Amerikanische Kopierhülsen (Teil 1)

In Nordamerika sind Kopierhülsen mit Gewinde weit verbreitet. Die amerikanische Firma Porter Cable hat dort quasi den Standard für diese zweiteiligen Kopierhülsen gesetzt. Der Einsatz und die Befestigung dieser Hülsen geht wirklich blitzschnell und das Beste: Aufgrund des Einschraubgewindes ist die Zentrierung wirklich immer perfekt, was man leider von vielen Schnellwechselsystemen nicht immer behaupten kann. Auch der Wechsel zwischen unterschiedlichen Hülsengrößen dauert weniger als 30 Sekunden, so dass man auch bei diesem Einschraubsystem durchaus von einem Schnellwechselsystem sprechen kann.

In meinem „Handbuch Oberfräse“ (s. S. 81) habe ich bereits 2010 über diese Kopierhülsen berichtet und sie als hochwertige Alternative zu vielen mitgelieferten Kopierhülsen vorgestellt. Heute möchte ich Ihnen einmal zeigen, dass man diese Gewinde-Kopierhülsen auch sehr gut auf einem Frästisch einsetzen kann. Allerdings nur, wenn man auch die richtige Aluplatte im Frästisch verbaut hat. Denn zur Aufnahme der Kopierhülsen muss die Aluplatte über einen passenden Einlegering verfügen. Es macht also durchaus Sinn, sich vor dem Kauf der Aluplatte darüber zu informieren, ob sich solche Kopierhülsen darin einsetzen lassen. Ansonsten müsste man sich selbst einen solchen Einlegering basteln.

Hier mal eine kleine Link-Auswahl von Aluplatten, bei denn das möglich ist:

1. Sauter ELP 1.0

2. Befestigungsplatte RTS2

3. Incra Magna LOCK Montageplatte mit passendem Porter Cable Einlegering

Am besten schauen wir uns aber das gesamte System einmal in der praktischen Anwendung an.

Viele Aluplatten zum Bau eines Frästisches besitzen solche Einlegeringe aus Kunststoff. Die können auch als Ersatzteil zur Aluplatte separat geordert werden und kosten im Set knapp 7 Euro – also recht günstig. Auf diese Weise lassen sich dann auch schnell Einlegeringe mit anderen Öffnungen herstellen. So haben Sie eine noch feinere Abstufung der Einlegeringe passend zum Fräserdurchmesser (s. roten Einleger links außen).

Was die wenigsten wissen ist, dass der rote Einleger in der Öffnung einen Falz besitzt für die Aufnahme von Kopierhülsen mit Gewindering. Diese Kopierhülsen sind genormt und es gibt sie mittlerweile auch bei uns in Deutschland problemlos zu kaufen. Entweder in einer Messing- (links) oder einer Stahlausführung (rechts).

Der Einbau ist wirklich kinderleicht: Erst den gewünschten Hülsendurchmesser auswählen und von oben in die Öffnung des Einlegerings stecken.

Anschließend die Rändelmutter (Gewindering) von unten auf das Gewinde der Kopierhülse aufdrehen und gut von Hand festziehen – fertig!

Die Kopierhülse bietet im unteren Bereich (innen) nur Platz für eine Überwurfmutter mit allerhöchstens 25 mm Durchmesser. Bei kleinen Oberfräsen mit 8 mm Schaftaufnahme dürfte das normalerweise überhaupt kein Problem sein (s. Überwurfmutter im Vordergrund links). Die standardmäßig mitgelieferte Überwurfmutter meiner Festool OF 2200 war aber leider zu groß und konnte daher nicht in die Kopierhülse von unten eintauchen. Das bedeutet, man verliert bei einer zu großen Überwurfmutter einiges an Fräserhöhe. Allerdings passen auf die OF 2200 auch die Spannzangen und Überwurfmuttern meiner OF 1400 und die haben exakt 25 mm Durchmesser, so dass es damit dann keine Probleme gibt.

Da es im Frästisch recht eng zugeht, muss man erst den Fräser in die Maschine einbauen, bevor man die Einlegeringe samt Kopierhülse in die Aluplatte einklipst. Das bedeutet konkret: Diese Methode funktioniert nur mit Fräsern, die im Durchmesser kleiner sind, als der Innendurchmesser der Kopierhülse. Und noch ein wichtiger Punkt: Die Oberfräse sollte bis auf wenige Zehntelmillimeter auch exakt mittig unter den Einlegeringen montiert sein.

