Ich sollte und wollte mein eigenes Arbeitszimmer bekommen, in dem ich mich ausschließlich um meine Holzprojekte, Werkzeug-Unterlagen, Zeichnungen etc. kümmern konnte. Der geerbte Schreibtisch von den Großeltern meiner Frau war einerseits zu klein und andererseits nicht aus dem Zimmer zu bekommen, ohne ihn zu zerschlagen, da er nicht durch die Tür passte. Wir haben uns einige Male gefragt, wie dieser wohl dort reingekommen ist. Nun denn, es sollte ein Inspirationstisch werden, an dem ich auf Millimeterpapier meine Projekte und Ideen zeichnen konnte. Daher ist er auch ein Stück höher als normal üblich geworden. Es sollte Kirschholz werden, er sollte schlicht sein, eine Platte mit zwei angedeutet Böcken eben. Dass das alles ganz anders werden sollte…
Nachdem die grundlegende Zeichnung fertig war, fing es wie üblich bei meinen Holzhändler Wicharz in Köln an. Dort bekam ich den Tipp bzw. die Empfehlung, dass ich unter der Tischplatte noch Winkelprofile bzw. Flacheisen gegen ein Verziehen des Holzes anbringen sollte. Da ich die 27mm Kirschholzplatte am Rand sowie einmal in der Mitte aufdoppeln wollte, habe ich die Winkelprofile direkt so mit eingearbeitet, dass diese nicht direkt zu sehen sind. Die nächste Herausforderung waren die Tischbeine und deren unterschiedliche Winkel! Ich bekam zwar die grundlegenden Schnitte hin, aber nicht den einen, der aus zwei unterschiedlichen Winkeln bestand und das Ganze auch noch angepasst an einen dritten Winkel. Mein Weg führte mich noch einmal zu meinem Holzhändler – obwohl er eigentlich(!) um 17:00h Feierabend hatte, haben wir noch bis 17:45h über mein Problem gehangen. Letztendlich kam er auf die Idee mit der Handbandsäge – er hatte sogar eine, wollte mir diese aber nicht leihen, weil sie viel zu grob sei. Ich sollte mich an einen Zimmermann wenden… Wir kamen überein, dass ich den Sohn einer Kollegin, der Zimmermann-Meister ist, fragen soll. Gesagt, getan. Ich markierte die Schnitte und Winkel und bereitete alles soweit vor. Er holte das Holz ab, schüttelte nur den Kopf und lacht sich mitfühlend eins, wie wir Kölner nun mal sind. Nach zwei Wochen bekam ich mein Holz zurück und konnte die Beine nun endlich zusammensetzten – Das war mein erstes Projekt, bei dem ich professionelle Hilfe bekommen habe! Es hat mich schon gewurmt, aber ein paar Jahre danach hat er mir ein anerkennendes Lob ausgesprochen, als er den fertigen Schreibtisch gesehen hat! Was will man mehr?
Im Laufe der Zeit komplettierte ich meinen „Schreibtisch“ mit einer Schlüsselschale, einem Briefhalter sowie einem Stifthalter. Natürlich angelehnt an die Winkelvorgaben der Beine und er steht auch nicht mehr in dem Zimmer, das geplant war. Da steht nun der Schreibtisch meiner Tochter. Ich fand einen neuen Platz – ein neues Zimmer, wo mein PC auf den Schreibtisch steht, wo ich diese Zeilen jetzt eintippe und ich mit Sketch-Up meine Ideen zeichne – Ach so, der Schreibtisch von den Großeltern hat doch nicht überlebt – ich habe ihn zerschlagen müssen!
Planungszeit 2013, Umsetzung 2013
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