Der Verschnitt ist der Teil des Holzes, der als Reste, Abfall und Späne übrig bleibt. Das kann eine ganze Menge sein. Vor allem bei der Verarbeitung von Massivholz sind Verschnittfaktoren von 50% keine Seltenheit. Bevor ich aber darauf eingehe, wie man den Verschnitt schon vor dem Kauf berechnet, erst einmal ein wenig Mathematik, damit die 100% nicht mehr ganz so erschreckend sind.
Für die Verschnittberechnung gibt es eine recht einfache Formel:
Verschnittmenge (V) = Rohmenge (R) – Fertigmenge (F)
In der Regel rechnet man mit einem Verschnittzuschlag. Das bedeutet, man versucht im vorfeld zu ermitteln, wieviel Holz als Rohmenge man mehr bestellen muss, um eine bestimmte Fertigmenge herauszubekommem. diesen Zuschlag gibt man in Prozent an. Die Fertigmenge sind dabei 100%.
Die Formel lautet dann:
100% x Verschnittmenge / Fertigmenge
Wenn Sie also zum Beispiel beim Plattenzuschnitt eine Restmenge von 1m² haben und die Platte vor dem Zuschnitt 4m² groß war, ergibt sich daraus ein Verschnitt von 25%
Wenn Sie aus 0,04m³ Massivholz eine Fertigmenge von 0,02m³ herausbekommen wären das die eben erwähnten 50%
Als Richtwerte können Sie beim Zuschnitt von Plattenmaterial von 10 – 15% Verschnitt ausgehen. Bei massivem Nadelholz von 50 – 70% und bei Laubholz 40 – 100%. Erschrecken Sie diese Werte? Ja, es hört sich schlimm an. Aber gehen Sie doch mal Ihren Arbeitsablauf durch und überlegen Sie, wo überall Verschnitt entsteht.
Je schmaler und dünner die Teile werden, umso höher ist der Verschnitt.
Wenn Sie eine ganze Platte zuschneiden, machen Sie erst einmal einen Anschnitt. Das bedeutet, sie schneiden eine saubere Kante an. Dabei fallen rundum gut fünfzehn Millimeter Material der Platte weg. Dann kommt es darauf an, ob Sie direkt auf die fertigen Maße zuschneiden, oder erst einmal einen groben zuschnitt machen. die wenigsten von Ihnen dürften die notwendige maschinelle Ausstattung haben um große Platten direkt auf die benötigten Maße zuschneiden zu können. Also erfolgt in der Regel das grobe Zerteilen der Platte mit der Handkreissäge und dann das endgültige Zuschneiden auf der Tischkreissäge. Sie müssen beim Grobzuschnitt auch wieder mindestens zehn Millimeter zugeben. Also wieder Verschnitt. Sie werden vermutlich auch Reststücke haben. Auch das ist Verschnitt. Sogar die Späne, die ihr Sägeblatt produziert sind Verschnitt. Da kommen wirklich schnell zehn Prozent und mehr zusammen.
Sie können den Verschnitt optimieren, wenn Sie eine Zuschnittoptimierung wie MaxCut verwenden.
Artikel: Software für den sparsamen Zuschnitt
Platten lassen sich gut per Software berechnen.
Alleine der Anschnitt der Platte sind schon ein paar Prozent.
Der Plattenzuschnitt und die dazugehörige Berechnung sind im Vergleich zum Massivholzzuschnitt Kinderkram. Sie können den Massivholzzuschnitt nicht durch Software optimieren. zumindest nicht so, dass es in der Praxis auch funktioniert. Massivholz hat Fehler, Risse, Aste. Es kann krumm sein, mit viel Waldkante oder wenig. Mit breitem Splint oder schmalem. Es kommen zu viele Faktoren zusammen, die den den Zuschnitt erschweren. Sie müssen sich jede Bohle genau ansehen und dann entscheiden, was gutes und schlechtes Holz ist.
