Große Späne, großer Spaß – Der Alleskönner Ziehmesser

Der große Bruder der Ziehklinge – Mit dem Ziehmesser richtig was schaffen

Zuletzt hatte ich die Stichsäge aus meinem Konvolut alter Werkzeuge hergestellt.

Heute beschäftigen wir uns ein wenig mit dem Ziehmesser.

Für die moderne Bearbeitung von Massivholz sehe ich nur sehr beschränkte Einsatzmöglichkeiten, aber es hat sich dennoch schnell zu einem meiner Lieblingswerkzeuge gemausert.
Die Begründung dafür mag nicht sonderlich professionell klingen: Es macht Spaß. So richtig viel Spaß. Die Späne fliegen, man kann das Holz in kurzer Zeit formen, man hinterlässt eine geschnittene Oberfläche und ich muss es wiederholen: Späne fliegen 🙂

Genug der Euphorie, ein paar Informationen zu diesem Werkzeug: Die meisten Exemplare dürften sich in einem stumpfen Zustand befinden, es muss daher zunächst geschärft werden. An Nass- und Trockenschleifer fand ich die Handhabung eher schwierig.Ich empfehle das Eisen wie gezeigt in Vorder- oder Hinterzange einzuspannen und dann mit dem Schleifklotz zu schärfen.
Ich benutze dazu meist kleiner Schleifsteine, die gut in der Hand liegen.

Achtung: Ruhig und konzentriert schleifen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.

Zum Schleifen verwende ich lieber fest gebundene Steine, japanische Wassersteine neigen hier schnell zu kerben.

Während man sonst stets darauf achten sollte, die Schneide beim Stecheisen oder Schnitzmesser vom Körper weg zu halten, funktioniert das Ziehmesser genau umgekehrt.

Jeder Zug wandert zum Bauch. Die Wagner nutzten dieses Werkzeug gerne und trugen meist eine Lederschürze. Diese Vorsichtsmaßnahme möchte ich nicht unerwähnt lassen, ich persönlich trage meist eine einfache Baumwollschürze bei dieser Arbeit oder in Wintermonaten meine dicke Arbeitsjacke.

Wie bei allen Arbeiten ist das sichere Fixieren des Werkstücks zwingend erforderlich. Mit den Zangen der Hobelbank kann man sich meist gut behelfen, wer es professioneller und flexibler mag sollte nach einer Schnitzbank Ausschau halten.

Die eigentliche Arbeit ist relativ simpel, es braucht ein wenig Fingerspitzengefühl um die gewünschte Materialstärke abzunehmen. Nach 5 Minuten Übung sollte das aber den meisten gelingen.
Mit der Faser zu Arbeiten ist hier wichtiger als beim Hobeln, sonst kommt es nicht nur zu Ausrissen, sondern man nimmt auch mit einem Zug zu viel Material ab. Wie auf den Fotos zu erkennen ist das dann auch schnell mal ein Zentimeter oder mehr.

Äste machen wie auch beim Hobeln zunächst Probleme…

Wird das Messer schräg gehalten, lassen sich diese bis zu einer bestimmten Größe mühelos abtragen und man erhält eine ausrissfreie Oberfläche.

Grobe Spanabnahme funktionieren mit diesem Werkzeug ebenso…

wie die Abnahme feinster Späne!

Runde Zapfen sind so schnell gemacht…

und passen für den ersten Versuch bereits ganz gut.

Die Struktur schreit gerade zu: Ich bin mit einem Handwerkzeug hergestellt.

Jeder einzelne Span war Freude pur. Unbedingt ausprobieren!

In der Holzwerken Ausgabe 90 “Massivholz” findet sich eine detailierte Aufbauanleitung von Michail Schütte um ein Hobelpferd zu bauen. Damit gehen die Arbeiten für Beine und andere, längliche Schnitzobjekte viel leichter zur Hand.

Damit macht die Arbeit mit dem Ziehmesser noch mehr Spaß.

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