Mit Schärfhilfen erreicht man wiederholgenaue Ergebnisse – vorbei die Zeiten, in denen ein scharfes Eisen ein Glücksspiel war.
Auch wenn ich meist Freihand schärfe, nutze ich spätestens bei ausgebrochenen Schneiden gerne eine Führung.
In diesem Blog möchte ich drei hochwertige Führungen vorstellen, zwei von Veritas und eine von Richard Kell.
MK2 von Veritas
Die MK2-Führung von Veritas dürfte die bekannteste und zurecht beliebteste Schärfhilfe sein. Meiner Meinung nach auch vollkommen berechtigt.
Zu Beginn mögen die vielen Verstelloptionen ein wenig verwirren, mit etwas Routine ist das Prinzip dann aber schnell umsetzbar.
Die breite Messingrolle macht ein Kippeln unwahrscheinlich, kurze Stemmeisen, japanische Stemmeisen und breite Hobeleisen könne alle sicher fixiert werden.
Laut Veritas können dabei Breiten von 12.7-73mm fixiert werden.
In der Praxis können auch sehr schmale Stemmeisen eingespannt werden, allerdings muss durch den beidseitig angeschraubten Druckbalken das Eisen dann auch wirklich exakt mittig positioniert werden. Ansonsten kann es sich verdrehen, was vor allem bei sehr schmalen 3mm-Eisen schon ein wenig herausfordernd wird.
Weiterer Nachteil: Der Abstand zwischen Rolle und Schneide ist hier sehr hoch, idealerweise nutzt man daher lange (und dadurch leider auch meist hochpreisigere) Schärfsteine.
Seitenklemm-Schärfhilfe (fortlaufend SKS genannt) von Veritas
So nüchtern wie der Name ist auch die Anwendung dieser Schärfhilfe:
Mit Hilfe eines selbstgebauten Abstandhalters wird das Eisen eingelegt, festgeschraubt und kann geschärft werden.
Ähnlich wie der berühmte Klassiker von Eclipse wird durch die V-förmigen Backen eine Verdrehung des Eisens verhindert. Keine verwirrenden Einstellmöglichkeiten der Mikrofase wie bei der MK2, kurze Distanz zwischen Rolle und Schneide und ein sehr breiter Verstellbereich von 3-63.5mm.
Zwei Haken hat dieses einfache Prinzip dann leider doch:
Sehr kurze Eisen können nicht fixiert werden, ebenso wie japanische Eisen, die an den Flanken unbearbeitet sind.
Die schmale Rolle ist sehr kippelanfällig, was vor allem bei sehr schmalen Stecheisen ein wenig Übung und Ruhe bedarf.
Nr.1 von Richard Kell
An Minimalismus wohl kaum zu übertreffen, präzise gefertigt und einfach anzuwenden: Diese kleine Schärfhilfe musste ich einfach haben.
Von allen drei gezeigten Führungen ist diese mit ca. 50€ sogar die günstigste Variante. Auch hier muss wieder ein selbstgebauter Abstandshalter für die korrekte Länge beim Einspannen genutzt werden. Nun muss nur noch das zu schärfende Eisen eingelegt werden (2-26mm Breite in dieser Version, es gibt auch die Nr.2 für Hobeleisen), Schraube seitlich zudrehen – fertig.
Im Gegensatz zu Veritas ist hier die Laufrolle gummiert und läuft dadurch gefühlt ein wenig ruhiger. Im Vergleich zur SKS ist die Auflage dabei sehr breit und die Kippelgefahr gleich null. Da das Eisen gefühlt am Mittelpunkt der Drehachse der Führung eingespannt wird, ergibt sich somit auch der kürzeste Abstand zwischen Rolle und Schneide. So lassen sich auch sehr kurze Eisen schärfen.
Einen großen Nachteil gibt es allerdings: Wenn man beim Fixieren nicht gleichzeitig darauf achtet das Eisen nach unten auf die Führung zu Drücken, kann es schief eingespant werden. Das ist mir leider schon in der Hektik des Berufsalltags häufiger passiert. Spätestens beim Auflegen auf den Schleifstein bemerkt man seinen Fehler zwar, nervig ist es trotzdem.
Fazit:
Die Präzision der MK2, kombiniert mit der Schnelligkeit der SKS und Einfachheit der Nr.1 wäre die perfekte Schleifhilfe.
Vom hohen Anschaffungspreis und der ersten Einarbeitung abgesehen, erhält man bei der MK2 durch die vielzähligen Anbauteile eine Schärfhilfe, die keine Wünsche offen lässt. Dabei steigt der Preis dann aber auch schnell auf 150-200€.
Die Nr.1 von Richard Kell benötigt lediglich eine kleine Abänderung: Wenn die seitliche Klemmung wie bei der SKS V-förmig wäre, dann wäre diese Führung mein Favorit.
Die SKS von Veritas ist aktuell die schnellste und damit von mir bevorzugte Schärfhilfe: Einlegen, Festspannen, schärfen. Verdrehsicher, rechtwinklig und eine große Bandbreite an Eisenbreiten. Die schmale Rolle erfordert ein wenig Konzentration, wenn man das Freihandschleifen gewohnt ist, dann ist dieser Kritikpunkt zu vernachlässigen.
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