Finetuning für Handwerkzeuge mit der Feile

CNC-Präzision klingt gut, fühlt sich manchmal jedoch nicht so gut an. Scheut euch nicht, euer Werkzeug an eure Bedürfnisse anzupassen.

Die Kanten unserer Möbel werden selbstverständlich gebrochen. Diese minimale Verrundung ist optisch nicht wahrnehmbar, sorgt aber beim Berühren für ein angenehmes Gefühl und vermeidet Verletzungen. Bei Werkzeugen wird zwar entgratet, die scharfe Kanten bleibt aber bestehen.

Vor einigen Jahren sah ich ein Video, in dem der Besitzer eines Laptops aus Aluminium (das Firmenlogo ziert eine angenagte Frucht) die Kante vor der Tastatur mit einer Feile bearbeitete. Während meine Bekannten das schon mit Blasphemie gleichsetzten, man dürfe dieses Produkt doch nicht verändern, fand ich diesen Einfall genial. “Form follows function” und ich habe mich wirklich viel zu oft über die scharfe Kante bei längeren Arbeiten geärgert.

Als ich ein paar Jahre später zum ersten Mal einen teuren Stahlhobel mein Eigen nennen durfte, bemerkte ich auch dort die unangenehmen Kanten.

Ein paar Züge mit der Feile und das Problem war gelöst. Vor allem große Hände stoßen sich bei den Stahlhobeln No.4 oft an den Kanten des Hobeleisens oder der Lateralverstellung. Scheut euch nicht, euer Werkzeug euren Bedürfnissen anzupassen.

Werkzeug ist per Definition eine Verlängerung des Körpers und je angenehmer sich das Werkzeug nutzen lässt, desto mehr Freude hat man auch bei der Arbeit.

Im ausgelieferten Zustand sind die Grundhobel der deutschen Hersteller wirklich rasierscharf und sollten unbedingt großzügig verrundet werden.
Mit einer Stahlfeile lässt sich die gefräste Oberfläche dieses Stanley No. 41/2 schnell entschärfen.
Der Meissel ist im vorderen Bereich gehärtet und sollte nicht mit einer Stahlfeile bearbeitet werden. Ich verwende einen Schleifstein, um alle vier Kanten leicht zu verrunden.

Bei Messinstrumenten (ich denke da vor allem an meinen Kombinationswinkel oder Messschieber) möchte ich mich an dieser Stelle eher zurückhalten. Dort führt eine Kantenverrundung zu einer Verfälschung des Messergebnis. In der Holzbearbeitung ist die Abweichung dabei wohl so marginal, dass dies zu vernachlässigen wäre.

Wer beruflich jedoch vor allem mit Metall arbeitet, wird aber wohl schon allein bei der Vorstellung mit den Zähnen knirschen.

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