Mehr aus den Maschinen holen

Jetzt wird’s stationär: Guido Henn im Interview zu seinem kommenden Buchprojekt.

Es ist nicht zu viel behauptet: Guido Henns Werke sind die Bestseller im HolzWerken-Buchprogramm. Was dürfen wir als nächstes von ihm erwarten? Lesen Sie mehr hier im Interview, geführt von HolzWerken-Chefredakteur Redaktion HolzWerken.

HolzWerken: 

Guido, nach den sehr erfolgreichen Handbüchern zur Oberfräse und zu Elektrowerkzeugen allgemein fragen sich viele Holzwerker: Woran arbeitet Guido Henn zurzeit, was kommt als Nächstes?

Guido Henn:

Seit Oktober letzten Jahres arbeite ich an einem Buchprojekt über stationäre Maschinen, wie zum Beispiel Abricht-Dickenhobel, Tischfräse, Langlochbohrmaschine, Bandsäge und Formatsäge. Also quasi die klassischen Schreinerei-Maschinen, die aber auch immer häufiger beim ambitionierten Hobby-Holzwerker zum Einsatz kommen.

HolzWerken:

Der Wunsch nach einer immer handfesteren Ausstattung – und damit stationären Maschinen – wächst mit den Jahren. Aus Deiner Erfahrung als Kursleiter: Was sind die häufigsten Fragen und Herausforderungen, die sich daraus bei jedem Neu-Anwender ergeben?

Guido Henn:

Der Umstieg von handgeführten Kleinmaschinen auf die großen stationären Maschinen stellt die größte Herausforderung dar. Mit den handgeführte Elektrowerkzeugen  wie zum Beispiel Bohrmaschine, Stichsäge, Handkreissäge und sogar der Oberfräse kann auch der Einsteiger schon nach relativ kurzer Zeit sehr gute Ergebnisse abliefern und bereits tolle Möbel bauen. Auch die Verletzungsgefahr bei diesen Kleinmaschinen hält sich bei umsichtiger Anwendung durchaus in Grenzen. Selbst kleinere Fehler bei der Bedienung hinterlassen in der Regel nur ein vermurkstes Werkstück. 

Das sieht bei den großen Stationärmaschinen schon ganz anders aus. Hier kann schon ein kleiner Anwendungsfehler oder eine Unkonzentriertheit zu gefährlichen Verletzungen führen. Man muss also zu jeder Zeit wissen, was man tut. Und genau zu diesem Wissen im Umgang mit Stationärmaschinen gibt es für den Laien leider im deutschsprachigen Raum kaum nennenswerte Informationen. Selbst die Bedienungsanleitungen der Hersteller liefern hier so gut wie keine sinnvollen Hilfen. 

Nicht umsonst dürfen Lehrlinge im Schreinerhandwerk erst nach dem Besuch eines mehrwöchigen Maschinenkurses ohne Aufsicht die großen Maschinen in ihrem Betrieb bedienen. Denn nur eine umfassende  – und ganz wichtig überbetriebliche – Ausbildung im Umgang mit Stationärmaschinen kann Unfälle verhindern. Ich kann mich noch sehr gut an den Spruch meines Ausbilders im Maschinenkurs erinnern der meinte: "Nach dem Kurs werdet ihr keine Angst mehr vor den großen Maschine haben, aber deutlich mehr Respekt!"

Und genau das möchte ich auch mit meinem neuen Buch erreichen: Angst nehmen – Respekt schärfen!

Foto: Guido Henn

HolzWerken:

Sicherheit durch Respekt ist mehr als wichtig. Aber eine Tischfräse oder ein stationärer Abricht-Dickenhobel haben ja auch einen hohen Nutzwert. Welche erweiterten Möglichkeiten habe ich als Holzwerker, wenn ich die eine oder andere Stationärmaschine in die Werkstatt hole?

Guido Henn:

Mit einem Abbricht-Dickenhobel ist man beispielsweise in der Lage nicht nur maßhaltige Leisten, Balken und Bretter, sondern auch sein eigenes hochwertiges Leimholz herzustellen und das in jeder erdenklichen Holzart. Vorbei sind die unzähligen Stunden im Baumarkt, die man mit Sortieren von krummen Leisten und schlecht verleimten, ausdruckslosen Leimhölzern verbracht hat. Wobei man dann lediglich die Wahl hatte zwischen Fichte, Kiefer oder bestenfalls noch Buche – also zwischen Pest und Cholera (lacht). Das wichtigste beim Holzwerken überhaupt, sind maßhaltige Bauteile und die bekommt man am besten mit einer Abricht-Dickenhobel und einer Tisch- beziehungsweise Formatkreissäge hin.

