Eichenholz: Muss das Splintholz weg?

Splintholz und Kernholz beschreiben die Reifezone des Baumes im Querschnitt:
 Nach der Rinde (sowie Borke und Kambium) folgt das Splintholz, vereinfacht gesagt das „frische“ Holz. Es dient zum Transport der Nährstoffe aus der Wurzel in die Krone und speichert in seinem Zellgewebe zudem auch Zucker und Stärke.

Mit fortschreitendem Alter wird das Splintholz zum Kernholz. Dieses ist meist dunkler, härter und dient nicht weiter dem Nährstofftransport. Dies wäre die typische Kernholzbaum-Beschreibung, zum Beispiel bei einer Eiche.
Alternativ gibt es noch den Falschkern-Arten (z.B. Buche), Splintholz-Arten (z.B. Weißbuche)und Reifholzarten (z.B. Linde).

Die Diagonale zeigt den Splintholzanteil, die Vertikale den zusätzlichen Verlust von Kernholz beim Besäumen.
Die Diagonale zeigt den Splintholzanteil, die Vertikale den zusätzlichen Verlust von Kernholz beim Besäumen.

Der heutige Beitrag soll sich vor allem der Eiche und der häufigen Frage „Splintholz im Möbel -ja oder nein?“ widmen.


Grundsätzlich gibt es drei Faktoren, die es dabei zu berücksichtigen gilt:


  • Optik: Der deutliche Hell-Dunkel-Kontrast von Splintholz und Kernholz fällt auf.
  • Mechanische Belastbarkeit: Splintholz ist weicher/brüchiger als Kernholz.
  • Witterungsbeständigkeit: Splintholz ist anfällig für Pilz-/Schädlingsbefall.

Bei der Optik streiten sich die Geister, ich persönlich finde den Kontrast störend. Der warme Farbton der Eiche und seine meist lebendige Maserung sind schön genug und haben es nicht nötig, mit dem hellen Splintholz zu konkurrieren. Weitere Zeilen wären wenig objektiv, daher würde ich diesen Punkt der individuellen Vorliebe überlassen.

Die mechanische Belastbarkeit ist dagegen schon weniger streitbar: 
Statisch belastete Bauteile wie Beine stoßgefährdete Stellen wie Tischkanten und Leimfugen können so zu Sollbruchstellen werden. Zudem neigt Splintholz eher zum Arbeiten als Kernholz, was ebenfalls für Probleme sorgen kann. Je nach Splintholzanteil und Beanspruchung gilt es diesen Punkt abzuwägen.
Das weichere Splintholz ist übrigens auch flexibler und wird aufgrund dieser Eigenschaften gerne anteilig beim Bogenbau verwendet.

Der Einsatz von Splintholz im Außenbereich ist nicht zu empfehlen. Wie zu Beginn erwähnt, sind Zucker und Stärke im Splintholz gespeichert: Der ideale Nährboden für Pilz-/Schädlingsbefall. Die charakteristische Eigenschaft der Eiche, der hohe Gerbsäuregehalt, findet sich zudem nur im Kernholz. Falls man doch mal ein Wurmloch im Kernholz entdeckt: Wahrscheinlich ist das Loch vor vielen Jahren im Splintholz entstanden und dann zum Kernholz geworden – ohne den Wurm.

Zusammengefasst spricht wenig dafür, auch bei Möbeln im Innenraum das Splintholz in der Eiche zu belassen. 
Warum es dennoch immer wieder zu Diskussionen diesbezüglich kommt?
Der Verschnitt ist höher! Wie auf den Bildern zu erkennen, verliert man 10-20 %, wenn
Splint entfernt wird.
Bei der oft preisintensiven Eiche schmerzt jeder Millimeter, der in der Absaugung oder der Restetonne landet. Kurzfristig ist mit der Verwendung von Splintholz Einsparpotential gegeben, langfristig könnte es zu Problemen führen.


Daher gilt für mich die gleiche Regel wie auch bei Rissen (da verliert man in der Regel auch 20cm am Anfang und Ende der Bohle):
 Aus Respekt am jahrzehntelangen Wachstum des Baumes, seiner jahrtausenden Evolution zum Schutz vor Schädlingsbefall und all der Energie, die auch ich in die Herstellung in den Möbelbau stecke, verwende ich kein Splintholz der Eiche in meinen Möbeln.

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