Handwerkzeuge faszinieren viele Holzwerker. Die Menge an angebotenen Modellen und Marken kann aber den Einsteiger in Sachen Handhobel schnell überfordern. Eine der häufigsten fragen, die mir von meinem Kursteilnehmern, aber auch über Kommentare zu Artikeln und Videos gestellt werden ist die, nach einer sinnvollen Grundausstattung für Hobelneulinge. Das ist eine schwierige Frage, auch die es keine pauschale Antwort gibt. Wenn Sie zu diesem Thema zehn erfahrene Holzwerker befragen, werden Sie vermutlich elf unterschiedliche Antworten bekommen. Daher versuche ich erst gar nicht eine allgemeingültige Antwort zu geben. Ich zeige Ihnen lieber drei unterschiedliche Varianten einer Grundausstattung, die meiner persönlichen Meinung nach sinnvoll sind.
Videotipp: Zum No. 62 und seiner Vielseitigkeit gibt es auch ein Video bei HolzWerken-TV:
https://www.youtube.com/watch?v=TSUKJD7fXiY
Mit diesen vier Hobeln und dem passenden Zubehör kann man schon ganz schön viel anstellen. eine Rauhbank habe ich mit Absicht nicht aufgeführt, da die wenigsten Holzwerker sie brauchen werden. Wer jedoch keine Abricht-Hobelmaschine hat und dennoch Massivholz verarbeiten möchte (handgehobelt), der braucht eine Rauhbank.
Nun aber Butter bei die Fische. Hier meine ganz konkreten Vorschläge für drei verschiedene Grundausstattungen.
Wenn Sie möglichst keine Kompromisse bei der Qualität eingehen möchten, dann empfehle ich die Hobel der Hersteller Lie-Nielsen und Veritas. Beide Hersteller bieten ein breites Sortiment an Handhobeln in sehr guter Qualität und mit guter Ergonomie an. Eine Grundausstattung, die mir persönlich sehr zusagt, besteht dann aus einem No.62 und einem No. 60 1/2 von Lie Nielsen, einem 30mm breiten Simshobel und einem großen Grundhobel von Veritas.
Hochwertig, edel und ohne Kompromisse. Eine Grundausstattung aus den USA (Lie Nielsen) und Kanada (Veritas)
Das Zubehör
Zu dieser Grundausstattung sollte noch etwas Zubehör. Nämlich unterschiedliche Eisen mit unterschiedlichen Fasenwinkeln für beide Hobel, ein Messinghammer zum Einstellen der Hobel, ein sog. Hotdog, mit dem man den No.62 besser an einer Stoßlade nutzen kann, sowie ein Parallelanschlag für den Grundhobel, sowie unterschiedliche Eisen für den Grundhobel.
Das Zubehör erweitert das Einsatzgebiet der Werkzeuge enorm.
Preis für alles: ca. 1150 Euro
Zugegeben, Variante 1 ist schon recht teuer. Es geht auch günstiger, aber mit etwas schlechterer Ergonomie, Standzeit der Hobeleisen und Komfort beim Einstellen. Der No. 62 von Dictum war beim Vergleichstest in der HolzWerken Nr. 66 Preis-Leistungs-Sieger, also durchaus eine Empfehlung. Passend dazu vom gleichen Hersteller ein Flachwinkel- Einhandhobel. Günstiger als Simshobel aus Guss sind solche aus Holz. allerdings etwas schwieriger einzustellen. Bei den Grundhobeln gibt es leider keine große Auswahl, da empfehle ich auch in dieser Variante den Großen Grundhobel von Veritas, zu dem es auch viel Zubehör gibt.
Die Mittelklasse gibt es durchaus. Man muss hier allerdings ein paar Kompromisse eingehen.
Das Zubehör:
Auch beim Zubehör ist diese Variante ein wenig sparsamer Nur je ein weiteres Hobeleisen für die beiden Bankhobel, ein einfacher 100g Hammer zum einstellen des Einhandhobels und der Parallelanschlag für den Grundhobel. Zwei weitere Eisen sind im Lieferumfang des Grundhobels enthalten, ebenso wie der Hotdog bereits beim No. 62 dabei ist.
Ein Teil des Zubehörs ist schon im Lieferumfang enthalten.
Preis für alles: ca. 520 Euro
Noch günstiger, aber nicht ganz so vielseitig ist die dritte Grundausstattung, die ich Ihnen vorstelle. Dabei wird der No. 62 durch einen hölzernen Putzhobel ersetzt und auch der Einhandhobel und der Simshobel sind aus Holz. Hölzerne Grundhobel empfehle ich nicht, da sie meiner Meinung nach schlecht einzustellen, unübersichtlich und nicht so vielseitig einsetzbar sind. Daher ist auch bei dieser Variante wieder der große Veritas mit dabei. Statt eines einfachen Putzhobels können Sie auch einen Putzhobel mit Feineinstellung und verstellbarem Hobelmaul nehmen. Dann wird es allerdings wieder etwas teurer.
Einen No. 62 oder etwas Ähnliches gibt es nicht aus Holz. Daher der Putzhobel
Komfortabler einzustellen und besser in der Verarbeitung: Der ECE Primus.
Das Zubehör:
Bei Holzhobeln machen unterschiedliche Hobeleisen mit unterschiedlichen Fasenwinkeln keinen Sinn, daher sind beim Zubehör nur wieder der Anschlag für den Grundhobel und unterschiedliche Eisen eufgeführt. Zum einstellen der Hobel ist wieder der 100g Hammer dabei,
Mit weniger Zubehör und nicht ganz so vielseitig geht es bei den Holzhobeln zu.