Ein Beispiel:
Sie haben eine Bohle mit einer Stärke von 35 Millimetern. Daraus sollen Fertigteile von 26 Millimetern Stärke werden. Alleine das ist schon ein Verschnitt von Neun Millimetern in der Stärke. Also etwa 25 %. Dann schneiden Sie von einer Bohle mit vier Metern Länge meist eventuell am Ende ein Stück von 200 Millimetern weg, das eingerissen ist. Wieder 5%. Beim Besäumen schneiden Sie von der ursprünglichen Breite einer 300 Millimeter breiten Bohle 20 Millimeter weg. Nochmal 6% Verschnitt. Nun jetzt machen sie mehrere Längsschnitte, weil Sie Rahmenhölzer aus der Bohle fertigen. Je Schnitt drei Millimeter (Sägeblattbreite) Wieder etwa 3%. Sie müssen das Holz natürlich noch aushobeln, also geben sie in der Breite sieben bis acht Millimeter zu. Aus den in der Breite verbleibenden 270 Millimetern können sie also drei Rahmenhölzer mit einer Fertigbreite von 60 Millimetern aushobeln. Das ergibt dann wieder einen Verschnitt von ca. 12%.
Da kommt also ganz schön was zusammen. Und bei der fiktiven Rechnung von eben wäre das Holz sehr gerade und hätte keine großen Fehler. Je dünner und schmaler die Massivholzteile werden, umso größer wird dann auch noch der Verschnitt.
Auch solche offenen Äste vergrößern den Verschnitt.
Ein großer Teil des Verschnitts entsteht schon beim Grobzuschnitt und beim Besäumen.
Je krummer das Holz, umso größer wird der Verschnitt beim Aushobeln.
Jeder Schreiner und Holzwerker geht mit dieser Problematik anders um. Man sammelt über die Jahre Erfahrungen und bekommt ein Bauchgefühl dafür, wie viel Holz man bestellen muss, damit es für das geplante Werkstück reicht. Man kann natürlich auch ein mehr oder weniger großes Holzlager aufbauen und hat dann immer genug Holz da. Ich mache das nicht, mein Holzlager ist so gut wie nicht existent, ich versuche nur das zu kaufen, was ich auch verarbeite.
Beim Plattenzuschnitt nutze ich das Programm Maxcut und errechne mir damit die benötigen Mengen an Plattenmaterial, die ich dann bestelle. Beim Massivholz rechne ich inzwischen tatsächlich mit 70% Verschnitt, wenn ich in der Stärke nicht viel runterhobeln muss. Brauche ich recht dünne Teile wie zum Beispiel für 15 Millimeter dünne Schubladenteile, rechne ich mit 100% Verschnitt. Es bleibt dann zwar meist noch etwas Rest, aber in der Regel nur wenig.
Ich bestelle mein Holz beim Holzhändler auch nicht stur auf Kubikmeter, das würde ohnehin nicht funktionieren. Ich sage dem Händler, wie viele Bohlen von welcher Breite ich benötige. Die Länge der Bohlen erfrage ich vorher schon bei ihm.
Erschrecken Sie also nicht, wenn sie von Verschnitten von 50 – 100% lesen. Das sind bie Massivholz durchaus realistische Zahlen. Und wenn sie bereits mehrere Projekte mit Massivholz gemacht haben, wissen Sie ja, wie schnell der Stapel an Holz kleiner wird, je näher Sie den Fertigmaßen kommen.
