Eine heiße Oberfläche

Gewachste Oberflächen haben einen ganz besonderen Glanz und fühlen sich angenehm an. Die Verarbeitung ist in der Regel auch sehr einfach: Das Wachs wird mit einem Lappen dünn aufpoliert und trocknen gelassen. Trägt man dabei zu viel Wachs auf, wird es klebrig und sieht irgendwie speckig aus. Zu wenig Wachs sieht auch nicht gut aus. Es gibt jedoch eine ganz einfache Methode um eine Holzoberfläche ganz gleichmäßig zu wachsen: Heißwachs.

Die Industrie wendet dieses Verfahren an, dafür sind spezielle Spritzpistolen oder Auftragsgeräte notwendig. In der heimischen Werkstatt brauchen Sie dafür nur einen Heißluftfön, Wachs und ein paar Lappen.. Und so funktioniert die Methode:

Ein Heißluftfön, Lappen und Wachs, mehr braucht man nicht um eine Holzoberfläche perfekt zu wachsen.

Ein Heißluftfön, Lappen und Wachs, mehr braucht man nicht um eine Holzoberfläche perfekt zu wachsen.

Schritt 1: Wachs auftragen

Im ersten Schritt wird das Wachs wie gewohnt mit einem weichen Lappen aufgetragen. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Auftrag ganz gleichmäßig erfolgt, mit oder gegen die Maserung, oder auch mal zu dick.

Das Wachs wird aufgetragen

Das Wachs wird aufgetragen

Schritt 2: Der Einsatz der heißen Luft

Das aufgetragene Wachs wird mit dem Heißluftfön erwärmt, so dass es flüssig wird. Der Fön darf dabei ruhig sehr hoch eingestellt werden. Bei meinem Gerät stelle ich eine Temperatur von 400°C ein und halte einen Abstand von etwa 10 Zentimetern zum Holz. Der Fön muss dabei ständig bewegt werden. Hält man ihn zu lange an einer Stelle, kann sich das Holz dunkel verfärben und Leimfugen werden weich.

Das Wachs verflüssigt sich auf der Oberfläche und dringt in Ecken und Fugen ein. Bei grobporigen Hölzern wie Eiche läuft es auch sehr schön in die Poren.

Das Wachs wird erhitzt.

Das Wachs wird erhitzt.

Schritt 3: Verteilen und erneut auftragen.

Das noch flüssige Wachs wird mit einem Tuch verrieben und verteilt. Benutzen Sie nicht das Tuch, mit dem Sie das Wachs aufgetragen haben, sondern eines, das nicht mit Wachs gesättigt ist. Sie können jetzt noch einmal Wachs auftragen, erhitzen und den Überstand abnehmen. Mit dem zweiten Auftrag stellen Sie sicher, dass überall genügend Wachs auf dem Holz ist. Mehr als zwei Aufträge sind aber nicht notwendig.

Das noch flüssige Wachs wird abgenommen.

Das noch flüssige Wachs wird abgenommen.

Schritt 4: Überstand abnehmen

Nach dem zweiten Auftrag und dem zweiten Erhitzen wird der Überstand abgenommen. Das bedeutet, dass das flüssige Wachs, das noch auf der Oberfläche ist, mit einem frischen Tuch komplett trocken gerieben wird. Danach verbleibt eine gleichmäßig dünne Wachsschicht auf dem Holz, die nach dem Abkühlen bereits so trocken ist, dass man sie problemlos anfassen kann. Das Wachs wird zwar noch einen Tag zum kompletten aushärten benötigen, aber eine Weiterverarbeitung der behandelten Holzteile ist problemlos möglich.

Die Oberfläche wird komplett trocken gerieben.

Die Oberfläche wird komplett trocken gerieben.

Schritt 5: Bürsten.

Der fünfte Schritt ist optional. Mit einer Polierbürste, ich verwende eine Schuhpolierbürste, reibt man die Oberfläche kräftig ab. Dadurch wird die Oberfläche etwas mattiert und glänzt nicht mehr so speckig.Wenn Sie einen starken Glanz mögen, lassen Sie diesen Schritt einfach weg und polieren Sie stattdessen mit einem Tuch nach..

Das Bürsten schafft eine gleichmäßig, seidenmatte Oberfläche.

Das Bürsten schafft eine gleichmäßig, seidenmatte Oberfläche.

Diese Vorgehensweise habe ich mit unterschiedlichen Wachs-Produkten getestet (Natural Bienenwachsbalsam, Kreidezeit Lappenwachs und Kirjes Ölwachs). Prinzipiell funktionierte der Auftrag als Heißwachs mit allen dreien. Am besten ließ sich jedoch das sehr feste Ölwachs verarbeiten.

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Kommentare

Jürgen 01.11.2017

Hallo Heiko, ich restauriere einen alten Kleiderschrank. Dieser soll gewachst werden und eine Anfeuerung ist nicht angedacht. Ist dieses Wachsöl dafür geeignet? VG Jürgen

Heiko Rech 02.11.2017

Hallo Jürgen, das hier gezeigte Wachs feuert stark an, ist also nicht das, was du suchst. Gruß Heiko

Rainerle 18.12.2017

Zum Wachs polieren verwende ich insbesondere an profilierten Stellen und Innenecken einen Naturhaar-Rundpinsel (Schwein ist ganz gut) mit Naturhaar mit etwa 2 bis 3 cm Durchmesser. Ideal sind billigste Baumarktpinsel mit Kunststoffstiel. Der Stiel wird auf etwa 3 cm Länge abgesägt und dann in den Akkuschrauber oder die Bankbohrmaschine eingespannt. Wenn man das Bohrfutter nicht zu fest anzieht klappt das gut. Mit mäßiger Geschwindigkeit kann man nun den Pinsel schön in das Profil oder in die Innenecken drücken und er bürstet ganz ordentlich. Um etwas Wachs nachzuholen fährt man einfach über die Fläche, der Pinsel nimmt wieder Wachs auf und gibt es in den Ecken ab. So erreicht man einen gleichmäßigen Seidenglanz, den man mit einer Bürste eben dort mangels Erreichbarkeit erzielen könnte. Arbeitet man mit der oben beschriebenen Heißwachsmethode, die ich auch gerne anwende, beginnt man mit einem Wachsauftrag in der Innenecke (einen schmalen Borstenpinsel verwenden, 1 cm Auftragsbreite) erhitzt das Wachs und verteilt es dann mit dem rotierenden Pinsel und verstreicht es in die Fläche. Dann erst wird die Fläche wie oben beschrieben gewachst. So hat man eine gleichmäßige Wachsfläche und nicht das Problem, dass in der Ecke sich zu viel Wachs ansammelt (und mit der Zeit Staub kleben bleibt).

Heiko Rech 19.12.2017

Hallo Rainer, vielen Dank für die Tipps. Das werde ich bei Gelegenheit mal ausprobieren. Gruß Heiko

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