Gegensätze oder Spielkameraden?

Manche Themen im Bereich der Holzbearbeitung scheinen schwarz oder weiß zu sein: Traditionelle Arbeit mit Handwerkzeugen oder moderner Maschinenpark, vielleicht sogar mit der CNC. Schwalbenschwanzverbindung oder Kunststoffverbinder. Massivholz oder Furnier/Plattenmaterial. Glutinleim oder Epoxydharz.

Es gab noch nie so viele Möglichkeiten der Holzbearbeitung und gleichzeitig noch nie so viel Verwirrung darüber, welche Arbeitsweise nun die richtige ist.

Vorweggenommen und vielleicht auch nochmal als kleine Erinnerung: Bei seinem Hobby darf man sich austoben und schwarz, weiß und grau denken.

Erst kürzlich sah ich z.B. einen Beitrag, in dem ein barocker Tisch mit aufwändigen Furnierarbeiten hergestellt wurde. Klassische Verbindungen, Knochenleim und viel Handarbeit. Zum Abschluss wurden die Schubkästen installiert: Mit Hilfe von modernen Vollauszügen. Ich gebe zu, im ersten Moment war auch ich ein wenig irritiert und über diesen Stilbruch verwundert. Aber der Zweck heiligt die Mittel und moderne Auszüge gleiten dann doch ein wenig besser als traditionelle.

In der aktuellen Holzwerken-Ausgabe findet sich ein kleiner Beistelltisch von mir im Biedermeier-Stil. Auch hier habe ich Kombinationen und Möglichkeiten gewählt, die eher “grau” sind: Massivholzgestell mit traditionellen Verbindungen. Furnierte Stabplatte. Bereits fertig angemischter Glutinleim, der sich kalt verarbeiten lässt. Tauchsäge, Oberfräse und Stecheisen.

Auf die Frage der Redaktion, wie ich Tischplatte und Gestell miteinander verbunden habe, wurde vermutlich Nutklötze erwartet. Dabei lässt sich das Gestell dank des verwendeten Plattenmaterials doch auch ganz einfach schrauben. Die furnierte Stabplatte kann nicht großartig quellen und schwinden, das Langholzgestell ebenso. Ein idealer Moment für eine praktische und einfache Lösung.

Ein Möbel mit eigentlich Einheitliches Bild trotz verschiedener Techniken: Der Beistelltisch.

Mehr Informationen zur Kombination der Techniken finden sich in der aktuellen Spezial-Ausgabe Nr. 104 “Rund”.

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