitt schieben lassen. Spaltkeil und Sägeblatt müssen also zwingend zueinander passen.

Verfügt Ihre Handkreissäge nicht über einen Spaltkeil, so muss die Maschine so gebaut sein, dass das Sägeblatt blitzschnell verdeckt wird, sollte die Säge aus dem Schnitt heraus gedrückt werden. Bei Handkreissägen mit Pendelhaube sorgt die Feder in der Haube für die Sicherheit. Sie muss die Haube leichtgängig und schnell schließen. Bei Tauchsägen muss sichergestellt werden, dass der Tauchmechanismus leichtgängig ist und im Falle eines Falles das Sägeblatt schnell im Gehäuse verschwindet. Wenn man feuchtes Holz schneidet, kann dies dazu führen, dass diese Mechaniken durch die nassen Späne schwergängig werden. Reinigen Sie in einem solchen Fall die Säge gründlich, damit alle Teile sich wieder frei bewegen können.

Ich selbst habe zwei verschiedene Handkreissägen. Eine ältere Maschine mit Spaltkeil und eine neuere ohne Spaltkeil. Zum Schneiden von Massivholz nehme ich lieber die ältere Maschine. Aber auch bei Plattenmaterialien kann frei werdende Spannung den Schnitt hinter dem Sägeblatt schließen.

Ein Keil nimmt die Spannung aus der Schnittfuge

Nun ist man als Käufer einer neuen Handkreissäge in einer Zwickmühle. Denn wie eingangs erwähnt haben viele neue Modelle keinen Spaltkeil mehr. Was also tun? Es fällt mir schwer, hier einen eindeutigen Rat zu geben. Wenn Sie sich für eine Handkreissäge ohne Spaltkeil entschließen, seien Sie vorsichtig beim Massivholzzuschnitt. Ein dicker Schraubendreher oder ein eingedrückter Keil am Ende des Sägeschnittes hilft gegen klemmende Sägen. Am besten hat man den Keil oder den Schraubendreher beim Zuschnitt immer griffbereit.

Und bei der Tischkreissäge?

Bei der Tischkreissäge ist der Spaltkeil Pflicht. Schneiden sie niemals ohne Spaltkeil. Denn er verhindert nicht nur das Verklemmen des Schnittes, wie er es bei der Handkreissäge tut. Er sorgt auch dafür, dass kein Restholz oder auch größere Abschnitte von hinten an das laufende Sägeblatt herankommen können. Würde dies passieren, so würde das rotierende Sägeblatt diese Holzstücke erfassen und genau in Richtung des Bedieners schleudern. Schwere Verletzungen könnten die Folge sein. Das ist auch der Grund, warum der Spaltkeil auch beim Schneiden von Nuten und Fälzen montiert sein muss.

Achten Sie auch auf die richtige Einstellung des Spaltkeils. Er darf nicht über das Sägeblatt überstehen, darf sich aber auch nur maximal 2mm unterhalb des höchsten Punktes am Sägeblatt befinden. Der Abstand zwischen Sägeblatt und Spaltkeil darf höchstens 5mm betragen.Kann der Spaltkeil an ihrer Säge nicht verstellt werden, so müssen Sie auf den richtigen Außendurchmesser des Sägeblattes achten.

Position des Spaltkeiles

Richtige Einstellung des Spaltkeiles

Wie Sie sehen, ist kleine, bogenförmige Blechteil nicht so unwichtig wie es auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag. Wenn möglich, verzichten Sie also nicht darauf.

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Kommentare

Uziflator 09.12.2014

Beim Spaltkeil kommt es drauf an ob Handkreissäge oder Stationäre Säge. Bei Handkreissägen darf der abstand zum Schneidenflugkreis max. 5 mm betragen, bei zB. Formatkreissägen dürfen es allerdings max. 8mm sein (früher 10mm)

Heiko Rech 09.12.2014

Hallo, das ist soweit richtig. Die BGHM gibt in den Unterweisungshilfen max. 8mm an: http://www.bghm.de/fileadmin/user_upload/Arbeitsschuetzer/Praxishilfen/Unterweisungshilfen/BG_5.3.1_Tisch_Formatkreis.pdf Im Lehrgangsbegleitheft zum TSM ebenfalls. In der Schrift "Handmaschinen. Handhabung und sicheres Arbeiten" der BGHM wird für Handkreissägen max. 5mm angegeben: http://www.bghm.de/fileadmin/user_upload/Arbeitsschuetzer/Gesetze_Vorschriften/BG-Informationen/BGI_731.pdf Für die meisten Holzwerker sind aber denke ich die 5mm relevant und meiner Meinung nach auch empfehlenswert. Auch bei einer Stationären Maschine stellt ein geringerer Abstand als 8mm ja keinen Nachteil dar. Gruß Heiko Rech

Unbekannter Nutzer 10.12.2014

Hallo Heiko, Darf man fragen was Du für ein Sägeblatt auf deiner Erika drauf hast? Also das rotbeschichtete. Gruß Jan

