Man muss kein Geometrie-Profi zu sein, um schöne Zinken zu schneiden. Eine Zinkenlehre genügt.
Die amerikanische Möbelbau-Legende Christian Becksvoort wurde einmal gefragt, welchen Winkel er für Zinken denn nun genau anwende. Der eifrige Fragesteller erwartete offenbar eine hochprofessionelle Antwort wie "8,8°", "etwas weniger als 11°, aber nur bei Weichholz" oder "10,5 °, aber nur bei Vollmond".
Becksvoort dagegen, längst über 70, griff lässig in die Banklade und holte eine abgegriffene, selbst gebaute Lehre aus Holz hervor: "Den Winkel hier", sagte er nur. Er hat das Stück vor 40 Jahren angefertigt und die genaue Schräge längst vergessen. Obwohl er aus dem Zinkenwinkel keine Wissenschaft macht, baut Becksvoort bis heute weltbekannte Reproduktionen von Shaker-Möbeln. Abertausende Zinken hat er gesägt.
Jeder kann es Becksvoort nachtun – und auf die aufwändige mathematisch-geometrische Herleitung jeder einzelnen Zinkenverbindung pfeifen – es wird trotzdem halten und schick aussehen! Dazu braucht es nur eine selbst gebaute Lehre.
Deutlich edler geht es mit der Zinkenlehre des Briten Richard Kell: Sie ist aus massivem Messing mit genietetem Anschlag gebaut und zeigt die zwei Schrägen, die man braucht: 1:5 für Weichholz (11°) und 1:8 für Hartholz (8°). Gemeint ist damit jeweils der Winkel einer Zinkenseite zur rechtwinkligen Grundlinie. In der Deluxe-Variante hat der kleine Helfer noch einen Mittenschlitz für diese rechtwinkligen Anrisse. Sechs Zentimeter ist die Lehre hoch. Viel mehr gibt es zu dem funkelnden Teilchen kaum zu sagen – außer, dass es wirklich eine stetige kleine Freude auf der Werkbank ist. Produkte von Richard Kell gibt es unter anderem direkt auf seiner Webseite (englisch). Die Deluxe-Zinkenlehre kostet dort rund 22 Euro.
Mehr Infos: www.richardkell.co.uk
Zinkenlehre
... und in Deutschland gibt es sie u.a. bei feinewerkzeuge.de
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Hallo Könnte man dazu nicht ein Video machen oder gibt es das schon. Wo die Herkömmliche Weise erklärt wir und die mit der Schablone Vielen Dank Sven