Normalerweise gibt es für diese Vorrichtung (Dovetail-TemplateMaster) aus meinem Handbuch Oberfräse (s. S. 122) einen passenden Zinken- bzw. Gratfräser mit 6,35 mm (1/4 Zoll) Schaft und einem am Schaft laufenden Kugellager in 15,9 mm (5/8 Zoll) Durchmesser. Die Kopierhülse hat exakt den gleichen Außendurchmesser von 15,9 mm und passt daher auch perfekt und absolut spielfrei zwischen die Führungsfinger der Schablone.

Ein Kugellager ist daher nicht mehr nötig und man kann jeden „normalen“ Zinkenfräser mit 12,7 mm Durchmesser und 8º Schräge einsetzen. Das ist eine gängige Größe, die auch im Zinkenfräsgerät D4R der Fa. Leigh eingesetzt wird. Und das Beste: Den gibt es auch noch mit 8 mm Schaft! Diesen Fräser finden Sie in sehr guter Qualität z. B. direkt bei der Firma Leigh oder auch bei einigen Fremdfirmen wie z. B. der Fa. CMT (recht günstig in diesem Shop).

Auch bei der Herstellung von Fingerzinken ist die eingeschraubte Kopierhülse eine große Hilfe. Musste man vorher aufwendig das Kugellager vom Bündigfräser gegen ein größeres mit 15,9 mm Durchmesser austauschen, reicht es jetzt völlig aus den Bündigfräser – so wie er ist – einzuspannen. Zum Schluss klipsen Sie dann wieder die Einlegeringe samt Kopierhülse in die Aluplatte – fertig!

Da die Kopierhülse wieder die präzise und spielfreie Führung zwischen den Schablonenfingern übernimmt, ist auch hier kein zusätzliches Kugellager mehr nötig. Sie könnten also auch einen einfachen Nutfräser mit einem Durchmesser von exakt 12,7 mm benutzen. Und den gibt es in guter Qualität bereits ab 23 Euro!

So das war’s mal wieder für heute und wie Sie sehen konnten, kann sich ein Blick auf diese Kopierhülsen mit Gewinde durchaus lohnen. In zwei Wochen zeige ich Ihnen dann noch, wie Sie diese Kopierhülsen auch auf der handgeführten Oberfräse einsetzen können. Ich bin mir sicher, dann sind Sie restlos überzeugt 😉

Bis dahin wünsche ich Ihnen wieder allzeit unfallfreies Holzwerken.

Herzlichst, Ihr

Guido Henn

Wichtiger Hinweis zur Produktneutralität: Ich habe alle hier gezeigten Kopierhülsen regulär und zu den üblichen Konditionen im Handel gekauft. Sie wurden mir weder verbilligt noch kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich versichere Ihnen eine absolut neutrale Bewertung ohne jegliche Einflussnahme der Hersteller.

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Kommentare

Werkstatt2014 19.04.2019

Gewinde-Kopierhülsen, wo gibt es die in Deutschland zu Kaufen!??

Guido Henn 19.04.2019

Hallo Herr Neugebauer, z. B. im großen Kaufhaus hier: https://www.amazon.de/Silverline-245122-Kopierhülsen-10-tlg-Satz/dp/B0019JRL4O/ref=sr_1_fkmrnull_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=2I962HER2A7VJ&keywords=kopierhülsen+silverline&qid=1555687684&s=gateway&sprefix=Kopierhülse%2Caps%2C146&sr=8-1-fkmrnull Gruß Guido Henn

Wolfram 01.05.2019

Moin, ich habe mir das im großen Kaufhaus einmal angeschaut: Lieferant soll eine Fa. Sarianauk derzeit sein, Preis 37,43EUR zzgl. Versandkosten von 499,99EUR. Das war mir dann doch etwas zu teuer. Ich habe sie dann bei www.rundumshandwerkzeug.de ArtNr 245122 bestellt, Preis 28,10EUR + 6,90EUR Versandkosten ... viele Grüße Wolfram

Hermann Hinsken 08.06.2019

Hallo Herr Henn, Sie schreiben in Ihrem Blog-Beitrag "Amerikanische Kopierhülsen (Teil 1)": "Sie könnten also auch einen einfachen Nutfräser mit einem Durchmesser von exakt 12,7 mm benutzen. Und den gibt es in guter Qualität bereits ab 23 Euro!" Wo kann man zu diesem Preis einen solchen Fräser erstehen? Danke für Ihre Hilfe. Mfg Hermann Hinsken, Wiesbaden

Guido Henn 08.06.2019

Hallo Herr Hinsken, den Nutfräser in 12,7 mm gibt es z. B. von CMT in diesem Shop für knapp 23 Euro: https://www.systemshop24.de/CMT-HW-Nutfraeser-lange-Ausfuehrung-D127mm-I317mm-L70mm-S8mm CMT ist ein sehr guter Fräserhersteller und bietet ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis! Beste Grüße Guido Henn

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