Aussortierte Schönheiten – Holzfehler

Mobile Sägewerke Teil 1 – Mit Gestellsäge und Muskelkraft

Streifiges Faserverlauf, gleichmäßiger Farbton: In der Industrie ist kein Platz für Fehler. Dabei gibt es so wunderschöne Abweichungen von der Norm…

Bevor es im nächsten Teil richtig laut wird, kommt heute zunächst ein kleines Fitness-Programm.

Mit einfachsten Mitteln möchte ich einen kleinen Abschnitt aus Kirschholz auftrennen.

Ich habe dafür zunächst ein paar Sägen ausprobiert: Zunächst ging der Griff zur Kataba mit Langholz-Bezahnung.

Die ersten Schnitte gehen gut, das dünne Blatt neigt jedoch schnell dazu, sich zu verbiegen.

Mit korrekter Sägetechnik kann man das natürlich vermeiden, aber ich möchte ehrlich sein:

Dazu fehlt mir bei dieser langwierigen Arbeit einfach die Geduld und Konzentration.

Es gibt zwar spezielle japanische Sägen zum Auftrennen, doch die sind aktuell nicht zu bekommen oder einfach zu teuer.

Weiter gehts mit dem Fuchsschwanz: ein dickeres Blatt und Zähne auf Stoß fühlen sich zunächst gut an, jedoch kann nur mit einer Hand gesägt werden. Das führt viel zu schnell zu einer Ermüdung.

Ein kleiner Blick in ein altes Zimmermannsbuch verrät mir die Lösung: Für solche Arbeiten wurde traditionell eine Klobsäge verwendet, alternativ auch Rahmensäge genannt.

Rein optisch handelt es sich dabei wirklich um einen Rahmen, der mittig das Sägeblatt aufnimmt. Dadurch kann beidhändig gesägt werden.

Tom Fidgen zeigt in seinem Buch „Werkstatt unplugged“ eine Bauanleitung für diesen Sägetyp und ich plane schon bald den Nachbau; doch heute muss es anders gehen.

Ich präsentiere: Die Frankenstein-Klob-Gestellsäge.

Eine C-Zwinge dient als zusätzlicher Griff und erlaubt dadurch wesentlich längeres Arbeiten.

Das gespannte Sägeblatt kann sich nicht verwenden und so kann wirklich hemmungslos drauf los gesägt werden.

Das recht grobe Blatt verhält sich beim Ansetzen etwas schwierig, darum habe ich zunächst mit der Rückensäge ein paar Züge gemacht.

Zugegeben, ich habe schonmal freundlicher geguckt. Aber je näher man dem Ziel kommt, desto größer wird der eigene Ehrgeiz und zumindest etwas Freude macht sich breit.

Es braucht noch etwas Übung, aber ich bin überrascht vom geringen Verlauf der Schnitte.

Ich setze die Schnitte parallel zueinander und erspare mir dadurch häufiges Umspannen.

Das mag bei diesem kleinen Abschnitt noch nicht viel ausmachen, bei größeren Stämmen sehe ich jedoch eine große Arbeitserleichterung.

Während der Arbeiten hat sich das Sägeblatt nicht verklemmt, sollte es dazu kommen, hilft etwas Schmierung mit dem Teelicht und das Eintreiben eines Keils.

Das Ergebnis nach 72 Minuten sägen: Das kleine Stück Kirschbaum duftete beim Sägen immer wieder kurz nach Marzipan und liegt nun endlich aufgetrennt vor mir.

Zugegeben, die Ausbeute ist überschaubar. Aber der emotionale Wert dieser kleinen Bretter ist für mich schon jetzt um ein Vielfaches höher, als wenn ich diese mit der Bandsäge hergestellt hätte.

Nächste Woche wird es dann etwas größer und lauter 🙂

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