Stuhlbau 4: Dauerhafte Eckverbindungen – Ein Versuch

Dauerhafte Eckverbindungen – Ein Versuch

Zu Beginn der Reihe erwähnte ich bereits die unzähligen Reparaturen von Stühlen, die ich während meiner Lehrzeit ausgeführt habe.

Wie kein anderes Möbelstück wird es belastet: ständige Bewegungen beim Vor- und Zurücklehnen, Herumrutschen und Drehen. Der Zahn der Zeit nagt gnadenlos. Die ersten Jahre hält der Leim Zarge,Traverse, Stuhlbein und Lehne zusammen. Doch irgendwann kommt es zur Ermüdung.

Unabhängig davon, wie passgenau die Zapfen-, Dübel- oder Dominoverbindung auch sein mag: Die Bewegungen werden allein vom Leim aufgenommen. Die Reparatur ist mühselig, der alte Weißleim muss abgekratzt werden, meist leidet darunter die Passgenauigkeit der Verbindung.
Bei älteren Stühlen, bei denen man Knochenleim verwendet hat, ist die Reparatur wesentlich einfacher.

Mit Wasserdampf sind spröde Leimreste schnell gelöst, nach dem Trocknen kann mit frisch angesetztem Knochenleim wieder verleimt werden. Neben der stoffschlüssigen Verbindung durch den Leim, möchte ich daher auch eine formschlüssige Verbindung herstellen. Zum Testen wird ein schneller Prototyp an der Kreissäge erstellt, man verzeihe mir die Spaltmaße 😉

Das offene Zapfenloch verfälscht die Ergebnisse zudem, dient aber hier vor allem dem Verständnis.

Der Klassiker in der Draufsicht: Versagt der Leim, versagt die Verbindung.

Eine unauffällige Lösung: Die Feder des Zapfens ragt in die Nut des anderen. Der untere Zapfen ist durch einen Formschluss gesichert.

Die vermutete Schwachstelle bestätigt sich: Die Kräfte werden von Querholz aufgenommen, was den auftretenden Scherkräften nur bedingt standhalten kann.

Alternative: Sicherung durch Dübel. Diese werden schnell an der Bandsäge hergestellt und mit dem Stecheisen etwas “gerundet”.

Ein paar kräftige Schläge und…

fertig ist der Formschluss!

Auch hier wieder die Belastungsprobe: Der nötige Kraftaufwand ist wesentlich größer, der Schaden allerdings auch!

Fazit: Mit etwas Mehraufwand kann ein wesentlich stabileres Möbelstück hergestellt werden.

Die Nut-Feder-Verbindung ist unauffällig und vielleicht sogar schon ausreichend.

Inspiriert von meinem Urlaub in vergangende Zeiten Link zum Blog” “) werde ich Dübel verwenden. Die Schwalbenschwanzverbindungen zeigen wir voller Stolz, warum nicht auch die Dübelverbindung. Wer mag, kann hier sogar für einen kleinen, dezenten Kontrast sorgen. Dübel in Räuchereiche oder ein leichter Kontrast mit hellerem Birkenholz? Mal sehen.

Vielleicht sind meine Überlegungen aber auch fatal und die Leimverbindung kann als eine Art Sollbruchstelle gesehen werden. Eine Reparatur der von mir gezeigten Varianten könnte wesentlich aufwendiger werden, als nur eine Leimfuge zu erneuern.

Ich würde mich diesbezüglich sehr über die Sichtweise von euch freuen.

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