Für manch einen ist das Arbeiten von Holz nur graue Theorie. Darum finden sich hier einige Beispiele aus der Praxis.
Gefühlt werden traditionelle Verbindungen heutzutage vor allem als Zierelemente genutzt.
Perfekt ausgeführte Schwalbenschwanzverbindungen dienen als schönes Detail, eine Gratleiste soll lediglich verhindern, dass das Holz krumm wird.
Letzteres gehört dabei natürlich auch zur Kategorie “Holz arbeitet”, erfasst die Funktion einer Gratleiste jedoch nicht vollständig.
Vereinfacht gesagt, dehnt sich/schrumpft Holz in drei Richtungen: Entlang der Faser bis zu 0.5%, tangential bis zu 10% und radial bis zu 5%.
Wir beschäftigen uns heute zunächst nur mit dem Vergleich der Ausdehnung von Lang- und Querholz (tangential und radial werden dabei zusammengefasst.
Aus ehemals 25 cm Außendurchmesser sind nach dem Trocknen in einer Richtung nun 23.5 cm geworden. Entlang der Faser hat sich der Wert eigentlich kaum geändert, im Querholz dagegen deutlich.
Um letztlich doch eine runde Schale zu erhalten wird daher mit dem deutlichem Übermaß gedrechselt. So kann die Schale im getrockneten Zustand wieder eingespannt und nachgedrechselt werden.
Das Brett hatte ursprünglich keine hervorstehende Kante.
Auch hier ist wieder das Querholz geschrumpft. Zwar nur um einen Millimeter, aber dennoch mit verheerender Wirkung: Während man über die kleine Kante noch hinweg sehen könnte, ist der entstandene Riss das eigentliche Problem.
Zwar hat der moderne Weißleim eine gewisse Elastizität und hält das Schneidebrett weiter zusammen. Beim Schwinden(Schrumpfen) war diese jedoch nicht ausreichend.
Bei größeren Dimensionen wie bspw. Tischplatten können die Risse dann noch wesentlich größer ausfallen.
Wichtiger Hinweis: Bei der Verarbeitung wurde kammergetrocknetes Eschenholz verwendet und der Riss entstand erst nach einigen Jahren.
Traditionelle Verbindungen sollen das Holz nicht am arbeiten hindern… es soll das Arbeiten erlauben.
So bietet diese Sitzbank auch nach ihrer Dimensionsänderung die gleiche Stabilität, ist aber zudem auch nicht gerissen.
Im nächsten Teil sehen wir uns an, warum Holz “krumm und schief wird”.
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