Seit Jahrtausenden werden Häuser und Möbel aus Holz hergestellt. Auch wer nicht regelmäßig die aktuelle Ausgabe der Holzwerken durchstöbert, dürfte das bereits von Kindheitstagen an wissen. Das Papier aus Holz hergestellt, ist zwar schon ein wenig abstrakter (beim Blockhaus sieht man schließlich die gestapelten Stämme), aber auch noch bekannt.
Dabei nutzt man aber nur noch einen Teil der hölzernen Inhaltsstoffe:
*Die Hauptbestandteile mit mehr als 50% von getrocknetem Holz sind Zellulose und Hemizellulosen, vereinfacht gesagt das Grundgerüst der Zellwand.
Lignin mit bis zu 25% bei Laubholz/bis zu 40% bei Nadelholz ist die Füllung dieses Gerüsts. Pektin verklebt vereinfacht gesagt die Zellwände miteinander. Die restlichen Bestandteile wie Harze und Öle sind je nach Holzart in unterschiedlichen Mengen vorhanden.
Für die Herstellung von Stoffen und Folien ist vor allem die Zellulose interessant.
Dazu werden die entrindeten Stämme zerkleinert und in Wasser und Chemikalien gekocht. Dabei spalten sich die Bestandteile voneinander und man gewinnt Zellstoff.
Würde man diese nun bleichen, trocknen und pressen, hätte man bereits Papier hergestellt. Für die Weiterverarbeitung für Stoffe wird jedoch noch ein wenig mehr Chemie benötigt:
Mit Natronlauge wird der Zellstoff weiter aufgeweicht, sodass man nach ein paar weiteren Prozessen einen gelartigen Zustand erhält, bzw. um noch etwas genauer zu werden: Einen viskosen( flüssigen) Zustand.
Die verflüssigte Zellulose lässt sich nun zu Fäden spinnen, um daraus Kleidung herzustellen oder wird zu einer durchsichtigen Folie verpresst.
Während man den seidenähnlichen Stoff „Viskose“ vielleicht schon einmal auf einem Sommerhemd gelesen hat, klingt durchsichtige Folie aus Holz wie ein Produkt aus ferner Zukunft. Doch weit gefehlt, es handelt sich um ein über 100 Jahre altes Produkt: Zellglas, wahrscheinlich bekannter unter dem Namen Cellophan-Papier.
Daraus wurden/werden vor allem Lebensmittel wie Kekse oder Nudeln verpackt oder die Rosensträuße im Blumenladen. Zumindest mir war neu, dass es sich bei der knisternden Folie um ein Holzprodukt handelt.
Auch wenn Viskose als Kunstfaser betitelt wird, handelt es sich daher um ein Naturprodukt. Die bei der Herstellung Chemikalien können zu großen Teilen wieder ein den Herstellungsprozess zurückgeführt werden. Da Holz/Pflanzenfasern weltweit verfügbar sind, ermöglicht dieses Material eine standortunabhängige Herstellung, im Gegensatz zu Baumwolle. Die Forschung an einer Verbesserung der Stoffe aus Viskose schreitet ständig voran und kann damit eine hoffentlich nachhaltigere Alternative bieten.
Ob diese Verfahren in Summe wirklich nachhaltigere Alternativen darstellen übersteigt meine Expertise um Welten, aber ich finde es faszinierend, welche Möglichkeiten sich in diesem kleinen Stückchen Holz auf meiner Werkbank so verbergen.
*Die Erklärungen/Prozesse in diesem Beitrag werden zum besseren Verständnis vereinfacht dargestellt. Wer sich intensiver mit diesem Thema beschäftigen möchte, findet dazu ausführlichere Beiträge im Internet. Unter dem Suchbegriff „Viskose – Herstellung“ finden sich einige anschauliches Videos.
Kommentar verfassen
Zum Kommentieren müssen Sie angemeldet sein.