Stehende Jahresringe, liegende Jahresringe. Bestimmt haben Sie diese beiden Begriffe schon einmal gehört. Gemeint ist damit die Lage der Jahresringe in Bezug auf die Fläche eines Bauteils. Durch den ganz gezielten Zuschnitt und die Holzauswahl können Sie bestimmen wie die Jahresringe am Ende liegen. Sie sollten diese Möglichkeit unbedingt nutzen, denn sie können damit einiges Beeinflussen.
Zunächst einmal beeinflusst die Lage der Jahresringe die Optik. Bei stehenden Jahresringen hat die Fläche eine sehr schlichte Optik, an der Kante ist die Maserung dafür ausgeprägt. Bei liegenden Jahresringen ist es genau umgekehrt. Neben der Optik spielt die Richtung der Jahresringe aber auch eine große Rolle, wenn es um das Verhalten des Holzes geht. Je gerader und schlichter die Maserung ist, umso weniger verzieht sich das Holz. Stark gemasertes Holz neigt hingegen eher zum Verziehen. Wenn Sie in Ihrer Werkstatt stark verzogenes Holz haben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich dabei um ein Seitenbrett mit liegenden Jahresringen handelt.
Liegende Jahresringe
Stehende Jahresringe
Das unterschiedliche Verhalten in Verbindung mit den Unterschieden in der optischen Erscheinung kann man sich aber zunutze machen. Prominentes Beispiel ist eine klassische Rahmen-Füllungs-Konstruktion. Bei dieser Konstruktion ist es ideal, wenn die Rahmen stehende Jahresringe haben. Dann ist die Gefahr geringer, dass sich der Rahmen verzieht. Bei einer Füllung würden stehende Jahresringe aber furchtbar langweilig aussehen. Daher nimmt man dafür stärker gemasertes Holz, welches dann vom Rahmen daran gehindert wird sich zu verziehen.
Ideale Maserung bei einer Rahmentür
Da die Jahresringe aber nun einmal mehr oder weniger Kreisförmig im Stammquerschnitt liegen, gibt es innerhalb eines Stammes bei herkömmlichem Einschnitt in Bretter immer Bereiche mit liegenden und stehenden Jahresringen innerhalb eines Brettes. Wenn Sie den Verlauf der Jahresringe selbst bestimmen wollen, müssen Sie den Grundstein dafür schon bei der Auswahl der einzelnen Bretter legen. Stehende Jahresringe für Rahmenteile erhalten Sie beispielsweise dann, wenn Sie ein entsprechend dickes Brett hochkant auftrennen, statt die Rahmen aus einem dünneren Brett flach herauszusägen. Alternativ dazu können Sie Rahmenteile auch aus den Randbereichen eines Seitenbrettes gewinnen. Einfacher ist es da schon an Holz mit liegenden Jahresringen zu kommen. Denn die hat fast jedes Brett, das nicht unmittelbar aus der Mitte des Stammes geschnitten wurde.
Die beste Ausbeute an Holz mit stehenden Jahresringen hat man, wenn man dicke Bretter entsprechend aufsägt. Das ist auch mit einer der Gründe, warum es im Holzhandel auch Holz in Stärken über 60 Millimetern gibt. Oft benötigt man es für Rahmenhölzer, die am Ende dann zwischen 20 und 30 Millimeter stark sind, aber 60 bis 80 Millimeter breit.
Ein sogenanntes Seitenbrett
Aufgetrennt entstehen Rahmen mit stehenden Jahresringen
Bei sorgfältiger Auswahl und richtiger Kombination von liegenden und stehenden Jahresringen an einem Werkstück kann man also als Holzwerker einen starken Einfluss auf das Verhalten des Holzes nehmen. Allerdings bleiben immer noch genügend Faktoren, auf die wir keinen Einfluss haben. Holz ist immer noch ein Naturprodukt und macht manchmal einfach was es will. Das macht die Arbeit damit zwar schwierig, aber auch spannend und reizvoll. Ärgern Sie sich also nicht zu sehr, wenn trotz sorgfältiger Auswahl Ihr Holz doch mal krumm wird.
Hinweis: Die vorangegangenen Hinweise beziehen sich auf die hierzulande übliche, einfache Einschnittmethode für Schnittholz.
Hierzulande übliche Einschnittart
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