Das Ende der Hinterzange – Sind Werktischspanner die bessere Alternative?

Der Einbau der Hinterzange ist seit dem letzten Blogbeitrag geschafft.
Vor allem beim Abrichten mit dem Schrupphobel und anschließendem Verputzen bin ich froh über die hohe Spannkraft.
Wie konnte ich bislang nur ohne Hinterzange auskommen?
An meiner Werkbank mit Lochraster habe ich den Werktischspanner von Bessey benutzt, mit dem ich ebenfalls sehr zufrieden bin.
Nun bietet sich eine gute Gelegenheit, die beiden Spannmöglichkeiten miteinander zu vergleichen.

Die Bauhöhe des WSN stört beim hobeln. Dafür bietet der Spanner andere Vorteile…

Einbau

Es ist bereits zu erahnen: Dieser Punkt geht klar an den Werktischspanner (der im folgenden nun WNS genannt wird).
Während der Einbau der Hinterzange viel Bearbeitung von größeren Holzquerschnitten bedarf, auf die korrekte Höhe angepasst werden muss und mindestens 100mm Materialstärke der Arbeitsplatte erfordert – benötigt der WNS ein 20mm Loch in einer mindestens 19mm starken Arbeitsplatte.
Für das Einsetzen der Bankhaken benötigen beide Systeme eine Lochreihe, sofern das bisherige System auf 19mm Durchmesser ausgelegt ist, kann der WNS nicht verwendet (zumindest Stand jetzt bietet Bessey keine Variante).
WSN – Hinterzange 1:0

Kosten

Die Mechanik der Hinterzange kostet aktuell mindestens 100-120€, zusätzliche Kosten durch Zangenschlüssel und Material für die Hinterzange nicht mit einberechnet.
Der WNS ist leider nur im 2er-Set für 70€ aktuell. Den zweiten Spanner habe ich bislang nicht verwenden können, mit einem gemeinschaftlichen Kauf könnte man hier sogar noch ein wenig mehr Geld sparen.
WSN – Hinterzange 2:0

Spannkraft

Die WNS wird mit 750N (zur besseren Veranschaulichung ca. 75kg) angegeben.
Bei der Hinterzange dürften es schätzungsweise weit mehr als 5000N (500kg) sein.
Im Vergleich klingt die WNS ein wenig mager, in der Praxis wird das Werkstück sicher fixiert.
Die Hinterzange kann das Werkstück ebenfalls sicher fixieren, im Zweifel presst sie allerdings gefühlt auch die letzten 8% Restfeuchte noch aus dem Holz. Da Hinter- und Vorderzange auch gerne mal zum Verleimen genommen werden, bietet die Hinterzange hier deutlich mehr Potenzial.
WSN – Hinterzange 2:1

Hub / Spannlänge

Der WSN bietet ca. 110mm Hub, die Hinterzange immerhin 200mm (modellabhängig).
In den meisten Fällen ist bereits ein Hub knapp unter dem gewählten Lochabstand ausreichend.
Ich würde das als ein Unentschieden werten.
WSN – Hinterzange 3:2

Die Hinterzange bietet mit 200mm fast den doppelten Hub.

Verstellung

Die Funktionsweise der Hinterzange ist simpel: Gewinde – Zangenschlüssel – aufdrehen/zudrehen.
Das ist bei einem üblichen Verfahrweg von 5-6cm ein relativ überschaubarer Zeitaufwand.
Ich habe an der Vorderzange das Lochraster halbiert, um den Bankhaken umsetzen zu können.
Das spart im Schnitt 10 Sekunden.
Der WSN lässt sich schneller verstellen, als ich den Bankhaken versetzen können:
 Hubstange an das Werkstück anlegen – Hebel umlegen – fest.
WSN – Hinterzange 4:2

Anschlag an das Werkstück schieben, Hebel umlegen – fertig.
Bei der Vorderzange wird gedreht. Das dauert, schafft im Zweifel aber auch deutlich mehr Spannkraft.

Im Einsatz

Vor allem bei der Verwendung des Exzenterschleifers kann sich durch die Vibrationen das Gewinde der Hinterzange ein wenig lösen. Aus diesem Grund sollten auch an Maschinen stets nur Klemmen verwendet werden und keine Zwingen mit Gewinde. Der WSN zeigt sich davon unbeeindruckt, auf den Werbefotos des Herstellers wird er gerne bei dieser Anwendung gezeigt. Ein Foto vom Hobeln dünner Leisten findet sich dort allerdings nicht:
Durch die Bauhöhe überragt er die Bankhaken, bzw. das Werkstück deutlich und muss mit einer Zulage ausgetrickst werden. 
Bei Bedarf lässt sich auch einfach nur zwischen den Backen der Hinterzange spannen, ganz ohne Bankhaken. 
Auch das vertikale Einspannen von Werkstücken ist nur bei der Hinterzange möglich, speziell in der „deutschen Variante“ ersetzt sie bei Schlitz-/Zapfenverbindungen meine Vorderzange.
Zusammengefasst lassen sich die meisten Alltagsaufgaben mit beiden Systemen gut bewältigen.
Die Hinterzange bietet dabei allerdings wesentlich mehr Möglichkeiten, so können auch Vorrichtungen zum Fixieren zwischen den Spitzen verwendet werden, um bspw. Rundhölzer zu hobeln.
Die WSN ist dagegen klein und kompakt vielleicht auch mal ein praktischer Helfer auf der Baustelle. Ein Plattenabschnitt und zwei 20mm Löcher – fertig ist die mobile Hinterzange.
Ich vergebe auf Grund des erhöhten Potentials zwei Punkte für die Hinterzange und einen für die WSN.

Ohne störende Spindeln wie bei der Vorderzange bietet die Hinterzange interessante Spannmöglichkeiten.

Endstand 5:4 für die WSN

Der WSN ist eine abgespeckte, moderne Vorderzange.
Ohne großen Aufwand nutzbar und für die meisten Arbeiten vollkommen ausreichend.
Vor allem die schnelle Anwendung lässt mich den WSN öfter nutzen als die Vorderzange.
Bei der Bearbeitung mit Handwerkzeugen überzeugt mich jedoch die Hinterzange, da ich den Einbau bereits hinter mir habe und der Mehrpreis ebenfalls verschmerzt, ist sie dann doch mein persönlicher Favorit.

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