Raus aus der Komfortzone – durch Scheitern fortschreiten

Die Motivationscoaches und Survivalexpertinnen der sozialen Medien starten oft mit dem motivierenden Leitsatz:

„Verlasse deine Komfortzone um Neues zu erreichen“.

Ein wenig davon wollen wir uns im heutigen Blog auch mal zu Herzen nehmen und die Frage beantworten:

Welchen Schwierigkeitsgrad kann ich mir bei einem Projekt vornehmen?

Zunächst sollte man sich den wesentlichsten Arbeitsschritten widmen:

Platten/Bohlen besäumen, rechtwinklig formatieren und verbinden (und sei es eine genagelte Verbindung), sowie die Oberflächenbearbeitung, sind die ersten grundsätzlichen Fähigkeiten, die es zu erlernen gilt.

Dabei wird man vielleicht schon auf das erste größere Hindernis treffen: Das Einrichten der Maschine, um rechtwinklige Schnitte zu garantieren.

Mit Hilfe der Tipps und Tricks der „Holzwerken“ und Videos aus dem Internet wird sich dafür eine Lösung finden lassen.

Nun werden die ersten kleineren Projekte in Angriff genommen: Durch häufige Wiederholungen erreicht man dabei Routine. Bewegungsabläufe werden effizienter und die heimische Werkstatt passt sich zunehmend den erforderlichen Arbeiten an.

Relativ schnell wird ein entscheidendes Stadium erreicht:

Die grundsätzlichen Arbeitsschritte funktionieren und im Prinzip können alle gewünschten Möbel gebaut werden.

Vielleicht wird statt der halbverdeckten Schwalbenschwanzverbindung der Flachdübelfräser genommen, statt der Schellackpolitur

erfreut man sich am seidenmatten Glanz des Hartwachsöls.

Die anfänglich steile Lernkurve flacht ab, dafür steigt mit jedem weiteren Projekt das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Im Hobbybereich empfehle ich zukünftige Projekte mit dem 70/30-Prinzip einzuordnen:

70% der anfallenden Arbeitsschritte sollten weitestgehend routiniert ablaufen. Damit kann weitestgehend gewährleistet werden,

dass man das Projekt abschließen wird.

Die 30% stellen Neuland, bzw. Risiko dar. Eine neue Verbindung, unbekanntes Material, aufwendigere Oberflächenbehandlung…

Um das Risiko weiter herunter zu brechen, werden die neuen Herausforderungen vorab wenigstens einmal ausprobiert.

Vor allem eine neue Oberflächentechnik kann sonst schnell zu einem fatalen Ergebnis führen.

Wichtig dabei ist jedoch auch die Aussicht, zu scheitern. So unangenehm, ärgerlich und auch teuer es sein mag, aber all

die Floskeln über Wagnis und Gewinn enthalten leider viel Wahrheit, ebenso wie die Klugheit durch Schaden.

Nach der ersten Enttäuschung über einen Rückschlag sollte daher mit der Fehleranalyse begonnen werden.

So kann die investierte Zeit immerhin als Lehrgeld verbucht werden, schließlich wurde früher auch von Auszubildenden an den Lehrbetrieb gezahlt.

Vergleicht euch bloß nicht mit anderen Hobbytreibenden auf sozialen Kanälen. Ihr habt keinen Vergleich, wieviel Vorbildung, Freizeit und Misserfolge in das fertige Resultat geflossen sind und wie viele gescheiterte Projektfotos nie das Licht der Öffentlichkeit betreten durften (oder wie die Eckverbindung auf der gegenüberliegenden Seite aussieht).

Auch mir passieren bspw. fast bei jedem Projekt kleine Fehler und ich kann auch bei meinen Kollegen an wenigen Fingern abzählen wie oft ich den Satz gehört habe „Lief wirklich alles reibungslos, auch bei der Montage gab es keine Probleme“.

Kopf hoch, Frust bei Seite und mutig weitermachen. Es gibt leider kein STRG + Z in der Holzbearbeitung, um entstandene Fehler rückgängig zu machen. Dafür gibt es aber beim Erfolg wesentlich mehr Glückshormone und die bewundernden Blicke der Verwandtschaft.

Ärger, Frust, Zeit, Geld… und irgendwann die Erkenntnis, zukünftig bei zu hoher Luftfeuchtigkeit durch die Brauerei neben meiner Werkstatt, nicht mehr an diesem Ort zu furnieren.

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