Linoleum – die angenehme Öko-Beschichtung

Bei meinem alten Sekretär muss eine beschädigte Platte mit Linoleum ausgetauscht werden.

Vielen dürfte dieser meist dunkelgrüne Belag auf alten Schreibtischen bekannt sein. 

Dort sorgt seine homogene und drucknachgiebige Oberfläche für angenehmen Schreibkomfort. Auch wenn Stift und Papier dem Laptop weichen mussten, ist diese Möbelbeschichtung weiterhin sehr beliebt.
Die Haptik, die große Farbauswahl und mit ca. 80% der weitestgehend natürliche Ursprung erfreuen sich auch heute vor allem bei Gesellenstücken und hochwertigen Innenausbauten großer Beliebtheit.


Aufbau
Oxidiertes Leinöl ist dabei der namensgebende Hauptbestandteil dieses Produkts, Naturharze wie Kolophonium, Holz- und Korkmehl sowie weitere Füllstoffe bilden den Rest.
Im Handel wird übrigens zwischen Boden- und Möbellinoleum unterschieden:
Bodenlinoleum kann bis zu 4mm stark sein, hat eine Trägerschicht aus Jute und hat eine marmorierte Optik. 
Man kann dieses Material auch zum Bau von Möbeln verwenden, beliebter ist jedoch Möbellinoleum: 
Hier ist gepresstes Papier statt Jute der Träger, die Materialstärke beträgt nur 2mm und die Farben sind homogen.
Beide Varianten sind mit einer Art Klarlack benetzt, die das Material Wasser- und Schmutzabweisend machen. Wie bei allen Oberflächen sollte zwar stehendes Wasser vermieden werden, das Material ist jedoch ausreichend widerstandsfähig und pflegeleicht, um es auch zur Belegung von Küchenarbeitsplatten zu verwenden.

Anwendung und Geld sparen beim Gegenzug
Der Zuschnitt des in Rollen angelieferten Materials erfolgt per Kreissäge oder Cuttermesser.
Zur Verklebung können alle üblichen, gesperrten Platten und üblichen Kleber verwendet werden: Kontaktkleber, Weißleim, Glutinleime oder der zum Furnieren beliebte Kauritleim.

Bei der Verarbeitung sollten Druckstellen vermieden werden. Im Gegensatz zu Holz können kleine Beschädigungen nicht einfach nachgeschliffen und nur mit großem Aufwand ausgebessert werden.
Wichtig wie bei allen Beschichtungen: Der Gegenzug. Um ein Verziehen der Platte zu verhindern, muss zweiseitig beschichtet werden.
Technisch spricht nichts gegen die beidseitig Belegung mit Linoleum, bei qm-Preisen von mindestens 30€ ergibt sich so allerdings schon ein qm-Preis von 60€. 
Günstigere Alternativen: 
Mit ein wenig Geduld und Recherche findet sich B-Ware Linoleum. Dieses hat eventuell abweichende Farbtöne oder ist in der Farbgebung etwas wolkiger. Bei Unterseiten oder Schrankinnenseiten kann das kaum auffallen und wäre die erste Lösung. 
Weitere Alternativen: Papiergegenzug. Dieser wird auch vom Hersteller angeboten und eine preisgünstige Variante, sofern der Gegenzug nicht im Sichtbereich ist.
Dritte Variante und ein guter Mittelweg: Holzfurnier. Nicht im Sichtbereich eine günstige Alternative, im Sichtbereich die Möglichkeit für eine schöne Überraschung/Kontraste bspw. bei Schrankinnenseiten.
Zur Ermittlung der richtigen Materialstärke empfiehlt der Hersteller vorab einen Materialtest.
Ich hatte bislang keine Probleme bei der Verwendung der üblichen Messerfurniere mit einer Stärke von 0.6-1mm.

Fazit/Kritik
Linoleum bietet die Möglichkeit auch ohne Lackierkabine und verhältnismäßig wenig Aufwand farbige Möbel herzustellen. Das biegbare Material eignet sich daher ideal für angenehme Kontraste bei Schranktüren, Tischplatten oder Einlagen. 
Die Oberfläche ist dabei nicht so widerstandsfähig wie HPL, dennoch ausreichend für stärker beanspruchte Bereiche.
Der hohe Anteil an Naturmaterial und die weiche Haptik sind dabei jedoch meiner Meinung nach die passendere Kombination zu Massivholz.

 So ganz geht die Idee mit dem Naturmaterial und der erhofften Nachhaltigkeit allerdings nicht auf, 20% der Inhaltsstoffe sind nicht natürlichen Ursprungs, abgesehen von Glutinleimen wird durch den Kleber auch wieder ein Mineralölprodukt eingebracht, was ebenfalls bei den Plattenmaterialien zum Einsatz kommt. Wie bereits erwähnt ist die Reparatur/Ausbesserung schwierig und eine geflickte Linoleum-Oberfläche hat nicht den Charme eines Flicken in Furnier oder Massivholz. 
Auch der Geldbeutel sehnt sich bei den qm-Preisen dann doch lieber nach dem Nussbaumfurnier.
Eine günstige Alternative findet sich übrigens in diesem Video (https://www.youtube.com/watch?v=tf0Ni4fM6pk)

Im nächsten Beitrag wird der erwähnte Sekretär mit Linoleum belegt.

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