Zeichenrollenköcher

Zeichenrollenköcher aus Holz in zwei verschiedenen Varianten
Im Rahmen des Kunstunterrichts in der Schule ergab sich die Situation, großformatige Zeichnungen zu transportieren. Zur sicheren Verpackung gibt es natürlich kommerziell erhältliche Zeichenrollenköcher, die mir aber alle nicht wirklich gefielen. Daher konstruierte ich damals eine hölzerne Variante. Um ein solch komplexes Stück umzusetzen, fehlten mir zu dieser Zeit allerdings noch die nötigen Werkzeuge und Fertigkeiten.

Wenige Jahre später kramte ich dann wieder den Entwurf aus der Schublade und stellte mich der Herausforderung. Entstanden sind zwei verschiedene Versionen, deren einende Merkmale in der oktogonale Grundkonstruktion und den aus dreieckigen Segmenten zusammengesetzten Deckeln und Böden bestehen. Die Differenzen liegen in den gewählten Verbindungen zwischen Deckel und Dauben bzw. Boden und Dauben sowie der Gestalt der Deckel. Bei Variante 1 verleimte ich Deckel bzw. Boden und Dauben auf Gehrung, bei Variante 2 kamen Schwalbenschwanzverbindungen zum Einsatz. Dabei setzte ich in jede Schwalbe noch eine kleine Zinke, und um die Schwierigkeit noch weiter zu steigern, führte ich den Deckel dieser Variante als achtseitige Pyramide aus (die anschließend zu einem flachen Kegel gehobelt wurde).

Als Hölzer kamen Ahorn und Kirschbaum in Kombination zum Einsatz. Bei Variante 1 bestehen die Dauben aus Ahorn, Deckel und Boden aus Kirschbaum. Bei Variante 2 verhält es sich genau anders herum. Stehende Jahresringe und ein gleichmäßiger Faserverlauf sorgen besonders bei den Dauben für fast unsichtbare Leimfugen.

Bei Variante 1 lag die Herausforderung besonders in dem Zusammenspiel von insgesamt 40 Gehrungen. Die kleinste Abweichung von der perfekten Geometrie bedeutet also Nacharbeiten. Und sobald man einmal mit dem Nacharbeiten beginnt, dann zieht sich eben wegen dem Zusammenspiel aller Gehrungen das Nacharbeiten durch den ganzen Fertigungsprozess hindurch. Das Erarbeiten von Problemlösungen stand demnach auf der Tagesordnung. Dabei zeigten sich die Raubank bzw. der Blockhobel mit leicht gerundetem Hobeleisen als unverzichtbare Werkzeuge, um den Gehrungswinkel in sehr kleinen Einheiten zu verändern und die Teile bis zum luftdichten Sitz anzupassen.

Variante 2 besitzt zwar weniger Gehrungen, bot aber wegen den ausgefallenen Schwalbenschwanzverbindungen Schwierigkeiten von einer anderen Art. Dies war ganz besonders bei der Deckellösung der Fall, da sich durch die Pyramidenkonstruktion an den langen Kanten der dreieckigen Segmente Doppelgehrungen mit ungeraden Winkeln ergeben.

Nach dem letzten Verleimen hobelte ich die polygonalen Röhren in die Form eines Zylinders (eine Drechselbank besaß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht). Dies führt gerade bei der ersten Variante zu dem sehr schönen Rundbogenmotiv im Gehrungsbereich zwischen Korpus und Deckel bzw. Korpus und Boden. Zum Öffnen und Schließen des Deckels dient eine einfache Steckverbindung.

Abschließend erfolgte die Oberflächenbehandlung mit einer Wachspolitur.

Benötigte Zeit

ca. 100 Stunden Stunden

Verwendetes Werkzeug

  • Formatkreissäge
  • Abricht Dickenhobel
  • Verschiedene Handwerkzeuge

Verwendete Materialien

  • Ahorn
  • Kirschbaum

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