Hallo Maria, da hat sich ein kleiner Fehler in die Formel eingeschlichen, den ich gerade korrigiert habe. Aber 100% Verschnitt sind bei Massivholz eben keine Seltenheit. Das bedeutet, dass du soviel Verschnitt hast, wie du an "gutem" holz herausbekommen hast. Natürlich will man immer so wenig Verschnitt wie möglich haben. Aber man will ja auch eine möglichst gute Qualität am fertigen Stück haben. Und natürlich bedeutet Verschnitt nicht immer gleich Abfall. Gruß Heiko
Hallo Heiko, danke für die ganzen Beiträge jede Woche. Du schreibst, du versuchst nur das zu kaufen was du verbrauchst. So richtig auf Null wird es auch bei dir wohl nicht aufgehen. Was machst du aus den größeren Resten? Zugegeben ich kaufe recht großzügig ein. Jetzt habe ich noch eine Stück 4m Lärchenbohle und 3m Esche aus vorherigen Projekten übrig. Passende Projekte muss ich noch suchen. Grüße Christoph
Hallo Christoph, ich verwende größere und kleinere Hölzer, die ich nicht für ein Projekt brauche um daraus Material für meine Kurse zu machen. Also eine eher untypische Anwendung. Daher sind das bei mir auch nicht unbedingt Reste. Aus Resten kann man aber auch hervorragend Dinge für die Werkstatt machen oder kleine Mitbringsel. Und alles was dann noch irgendwann übrig ist und schon lange ungenutzt herumliegt wird dann zu Brennholz. Auch wenn es einem manchmal in der Seele weh tut. Aber alles kann man beim besten Willen auch nicht aufheben. Gruß Heiko
So ganz verstehe ich die Formel irgendwie nicht. Wenn 100% Verschnitt bedeutet ich habe genauso viel VErschnitt wie brauchbares Holz, was bedeutet dann 50% Verschnitt? 75% von der Bohle sind brauchbar und 25% nicht? Ich verstehe das auch so wenn ich 100% Verschnitt habe kann ich die Bohle gleich komplett zu Brennholz zersägen und kriege kein bisschen brauchbares Holz raus. Aber das macht ja keinen Sinn. Wäre es nicht einfacher, von 50% Verschnitt zu sprechen, wenn ich die Hälfte von der BOhle brauchen kann und die Hälfte nicht? Ein ziemlicher Verwirrspiel ;)
Hallo Peter, der Verschnitt wird in der Regel als Zuschlag definiert. Du musst ja vor der Bestellung wissen, wieviel du zu deiner Fertigmenge rechnen sollst. Im Professionellen Bereich ist das auch wichtig für die Vorkaklulation, aber das soll uns hier nicht interessieren. Du musst also den Verschnittfaktor zu deiner Fertigmenge rechnen. 100% Verschnitt würde bedeuten, dass du ebensoviel Rest hast, wie Fertigmenge, die ja auch 100% ist. Du musst dann also 200% Holz, also die doppelte Menge dessen, was du am Ende übrig haben willst bestellen. Gruß Heiko
Hallo Herr Rech, Ich muss auch sagen, dass mich ihre Prozentrechnung im Artikel ein wenig verwirrt hat. Nach Ihrem letzten Kommentar war es dann aber zu verstehen. Oben geben Sie eine Formel für die Restmenge an und im darauffolgenden Beispiel bezeichnen Sie diese Restmenge als Verschnitt. Schon im nächsten Satz meinen Sie aber mit Verschnitt den Verschnittzuschlag. Die Restmenge kann maximal 100% betragen. Dann hätte man nichts vom Holz verwendet. Der Zuschlag kann theoretisch unendlich hoch werden. An der Stelle möchte ich Ihnen auch mal für Ihre tollen Blogartikel danken. Für mich immer wieder eine Quelle wertvoller Informationen und ich freue mich schon auf die, die noch kommen werden. Viele Grüße Stephan D.
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Hallo, 100% Verschnittmenge erschreckt mich schon. Das bedeutet ja nach obenstehender Formel, dass ALLES Verschnitt ist, ich also nur Brennholz produziere. Der Vorteil von Verschnitt ist für mich, dass man danach häufiger nur aus Resten bauen kann. Das gibt immer das tolle Gefühl, richtig günstig gebaut zu haben. ;-)