Anfang des Jahres bekam ich aus dem Bekanntenkreis die Anfrage, gegen Materialkostenerstattung zur Aufführung des Theaterstücks "Das Gespenst von Canterville" einen Kamin zu fertigen. Es brauche nur etwas einfaches aus Pappe oder Sperrholz zu sein, hieß es. Wenige Tage später erhielt ich ein Referenzbild der marmornen Kaminfassade aus dem englischen Adelssitz, in dem die Erzählung verfilmt worden war. Sofort wurde mir klar, dass sich solch ein Stück nicht auf die Schnelle aus den vorgeschlagenen Materialien umsetzen lässt (zugegebenerweise war die stilistisch korrekte Umsetzung in klassizistischer Formensprache auch nicht explizit meine Aufgabe). Dennoch war mir die Gelegenheit durchaus wilkommen, endlich einmal eine klassische Säulenordnung in Holz auszuführen.
Als Referenz für die Konstruktion der Dorischen Ordnung leistete das Säulenbuch des Hans Blum gute Dienste. Hinsichtlich des Werkstoffs fiel die Wahl auf Fichtenholz, damit der Materialpreis möglichst gering blieb.
Um die Enthasis (bauchige Verjüngung) der Säulenschäfte korrekt auszuarbeiten, wurden in den rundgeschruppten Rohling an mehreren Stellen Nuten bis auf den geforderten Durchmesser eingestochen. Nach dem Abtragen des meisten Materials konnte dann die finale Kontur unter Zuhilfenahme dieser Durchmesserreferenzen mit dem Meißel angelegt werden. Bei den Basen und Kapitellen verfur ich nach dem gleichen Prinzip.
Das Gebälks ( übergeordnete Einheit bestehend aus Architrav, Fries und Kranzgesims) fertigte ich einfachheitshalber aus mehreren Leisten, die sukzessiv aufeinandergeleimt wurden. Dominos halfen dabei, die einzelnen Glieder richtig zu positionieren. Um die kleinen Kehlen auszuarbeiten, entstand auf die Schnelle aus einem alten Stecheisen und Restholz noch ein entsprechender Kehlhobel.
Die Eingrenzung des Kamineinsatzes empfand ich einem schmiedeeisernen Gitter mit aufgedornten Stäben nach. Abschließend erfolgte ein zweimaliger Anstrich in den zum Referenzstück passenden Farben.
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