Altes Handwerkzeug löst so manches moderne Maschinen-Problem

Laut Herstellerangabe arbeitet unsere CNC im 1/100mm Bereich und dabei so schnell, dass kein Mensch diese Leistung erbringen könnte.

Doch es gibt Grenzen, die mir sowohl bei der CNC als auch bei vielen anderen Maschinen immer wieder bewusst werden: In diesem Fall war der Verfahrbereich minimal kleiner als die Platte. Wenige mm fehlen, doch auch das beste Zureden bringt einen hier nicht weiter.

Gleiches gilt für die Durchlassbreite/Höhe bei der Bandsäge, den Verfahrweg der Formatkreissäge, die Frästiefe der Oberfräse oder die Breite von Abrichten/Dickenhobel. Dazu gesellen sich ungewollte Innenradien durch Fräser oder Kreissägeblatt (bspw. bei Aussparungen), der Exzenterschleifer ist zu hoch für nachträgliche Schleifarbeiten bei niedrigen Korpussen und gelangt nicht vollständig in die Ecken.

Wo die moderne CNC an ihre Grenzen stößt, beginnt der Spaß mit dem Handhobel. (Und jetzt bitte keinen Kommentar dazu, dass MDF das Eisen stumpf werden lässt. Man kann es doch schärfen 😉 )

Dabei liegen die Problemlöser meist griffbereit: Mit dem Handhobel kann man Tische jeglicher Breite abrichten, das Stecheisen hinterlässt keine Radien und der Schleifklotz gelangt auch noch in den letzten Winkel.

Vor allem bei aufwendigen Verbindungen fallen zudem die hohen Rüstzeiten auf: Während der Wechsel der Handsäge von Längs- auf Querschnitte einen Handgriff erfordert, vergehen dafür an der Kreissäge gerne mal ein paar Minuten und eventuelle Flüche, wenn man sich die Finger in den endlosen Weiten der Baukreissäge verbiegt. Eine kleine Fase ist mit dem Handhobel schneller angefertigt, als die Kantenfräse aus dem Systainer gekramt werden kann. Schmale Schwalbenschwanzverbindungen mit der Oberfräse sind nur begrenzt möglich, da Gratfräser nicht so dünn gefertigt werden können.

Die Arbeit mit Handwerkzeugen sorgt also nicht nur für eine angenehme Abwechslung, sondern erweitert die Möglichkeiten und kann dabei auch die Effizienz steigern.

Ich gebe dabei jedoch auch zu, dass ich im Berufsalltag die Vorteile dieser „alten“ Problemlöser des Öfteren vergesse: Da wird lieber noch eine weitere Stunde versucht, die CNC auszutricksen, statt direkt zum Handhobel zu greifen.

Foto: Dominik Ricker