Preis für alles: ca. 330 Euro
Aufpreis für Premium- Putzhobel (ECE Primus): ca. 130 Euro
Natürlich kann man Werkzeuge auch gebraucht kaufen. Allerdings werden gebrauchte, gute Gusshobel immer noch recht teuer gehandelt. Bei Holzhobeln sieht es da besser aus, allerdings sollten Sie dann auf den Zustand der Hobeleisen achten. Stark verrostete Hobeleisen brauchen viel Zeit beim Herrichten. Ersetzt man sie gegen neue, ist der Preisvorteil beim Gebrauchtkauf meist schon dahin. Wer aber Geduld hat und ein wenig Arbeit beim Herrichten gebrauchter Werkzeuge nicht scheut, kann durchaus einige Euro sparen.
Das wären also meine persönlichen Empfehlungen für eine solide Grundausstattung an Handhobeln. Jetzt würde mich natürlich auch Ihre Meinung interessieren. Welche Variante würden Sie bevorzugen und wie sieht Ihre Grundausstattung bei den Handhobeln aus?
Hallo Heiko, vielen Dank für die Vorstellung möglicher Grundausstattungen. Da ich mich auch zunehmend für Hobel interessiere und dahingehend leider über wenig Erfahrung verfüge, habe ich eine Frage an Dich. Und zwar betrifft das die oben gezeigten Einhandhobel. Beim Stöbern bei Dictum habe ich diese auch als Simshobelausführung gesehen und ich frage mich ob man da evtl. einen Hobel einsparen könnte. Mir geht es dabei weniger um die Einsparung von Kosten sondern eher um die vielfältigere Nutzung eines Werkzeugs. Macht das Sinn oder sind ein normaler Einhandhobel und ein Zweihandsimshobel wie Du sie ganz oben gezeigt hast sinnvoller? Wo siehst Du ggf. Vor- bzw. Nachteile? Vielen Dank für Deine Hilfe. Gruß Marcus
Hallo Marcus, im Prinzip kann ein solcher Hobel schon sehr viel. Allerdings auch nur in Verbindung mit mehreren Hobeleisen, die man je nach Einsatzzweck austauscht. Aber auch dann gibt es noch zwei Nachteile: - Für längere Arbeiten liegt ein solcher Hobel nicht gut in der Hand. Das kommt durch die Seitlichen Öffnungen. - Bei tiefen Fälzen lässt er sich nicht gut führen, es fehlt einfach der Platz für die Hand. Gruß Heiko
Lieber Heiko, Zusätzlich zu der Raubnak und dem Putzhobel wollte ich mir einen Einhandhobel kaufen. Nun scheint aber die Auswahl nur schon bei Veritas nicht so einfach. Im flachwinkel Bereich gibt es mehrere Modelle. - Apron Hobel - DX60 - NX 60 - standart flachwinkel Einhandhobel Gibt es da nebst dem Aussehen irgendwelche grundlegenden Unterschiede bei der Nutzung? Gruss
Hallo Corrado B Die Einhandhobel von Veritas sind mir persönlich zu groß (bis auf den Apron-Plane) Ich mag lieber die handlichen Nachbauten des Stanley No. 60 1/" wie zum Beispiel den von Juuma oder Dictum. Daher kenne ich die Einhandhobel von Veritas auch nur von den Bildern und vom gelegentlichen befingern auf Messen. Hervorragend in Verarbeitung und Handhabung (und mein absoluter Lieblingshobel) ist der 60 1/2 von Lie-Nielsen. Gruß Heiko
Hallo Heiko, gleich mal vielen Dank für deine tollen Beiträge (und super Videos). Ich werde mir den Lie Nielsen Nr 62 mit zusätzlichen Eisen zulegen. Wie ich in deiner Zusammenstellung erkennen kann, hast du auch ein Zahneisen mit dabei. - Wie schärft man dieses? - Wäre ein Nr 4 Schlichthobel noch eine optimale Ergänzung oder nicht? Vielen Dank, Andre Wäre ein
Hallo Andre, ein Zahneisen wird geschärft wie jedes andere Hobeleisen auch. Was den Nr. 4 angeht, so ist das kein Schlichthobel, sondern eher ein Putzhobel. Meiner Meinung nach gibt es das zu viele Überschneidungen in der Anwendung zum Nr. 62. Du kannst mit dem 62er alles machen, was du auch mit dem Nr. 4 machen kannst. Daher würde ich den Nr. 4 nicht als Ergänzung zu einem Nr. 62 dazu nehmen. Gruß Heiko
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Ich bin nicht so sehr auf Guß oder Holz festgelegt und besitze von Beiden einige Exemplare (Guß: No 4, 5, 62, 220 + Nuthobel). Bei Holz wäre da der Schrupphobel und die Raubank zusätzlich zu nennen. Hier habe ich auch Schlicht- und Putzhobel sowie Simshobel und Grundhobel. Während Schrupphobel und Raubank durchaus regelmäßig im Einsatz sind, stehen Schlicht- und Putzhobel inzwischen etwas hinter den Metallern. Die Einstellerei bei den Holzhobeln ist für mich gar nicht so ein Ding. Allerdings muß ich zugeben, dass mit der Zeit das Gefühl für die unterschiedlichen Hobel sich besser und präziser einstellt. Und Hobeln finde ich einfach toll!