Möglicherweise ist dem einen oder anderen so etwas Ähnliches schon passiert. Man bekommt Besuch von der Verwandtschaft und ein Onkel bringt ein „sagenumwobenes Mitbringsel“ mit. Da sich anscheinend meine Passion des Holzwerkens herumgeschwiegen hatte, kredenzte mir mein Onkel ein altes Erbstück in Form eines Doppelhobels das dessen Opa schon in Verwendung hatte. Voller Stolz übergab er mir das „alte Erbstück“ das auch angeblich schon ihm gute Dienste geleistet haben soll. Ich nahm es in Ehrfurcht mit dem Versprechen es in Ehren zu halten und fachmännisch zu benutzen.
Später bei genauer Betrachtung und ersten Hobelversuchen stellte ich fest das dieser in diesem Zustand nicht brauchbar war. Das Hobeleisen war stumpf und stark verrostet und hatte Scharten. Die Hobelsohle war stark verkratzt, teilweise konkav und an ihr waren Teile abgesplittert. Wurmlöcher und Schrammen hielten sich einigermaßen in Grenzen. Anscheinend hatten sich schon andere Familienmitglieder die „Rosinen“ aus Opas Werkstatt herausgepickt. Wegwerfen wollte ich das Erbstück nicht und Ich legte ihn in einen Schrank wo er wieder mehrere Jahre seines Daseins fristete.
Angeregt durch Selbstbau einiger Hobel kam ich auf die Idee diesem Erbstück ein weiteres, sinnvolles Leben zu bescheren. Immerhin hatte er schon zwei Weltkriege überlebt und viele Arbeitsstunden hinter sich, die Abnutzungen zeugen davon. Schließlich hat er auch einen familiären, ideellen Wert und ich entschloss mich ihn wiederaufzuarbeiten.
Hobeleisen entrosten und schleifen
Im Inet schaute ich mir einige Möglichkeiten an einen Hobel zu entrosten. Es reichte von Zitronensäure bis Elektrolyse. Letztendlich entschied ich mich für eine rotierende Messingbürste. Das geht recht flott. Allerdings sollte man Schutzbrille und Handschuhe dazu benutzen. Danach habe ich die Scharten mit dem Trockenschleifgerät behutsam rausgeschliffen. Immer mal mit Wasser das Eisen kühlen. Anschließend habe ich mit der Tormek, einem Nassschleifgerät dem Eisen den nötigen Feinschliff verpasst. An der Lederabziehscheibe habe ich es noch poliert bzw. abgezogen.
Von der Microwelle auf die Abrichte
Da der Hobel doch einige Wurmlöcher aufwies und mir ein Bekannter zu der Microwellen-Therapie riet, legte ich ihn kurzerhand nur für 2 Minuten unter Vollast in den Micro, da der Hobel aufgrund seines Alters möglicherweise mit Knochenleim verleimt sein könnte und bei zuviel Hitze sich lösen könnte. Danach nahm ich auf der Abrichte wenige Millimeter von der Hobelsohle ab. Dann wurde sie noch auf einem Granitstein mit Schleifpapier Körnung 100 geplant.
Hobelsohle
Nachdem man die Maulöffnung des Hobels auf die neue Hobelsohle aufgezeichnet hatte, wurde mit der Deku die Öffnung grob vorgesägt. Dann wird sie gerade gefeilt.
Aufleimen, Ablängen und Beihobeln der Hobelsohle
Nachdem Aufleimen der Hobelsohle werden die Überstände auf der Bandsäge abgelängt. Danach werden die seitlichen Überstände mit einem fein eingestellten Putzhobel beigeputzt.
Feilen, feilen....und schleifen
Nun feilt man die Maulöffnung behutsam auf Endmaß. Hier immer wieder mit dem Hobeleisen samt Klappe probieren. Dann wird der Hobel rundherum mit dem Bandschleifer geschliffen. Lediglich die neue Hobelsohle wird mithilfe eines Granitsteines und Schleifpapier geplant. Hierzu wird der Hobel nur in die Hobelrichtung bewegt.
Das Resultat
Nachdem ich den Hobel mit Danish Oil eingeölt habe und ihn übernacht trocknen ließ, polierte ich ihn ein wenig, wachste die neue Hobelsohle und machte ein paar Stöße....doch seht Euch das kurze Video an: https://youtu.be/sP1HxZVAoxU
LG Holzpaul, der mit dem Holz tanzt
Hall Paul
Klasse gemacht. Ich denke, dass ich meine Hobel aus meiner Lehrlingszeit als Schreiner ebenfalls wieder auf Vordermann bringen werde. Das war eine gute Anregung. Bin ja auch auf Deinem YT Kanal.
Hall Paul Klasse gemacht. Ich denke, dass ich meine Hobel aus meiner Lehrlingszeit als Schreiner ebenfalls wieder auf Vordermann bringen werde. Das war eine gute Anregung. Bin ja auch auf Deinem YT Kanal.