Kleiner oder großer Fräser: die Qual der Wahl

Viele Wege führen zur Nut: Gestemmt mit dem Stecheisen, gehobelt mit dem Nuthobel, ein paar verdeckte Schnitte an der Kreissäge oder mit der Oberfräse.

Wer die Wahl hat, hat auch die Qual. Zumindest, wenn die Oberfräse als Mittel zur Wahl steht, kann man die Wahl zukünftig ein wenig eingrenzen. Denn hier ist vor allem die Vielzahl an Fräsern manchmal überfordernd: Fräst man die Nut nun mit dem Scheibennutfräser oder dem Nutfräser, den 10 mm breiten Falz mit dem 19 mm “Falzfräser” oder doch den großen Falzkopf?

Die Arbeit mit kleinen Fräsern war für mich eine der unangenehmeren Erfahrungen bei der Nutzung von Tischfräsen für den Hobbybereich – statt der großen Maschinen in der Tischlerei. Wenn man sonst nur Fräser mit 10 bis 20 cm Durchmesser gewohnt ist, wirkt der 19 mm Falzfräser (laut Herstellerblatt als ideales Falzwerkzeug beschrieben) doch schon ein wenig niedlich.

Vier verschiedene Fräser auf einer Tischplatte Links: 19 mm Falz-/Bündigfräser, 8 mm Nutfräser. Die eher üblichen Durchmesser. Rechts: Scheibennutfräser und Falzkopffräser mit 35 bis 50 mm Durchmesser.

Großer Fräser in der Draufsicht Späneabtransport und Schnittgeschwindigkeit lassen sich bereits in der Draufsicht schon erahnen.

In der Praxis zeigt sich dann auch schnell der Nachteil: Um auf eine akzeptable Schnittgeschwindigkeit zu kommen, braucht es eine hohe Drehzahl. Kurz zur Erinnerung: Die Schnittgeschwindigkeit ergibt sich aus dem Durchmesser und der Drehzahl der Schneide.

Die Schneide eines kleinen Fräsers hat nach einer Umdrehung im Vergleich zu einem großen Fräser kaum Strecke zurückgelegt und muss dieses Defizit mit hoher Drehzahl ausgleichen. Das kann schneller zu Brandspuren führen. Zudem können die Späne nicht so gut abgeführt werden, was die Reibung erhöht, den Vorschub merklich behindert und selbst bei größeren 2000W-Oberfräsen für einen Einbruch der Drehzahl sorgen kann. Weniger Drehzahl = weniger Schnittgeschwindigkeit = erhöhte Rückschlaggefahr und Brandspuren.

Die Entscheidung sollte, meiner Erfahrung nach, daher wenn möglich immer auf einen großen Fräsdurchmesser fallen: Es kann mit höherem Vorschub gearbeitet werden, während man auch gleichzeitig die Spanabnahme erhöhen kann. Auch die Staubentwicklung ist wesentlich geringer.

Nachteilig ist vor allem der Preis, zumindest wenn man bislang den Kauf von kleinen Nutfräsern gewohnt ist. Die Geräuschentwicklung ist im Leerlauf ein klein wenig erhöht (wenn man es denn überhaupt wahrnimmt), während der Zerspanung empfinde ich den Ton jedoch als wesentlich angenehmer, da er nicht mehr ganz so hochfrequent ist.

Zudem wird seitens der Hersteller ausschließlich die stationäre Nutzung im Frästisch vorgegeben, eine manuelle Führung der Oberfräse ist nicht erlaubt.

Fotos: Dominik Ricker

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