Scheinakazie, Eiche des armen Mannes, Baum des Jahres 2020 – Viele Namen und Meinungen zu einem außergewöhnlichen Baum
Ursprünglich aus Nordamerika stammend, wurde die Robinie von Jean Robin im 16. Jahrhundert im Pariser Park gepflanzt. Dieser hielt sie fälschlicherweise für eine Akazie.
Trotz gewisser Ähnlichkeiten, unterscheiden sich diese beiden Bäume jedoch voneinander.
Der botanische Name Robinia pseudoacacia berücksichtigt diese Verwechslungsgefahr sogar namentlich.
Die Robinie gilt als invasive Pflanze, vereinfacht gesagt bedeutet das: Sie verändert bestehende Ökosysteme. Ob diese Veränderungen gut oder schlecht sind, muss im Einzelfall entschieden und soll nicht Bestandteil dieses Beitrags sein.
Fest steht: Robinie ist giftig! Blätter, Rinde und Samen stellen für Menschen und Tiere eine Gefahr dar. Neben ihrem schnellen Wachstum ist diese Resistenz gegenüber Fressfeinden ein Grund, für ihre Ausbreitung. Vor allem beim Drechseln von Naturrand-Objekten sollte daher zwingend mit Atemschutz und Absaugung gearbeitet werden. Eine mir bekannte Drechslerin hat unwissentlich dieser Gefahr zwei Tage lange ohne Schutzmaßnahmen frische Robinie verarbeitet – am Folgetag lag Sie mit Fieber und Übelkeit im Bett.
Das Holz enthält nur sehr geringe Mengen Gift, dafür jedoch einen sehr hohen Anteil an Gerbsäure, höher als der von Eichenholz. Diese Kombination macht die Robinie zu dem witterungsbeständigsten Holz in Europa.Es erreicht die Dauerhaftigkeitsklasse 1-2, welches ansonsten nur von Tropenhölzern wie Bankirai oder Teak erreicht wird.
Zudem ist es auch härter als Eiche und daher ideal für sämtliche Anwendungen im Außenbereich: Ob Pfahlbau, Carports oder wie im Bild zu sehen: Auf Kinderspielplätzen
Auf Grund der Härte ist vorbohren Pflicht. Bei der Bearbeitung mit Handwerkzeugen spürt man einen erheblichen Widerstand, der selbst Eiche “weich” erscheinen lässt.
Scharfes Werkzeug und ein bisschen mehr Kraft in den Armen ist daher zu empfehlen.
Beim Drechseln bevorzuge ich Grünholz, die Standzeit der Werkzeuge ist sonst teilweise unangenehm kurz. Übrigens bilde ich mir dabei immer einen Geruch von Frucht-Kaugummi ein, mein Geruchssinn ist allerdings auch nicht der beste 😉
Mein Zimmermann sagte mal zu mir “Robinie ist die Eiche des armen Mannes”. Ein kurzer Anruf beim Holzhändler brachte die Erklärung: Robinie wird oft zu unter 1000€ netto pro Kubikmeter verkauft. Eiche kann somit 50-100% teurer sein.
Für das nächste Gartenprojekt also durchaus eine Überlegung wert.
Redaktioneller Hinweis: Wer noch mehr Bäume und ihr Holz kennenlernen will, sollte einen Blick in unser Buch „HolzWerken – Die Baumportraits“ werfen!
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