Bei der Installation der Beinscheren für die Vorderzange meiner neuen Roubo-Hobelbank müssen exakte Bohrungen vorgenommen werden. Mit einem einfachen Trick gelingt das – nicht nur beim Hobelbankbau – auch ohne lange Bohrer und Vorrichtungen.
Zunächst jedoch eine Erklärung zu den sogenannten Beinscheren:
Diese beiden unscheinbaren Stücke Stahl sorgen für einen parallelen Verlauf der Vorderzange.
Die Beinzange wurde nach einem Vorbild des französischen Tischlers Roubo gefertigt. Ihr Name rührt vermutlich davon, dass sie bis zum Boden ragt.
Zur Installation dienen Nuten in der Hobelbank und Beinzange als Aussparung für die Scheren.
Das lässt sich schnell mit der Oberfräse erledigen, zur Vorbereitung nutze ich bei größeren und breiteren Nuten gerne vorab den Forstnerbohrer. So kann viel Material in kurzer Zeit entfernt werden, die Oberfräse sorgt für saubere Kanten.
Beim Hobelbankbau bin ich da wie gewohnt wenig pingelig, solange alles wie gewünscht funktioniert bin ich zufrieden. Das gute Stück soll nicht in einer Galerie landen, sondern benutzt werden. Wenn dann von Beginn an ein paar Macken bestehen, fällt der erste Ärger über einen Schnitt, der über das Opferholz hinaus ging, nicht ganz so groß aus.
Die Schere wird nun über zwei Bolzen fixiert. In dem Fuß der Hobelbank muss dazu eine rechtwinklige Bohrung über eine Länge von 100mm erfolgen.
Durchaus schon ein Wagnis ohne Vorrichtung, mit einem Winkel und etwas Konzentration gelingt diese Aufgabe jedoch.
Um Abweichungen zu minimieren, wird zudem beidseitig bis zur Mitte gebohrt. Was dann noch außerhalb der 1/100mm Genauigkeit liegt, wird vom Stahlbolzen verdrängt. Holz ist in Kombination mit Stahl glücklicherweise ein gnädiger Werkstoff.
Nuten statt Bohren
Bei der Beinzange wird es dagegen schon ein wenig schwieriger: Über 250 mm bzw. 125 mm gerade zu bohren klingt nicht nur herausfordernd.
Die Lösung ist eine Nut, in der der Bolzen eingelassen wird und die dann von oben wieder verschlossen wird. Ein 8-mm-Fräser und ein 8-mm-Bolzen passen gut zusammen, die Tiefe der Nut ist auch ohne Aufwand gegeben. Lediglich bei der Rechtwinkligkeit von Bolzen zu Scheren muss ein wenig genauer angezeichnet werden.
Nachdem die Nut ausgearbeitet und der Bolzen eingelegt wurde, wird dieser nun mit eingeleimten Holzeinlagen gesichert.
Ich habe hierfür Stirnholzabschnitte verwendet, so ergibt sich neben einer ähnlichen Optik auch ein ähnliches Quellverhalten. Die beim Zusammenzwingen entstehenden Kräfte wirken dabei entgegengesetzt dem eingeleimten Holz. Sollte die Belastung in beide Richtungen hoch sein, kann zweistufig gefräst werden: Eine passgenaue Nut, darüber eine breitere Tasche. So ergibt sich für die Abdeckung mehr Leimfläche, bzw. auch die Möglichkeit zu schrauben.
Eventuell ist dieser kleine Trick auch bei euren zukünftigen Projekten eine Lösung.
Vor allem bei Plattenmaterial, welches anschließend furniert/anderweitig beschichtet wird, können sich so interessante Möglichkeiten bieten.
Im nächsten Blogbeitrag geht der Hobelbankbau weiter: Dann wird eine Hinterzange installiert.
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