Ein Frästisch steht in viele Hobbywerkstätten, während stationäre Tischfräsen wesentlich seltener dort zu finden sind. Auch in meiner Werkstatt steht seit vielen Jahren ein Frästisch, den ich oft benutze. Vor gut eineinhalb Jahren habe ich mir dafür einen neuen Fräsanschlag gebaut ( https://www.holzwerken.net/Blog/Heiko-Rech/Ein-neuer-Fraesanschlag-Teil-1) und plane seither auch den Neubau des eigentlichen Frästisches. Damit werde ich kommende Woche anfangen. Den Bau werde ich hier auch dokumentieren. Sie Bekommen eine Bauanleitung mit vielen Bildern und die Zeichnungen und Stücklisten.
Ich wurde schon mehrmals gefragt, warum ich denn stattdessen keine stationäre Tischfräse kaufe. Denn rechnet man alles durch, kommt man mit den Kosten für einen richtig komfortablen Frästisch locker an den Preis einer kleinen stationären Tischfräse. Ich möchte diesen Artikel hier daher dazu nutzen Ihnen bereits vor dem Bau des Frästisches die vor- und Nachteile von Tischfräse und Frästisch aus meiner Sicht zu schildern. Beginnen möchte ich mit der Tischfräse.
Eine solche Einsteigermaschine ist schon für unter 1.000 Euro zu bekommen (Foto mit freundlicher Genehmigung von holzprofi.com)
Vorteile einer Tischfräse
Eine Tischfräse bekommen Sie schon ab gut 800 Euro. Dann haben Sie ein Einsteigermodell. Sie können dann schon Profilmesserköpfe mit Wendemessern einsetzen und müssen nicht für jedes Profil einen neuen Fräser kaufen. Auch Verstellbare Nutfräser und Falzfräser können Sie auf einer solchen Maschine benutzen. Auf Dauer sind die Werkzeugkosten bei der stationären Maschine vermutlich geringer, als bei einem Frästisch. Der größere Durchmesser der Fräser bringt höhere Schnittgeschwindigkeiten. Das sorgt für saubere Fräsungen. Die meisten Stationärmaschinen verfügen über die Möglichkeit die Drehrichtung zu ändern, das kann die eingebaute Oberfräse nicht. Die Motorleistung ist oft wesentlich höher als bei Oberfräsen, zumindest bei den 400V-Modellen.
Nachteile einer Tischfräse
Aber es gibt auch Nachteile. Eine Tischfräse kann nicht mal schnell zum Absaugen an einen vorhandenen Werkstattsauger angeschlossen werden. Da brauchen Sie schon eine kleine Absauganlage mit 100 mm-Schlauch. Die angesprochenen Einsteigermodelle haben einige Einschränkungen. Meist sind die maximal möglichen Werkzeugdurchmesser nicht gerade üppig, das beschränkt die Auswahl an Fräswerkzeugen und wirklich große Fräsungen sind damit dann auch nicht möglich. Es gibt auch Fräsgänge, die zwar mit dem Frästisch machbar sind, aber durch die Überstehende Spindel auf der Tischfräse nicht gemacht werden können. Zum Beispiel Gratnuten. Für einige Tischfräsen gibt es Adapter zur Aufnahme herkömmlicher Schaftfräser, aber die sind entweder teuer, oder sie drehen zu langsam. Will man das Potenzial der Tischfräse wirklich ausschöpfen, muss man schon zu größeren Modellen greifen, die dann aber mit gut 3.000 Euro und mehr zu Buche schlagen.
Ein Frästisch kann selbstgebaut oder fertig gekauft sein, groß oder klein, günstig oder teuer. Ganz nach Ihren Bedürfnissen.
