Der perfekte Kompromiss? – Langsamläufer im Detail

Kennt ihr Langsamläufer? In den meisten Werkstätten dürften sich zwei Varianten an Schärfmaschinen finden, Nassschleifer und Doppelschleifer.
Die Vorteile des Nassschleifers:
Schonender Materialabtrag durch geringe Drehzahl und Wasserkühlung.
Durch umfängliches Zubehör lassen sich auch aufwendige Schneidengeometrien anfertigen.
Nachteil: Der schonende Materialabtrag macht das Umschärfen von Schneiden bzw. das Entfernen von Scharten zu einer Geduldsprobe.
Die Vorteile des Doppelschleifers:
 Dank der hohen Drehzahl ist das Entfernen von Scharten oder Umschärfen von Schneiden schnell gemacht.
Doch die Nachteile überwiegen: Durch den hohen Abtrag entsteht viel Hitze an der Schneide, die Härte des Stahls kann abnehmen und die Standzeit verringert sich.

Zudem sind die mitgelieferten Werkzeugauflagen für die in der Holzbearbeitung notwendigen Winkel wenig hilfreich.

Langsamläufer sind nicht nur bei der Drehzahl, sondern auch preislich zwischen Doppelschleifer und Nassschleifer angesiedelt. Dieser hier war im Angebot für 179€ zu haben.
In der maximalen Einstellung ist die Auflage noch weit von 25° Schleifwinkel entfernt. Zeit für ein wenig Bastelei und einen Blick auf den Zubehörmarkt.
Nachteil: Sowohl beim Schleifen, als auch beim Abrichten entstehen Stäube, die nicht wie beim Nassschleifer im Wasser gebunden werden.

Langsamläufer – Die goldene Mitte?
So richtig überzeugend klingt der Name Langsamläufer nicht,
zumindest Sportartikel-Hersteller würden davon eher Abstand nehmen.

Wirklich langsam ist er im Vergleich zum Nasschleifer allerdings auch nicht:

Dort liegt die Drehzahl bei ungefähr 90 Umdrehungen pro Minute, beim Doppelschleifer sind es meist 3000, der Langsamläufer liegt mit 1500 Umdrehungen in der Mitte.
Wie auch beim Fräser sagt die Drehzahl allein übrigens nichts über die Schnittgeschwindigkeit aus, diese ergibt sich immer in Kombination mit dem Werkzeugdurchmesser. Zum besseren Verständnis wird fortlaufend jedoch nur die Drehzahl erwähnt.
Der Langsamläufer läuft deutlich langsamer als der Doppelschleifer, beim Materialabtrag kommt es dennoch zur Funkenbildung. Die Schneide ist daher ebenfalls durch Hitzeeinwirkung gefährdet, wenn auch deutlich vermindert.
Es braucht ein wenig Gefühl, das sorgenlose Auflegen wie beim Nassschleifer ist hier nicht mehr möglich.
An Fingerspitzengefühl mangelt es uns in diesem Gewerk glücklicherweise nicht, mir persönlich aber schon an Geduld.
Wenn ich mitten im Arbeitsprozess bin, dann liegt mein Fokus bei Maßen und korrekter Werkzeughandhabung (und 5% bei der Klingel, weil die Spedition eigentlich längst liefern sollte).
Schleifen muss schnell gehen, darum mache ich das meist per Hand: Ein paar Spritzer Wasser auf den Stein, Fase/Spiegel abziehen und weiter gehts.
Beim Nassschleifer muss der Tank aufgefüllt werden, Werkzeug einspannen, Spiegelseite abziehen, Tank leeren/entnehmen/absenken. Der Prozess mag ein wenig dramatisch klingen und ich möchte keinesfalls gegen Nassschleifer wettern, aber im Laufe der Jahre habe ich dieses System nur noch für Drechseleisen genutzt.

Nicht nur nach einem Baustelleneinsatz, auch beim Möbelbau ist von Zeit zu Zeit ein erhöhter Materialabtrag nötig.

Erste Tests mit dem Langsamläufer zeigen einen guten Abtrag und geringe Gratbildung bei kaum nennenswerter Materialerwärmung.
Zufrieden bin ich mit dem ausgelieferten Gerät jedoch noch nicht: Die ausgelieferten Auflagen liefern selbst für Stecheisen keinen geeigneten Winkel, von aufwendigeren Geometrie bei Drecheleisen ganz abgesehen. Im nächsten Teil wird es daher dringend Zeit, für eine Überarbeitung.

Das könnte Sie auch interessieren

Kommentare

Bisher noch keine Kommentare

Kommentar verfassen