HolzWerken:

Was ist Dein Tipp: Welche der Maschinen sollte nach Deiner Meinung als erste in eine Holzwerker-Werkstatt einziehen?

Guido Henn:

Auch wenn es nicht die vielseitigste Maschine in der Holzwerkstatt ist, die Abricht-Dickenhobelmaschine ist meiner Meinung nach noch vor der Formatsäge die wichtigste Stationärmaschine. Hier sollte man auch nicht sparen und wenn Platz und Finanzen ausreichen, sich auch eine solide, große Maschine mit mindestens 310 Millimeter (besser 410 Millimeter) Hobelbreite gönnen. Mich hat diese Maschine schon als kleiner Junge in unserer Schreinerei immer wieder begeistert. Du schiebst vorne rohes Holz rein und hinten kommt fein sauber gehobeltes Holz raus, das war pure Magie – einfach phantastisch und wunderbar!

HolzWerken:

Solide Maschinen erweitern den Horizont der möglichen Möbelprojekte radikal. Gleichzeitig gibt es auch eine Menge Murks auf dem Markt – wacklige Anschläge, unpräzise Einstellungen und so weiter. Gibt dein kommendes Buch da Tipps für den Kauf?

Guido Henn:

Selbstverständlich gibt das Buch auch Tipps, worauf man beim Kauf einer Maschine achten sollte. Ich werde jedoch bewusst auf klare Kaufempfehlungen bestimmter Marken verzichten. Denn dazu müsste ich dann eine Vielzahl unterschiedlicher Maschinen und Hersteller miteinander vergleichen und  – ganz wichtig! – auch alle bei mir in der Werkstatt ausgiebig testen, um ein faires Urteil abgeben zu können. Wer schon mal eine 600 Kilogramm schwere Tischfräse in seiner Werkstatt aufstellen musste, kann sich sicher vorstellen, dass eine Marktübersicht zu Stationärmaschinen mit aussagefähigen Testergebnissen nicht nur physisch ein Kraftakt darstellt. Trotzdem ist es gelungen für das Buch einige interessante Test-Maschinen verschiedenster Hersteller zu bekommen. So kann ich neben meinen alten aber sehr soliden Gussmaschinen, die ich täglich in meiner Werkstatt einsetze, auch einige aktuelle Maschinenmodelle im Buch präsentieren. Aber um es ganz klar zu sagen: Der Schwerpunkt im Buch liegt eindeutig auf dem richtigen und sicheren Einsatz von stationären Holzbearbeitungsmaschinen und dafür ist es völlig egal von welchem Hersteller die Maschine stammt.

HolzWerken:

Dieses Buchprojekt klingt nach einer Mammutaufgabe für Dich und einer sehr spannenden Lektüre für alle Holzbegeisterten. Wann wird es erscheinen?

Guido Henn:

Es ist in der Tat eine Menge Arbeit. Denn neben Text, Fotos und Zeichnungen wird es zu jeder Maschine auch ein Video auf einer beiliegenden DVD geben. Das hat ja mittlerweile  Tradition bei meinen Büchern und fördert nachhaltig den Lernerfolg. Das braucht natürlich alles seine Zeit, aber vor allem beanspruchen die vielen wichtigen Informationen eine stattliche Seitenzahl im Buch. Es könnte also durchaus sein, dass es zwei Buchbände zu den Stationärmaschinen gibt. Der erste Band würde dann voraussichtlich Mitte nächsten Jahres erscheinen.

HolzWerken:

Dann wollen wir Dich länger von der Arbeit abhalten: Vielen Dank, Guido!

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Kommentare

07.07.2015

Großmaschinen sind in der Tat eine feine Sache, aber preislich und bei einer Werkstattgröße von 10,5 m2 in einem Mietshaus ein Problem, genauso, wie Leimholz außerhalb Fichte/Tanne/Buche zu bekommen.

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