Vorteile eines Frästisches
Einen einfachen Frästisch kann man schon für unter 100 Euro bauen. Gibt man genau so viel Geld wie für eine Einsteiger-Tischfräse aus, bekommt man einen richtig tollen Frästisch, der kaum noch Wünsche offen lässt. Den können Sie dann immer noch mit einem Werkstattsauger am 230V-Stromnetz betreiben. Für Holzwerker mit wenig Platz bieten sich kleine Modelle oder Frästische, die auf der Werkbank montiert werden an. Vorhandene Fräser können auch auf dem Frästisch genutzt werden und wer erst mal keine gesonderte Oberfräse für den Tisch anschaffen möchte, baut einfach die bereits vorhandene Maschine ein. Es gibt außerdem Fräsungen, die auf dem Frästisch sehr einfach, aber mit der Tischfräse schwierig oder nicht durchführbar sind.
Nachteile eines Frästisches
Im Vergleich zur Tischfräse sind die verwendeten Fräser doch recht klein. Tiefe Nuten und Schlitze sind mit dem Frästisch sehr schwierig. Aufgrund der geringen Fräserdurchmesser ist die Schnittgeschwindigkeit trotz der hohen Drehzahl der Oberfräse immer noch recht gering. Das führt bei zu schnellem Vorschub gerne zu Ausrissen. Der Preis eines gut ausgerüsteten Frästisches, mit starker Oberfräse und einer großen Auswahl an Fräsern kommt schnell in die Regionen einer stationären Tischfräse.
Mein persönliches Fazit:
Ich habe die letzten Jahre die Möglichkeiten einer großen Tischfräse nicht vermisst. Ich habe mir einige große Fräser für den Einsatz im Frästisch angeschafft, mit denen ich beispielsweise große Fälze und tiefe Nuten machen kann. Für mich überwiegen die Vorteile des Frästisches gegenüber der Tischfräse. Das mag sich vielleicht irgendwann einmal ändern, aber momentan habe ich keinen Bedarf für die große Maschine. Daher werde ich mir einen neuen Frästisch bauen, der Anschlag ist ja schon da. Diesen Frästisch werde ich so bauen, dass er meinen Ansprüchen gerecht wird. Das werden Sie dann in den kommenden Wochen hier verfolgen können.
Am Ende muss jeder Holzwerker für sich selbst entscheiden, welche Werkzeuge für ihn Sinn machen. Vielleicht haben sie ja Lust Ihre Meinung in die Kommentare zu schreiben. Haben sie einen Frästisch oder eine Tischfräse? Wenn ja, warum haben sie sich so entschieden? Das wird mit Sicherheit auch andere Leser interessieren.
Hallo Heiko Ein guter Beitrag. Bin nämlich dran, mir zu überlegen, was ich machen soll: Tischfräse oder Frästisch. In der Schreinerei haben wir einen Frästisch. Aber in meiner Werkstatt daheim neige ich eher zu einer Tischfräse. Bin mal gespannt auf die weiteren Infos von Dir. Vielen Dank für den Beitrag und die Ideen.
Hallo Heiko, ich habe mir einen Frästisch gebaut. Mein Fräsanschlag ist so ähnlich wie deiner, zumindest mit den gleichen Änschlägen. Anfangs habe ich meine Festool Oberfräse in den Tisch eingebaut. Da ich aber die Oberfräse sehr häufig als Handmaschine benutzen wollte und somit immer ausbauen musste, habe ich mir einen Fräsmotor mit der entsprechenden Halterung gekauft. Jetzt habe ich beide Varianten immer griffbereit und kann alles machen, was ich möchte. Eine Tischfräse habe ich bisher noch nicht vermisst. Freundliche Grüße Joachim Nickolaus
Zum Kommentieren müssen Sie angemeldet sein.
Ich habe beides, einen Frästisch sowie eine Tischfräse an einer Kombimaschine (Format/Fräse). Allerdings benutze ich den Frästisch wesentlich häufiger. Ursprünglich wollte ich den schon abstoßen, Platz in der Werkstatt ist ja immer ein Problem, habe mich aber letztendlich dagegen entschieden. Zum Glück! Wenn ich mich jetzt zwischen Tischfräse und Frästisch entscheiden müsste, würde meine Wahl wohl auf den Frästisch fallen. Zoltan Arany