Heiko Rech 11.12.2014

Hallo Jan, das ist ein Blatt von Freud, mit sogenannter Permashield Beschichtung. Gruß Heiko

HolzWurm911 29.12.2014

Hallo Heiko, bin jetzt nicht ganz bei dir, wenn es um den Spaltkeil geht! Es gibt einen Hersteller von Sägen, der sich in Wendlingen befindet! Dieser brachte 2012 eine Tauchsäge auf den Markt, die sich TS 55 R nennt. FESTOOL wirbt damit “Für das präzise Ansetzen in bestehenden Schnittfugen tritt der neue Führungskeil vor dem Sägeblatt aus“ Die rote aus Oberndorf kam aber wesentlich früher in die Markteinführung! Das war bereits im Jahre 2008. Das angegebene Beispiel, von eine ältere Maschine mit Spaltkeil und eine neuere ohne Spaltkeil zu sprechen, ist so nicht richtig! Festool bekennt sich weiter zum Spaltkeil, bei Handkreissägen… und das ist gut so! Die von dir angesprochene „Zwickmühle bei einer Neuanschaffung“, ist für mich nicht nachvollziehbar! Ein vorschritt im Sägen bau ist auf jeden Fall, ein dicker Schraubendreher oder ein eingedrückter Keil am Ende des Sägeschnittes hilft gegen klemmende Sägen. Das ist ganz und gar großartig!!! Gruß

Heiko Rech 30.12.2014

Hallo Peter- Werner, das Beispiel mit den beiden Sägen stimmt schon. Ich habe ganz explizit von MEINEN Sägen geschrieben. Und da ist es nunmal so, dass MEINE Festool TS55 (ohne R) einen vollwertigen Spaltkeil hat und MEINE MT55 eben keinen. Wann nun welche Maschine Markteinführug hatte, weiß ich nicht, es interessiert mich als Anwender auch nicht wirklich. Jedenfalls ist MEINE Festool Säge älter, als MEINE Mafell Säge. Wie weit der recht kurze Führungskeil der neuen Festool Säge die Aufgaben eines längeren Spaltkeils erfüllen kann entzieht sich meiner Kenntnis. Dass ein eingetriebener Keil oder Schraubendreher keine Innovation ist, steht außer Frage. Eventuell kann der Tipp aber Besitzern von Maschinen ohne Spaltkeil helfen. Da auch im unteren Preissegment kaum mehr Maschinen mit Spaltkeil zu finden sind (Ausnahme Scheppach CS55 und Baugleiche Tauchsägen) kann man meiner Meinung schon von einer Zwickmühle reden. Denn nicht jeder Holzwerker kann oder will sich eine Festool Säge kaufen. Gruß Heiko

mkleinschmidt 02.01.2015

Hallo Heiko, erstmal wünsche ich Dir ein frohes neues Jahr. Wenn ich mich richtig erinnere, hast Du mal ein paar Ratschläge von Mefell erwähnt, die den Längsschnitt in Massivholz mit einer Handkreissäge ohne Spaltkeil einigermaßen sicher machen sollen. Leider kann ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern. Ich habe gerade mit meiner MT55cc einige Längsschnitte in einer 55mm dicken Eschenbohle gemacht. Beim Eintauchen muss man da schon sehr vorsichtig sein, da hat es die Säge öfter ins Holz gezogen und das Blatt hat geklemmt. Da hätte aber auch kein Keil geholfen. Sobald die volle Schnittiefe erreicht war, hatte ich keine Probleme. Ich denke aber auch, dass so eine "kleine" Säge noch gut beherrschbar ist, wenn man sich der Risiken bewusst ist. Bei einer größeren Säge mit z.B. 85mm Schnitttiefe, die evtl. dieses Jahr angeschafft werden soll (keine Tauchsäge), werde ich aber nicht auf einen Spaltkeil verzichten. Gruß Matthias

Heiko Rech 03.01.2015

Hallo Matthias, Maffel rät dazu unbedingt die vordere Handauflage bei Tauchschnitten zu nutzen. Tauchschnitte sind mit das schwierigste, was man mit einer Handkreissäge machen kann. ich habe hier mal was dazu geschrieben: https://www.holzwerken.net/Blog/Heiko-Rech/Sicher-tauchen du solltest also, wenn du eintauchen musst einen Rückschlagstopp verwenden und die Säge an der vorderen Handauflage fest auf das Werkstück drücken. Gruß Heiko

Manuel Kaselow 04.08.2015

Toller Inhalt

Klaus Wendenkampf 03.09.2015

Hallo Heiko, ein sehr informativer Text. Den Spaltkeil hatte ich bei meinen Recherchen für meine Webseite nicht berücksichtigt. Ich werde dies noch einmal überprüfen und überarbeiten. Ich selber werde diesen Sicherheitsaspekt auf jeden Fall beim nächsten Mal beachten. Gruß Klaus

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