Geschichten wiederholen sich: Ein neues Schlafzimmer sollte her. Haben Freunde damals (vor ca. 30 Jahren) unseren Kleiderschrank übernommen, so hat unsere Tochter nun den damals selbstgebauten Kleiderschrank übernommen.
Der Bau des Schlafzimmers (ohne Bett!) war nicht nur allein maßgebend, sondern auch die dazugehörigen Vorbereitungen (Wand einreißen, neues Parkett verlegen, neue Tapete und frische Farbe an die Wände). 80 Stunden benötigte ich insgesamt für die Erstellung von Plänen, Materiallisten, einem Roadbook etc. Über den Zeitraum von 11/2022 bis 05/2024 (auf den Tag genau 17 Monate) verbrachte ich in meiner Werkstatt allein ca. 320 Stunden zur Herstellung des Schlafzimmers. Anfänglich plante ich, dass ich mich bei Johanna Röh für zwei Wochen in ihrer Tischlerei einmiete! Aber das nicht ausreichend kalkulierte Budget sprengte dieses Vorhaben. Wir gehören nicht zur Camper-Gemeinde, sodass ich zu den Materialanschaffungskosten auch noch die Unterbringung und Verpflegung hätte tragen müssen. Zum Schluss wäre dann auch noch der Transport gekommen. Als mein Holzhändler „Holz Wicharz“ aus Köln-Rath-Heumar mir mein Holz geliefert hatte (einfach eine perfekte Arbeit, die die Jungs im Zuschnitt gemacht haben, ca. 120 Teile vorab geschnitten, sodass ich nur noch auf Maß ablängen musste), setze ich mich hin, als ich die Holz-Menge zum ersten Mal im Lieferwagen sah. Das plus mein normales Gerödel hätte ich nicht ohne weiteres nach Rieste transportieren können. Wir benötigten mit drei Leuten ca. 1h für das Ausladen. Ich spreche hier von ca. 45qm² Dreischicht-Erle-Leimholz 20mm sowie Buche-Sperrholz in 5mm und 12mm Stärke. Meine Tochter und ich haben am nächsten Tag „Tetris“ gespielt – schließlich musste jedes Teil beschriftet und die A- und B-Seite gekennzeichnet werden. Zusammengehörige Teile zum Bsp. die vier Fronten der Schubladen oder die Kaskaden in den Schranktüren mussten entsprechend der Maserung sortiert werden oder wenn ich von unten auf den Deckel des Kleiderschrankes sehe, dass ich da die A-Seite sehe… und nicht die B-Seite. Ich wollte, soweit es mir möglich war, ein perfektes Ergebnis haben. Das Schlafzimmer besteht aus dem Kleiderschrank, einem Hochschrank, sowie einem Sideboard mit einem darauf befindlichen Regal. Das Sideboard selbst besteht aus zwei kleinen Schränken („Les Deux“ genannt) mit jeweils 3 Tablar-Vollauszügen und einen großen Schubladenschrank (mit vier Vollauszugsschubladen). Sämtliche ToDo‘s habe ich für mich in einem sog. Roadbook festgehalten. Für die schiere Menge an Maßen, Bauteilen, Fräsungen, Zuschnitten etc. war dieses Roadbook für mich unerlässlich. Half es mir dabei die Gedanken festzuhalten, die Arbeitsschritte/Reihenfolge festzulegen und letztendlich zu dokumentieren. In diesem Projekt habe ich sehr viel mit Schablonen gearbeitet. Wenn ich an meine erste Schablone für die Ausfräsung der Fußbodenleiste am Kleiderschrank denke, musste ich diese zweimal herstellen, weil die erste einfach nicht gut genug war… 2,5h Arbeit. Oder die 32-Lochreihenbohrung. Gerne hätte ich investiert, aber letztendlich habe ich eine Schablone produziert, die mir wirklich gut geholfen hat. Weitere Einschränkungen war die Deckenhöhe in der Werkstatt. Diese misst 2,2m, bei einer Schrankhöhe von 2,4m war mir ein Aufbau nur in der Waagerechten möglich. Ein entsprechendes Loch in der Decke bzw. im Boden des Wohnzimmers fand meine Frau nicht passend. Schließlich musste ich auch noch eine Arbeitstischverlängerung bauen, um die langen Teile vom Kleiderschrank und vom Hochschrank besser verarbeiten zu können. Fehlbohrungen, das Entdecken von Kratzer beim Aufbau den Kleiderschranktüren und deren Beseitigung begleitete mich. Das Akzeptieren von einem Fehlschnitt (ich spreche hier von ca. 1,5mm zu viel abgeschnitten!), weil ich einfach vorher Murks gebaut hatte und so einiges mehr… Ein Projekt, das sehr viel von mir gefordert hat, bei dem ich sehr viel gelernt habe, viel Freud, Leid, Frust erfahren habe. Und doch bin ich stolz auf das, was ich hier als nicht ausgebildeter Tischler erschaffen habe… An getriggert durch 3 Tischlermeister, die ich kennenlernen durfte, habe ich mir die Messlatte selbst sehr hochgelegt (sage nur: Abdeckplättchen für die Dominoverbinder!).
Zum Abschluss: Mit diesem Projekt hat sich auch meine Signatur für Holzprojekte geändert. Ich war so eitel und habe mir einen Brandstempel von Herrn M. Fenner gegönnt. Ich bin weit von einem Künstler entfernt, ich freue mich aber wie ein kleines Kind, wenn ich daran erinnert werde, wann ich dies und das umgesetzt habe… jetzt ist meine Signatur einfach nur etwas schöner.
Kommentar verfassen
Zum Kommentieren müssen Sie angemeldet sein.