Stanley No.271 – Der kleine Grundhobel

Nuten ausarbeiten, Bänder einlassen oder Zapfen anpassen:
Der Grundhobel wird meistens dann genutzt, wenn präzise Arbeit gefordert ist.
Stanley produzierte diese kleine Version von 1926 bis 1973.
Veritas und Lee-Nielsen haben beide überarbeitete Versionen dieses Modells in ihrem Sortiment. Grund genug, sich den Hobel einmal genauer anzusehen.

Der No.271 im Vergleich zum No.71: Neben der Größe fehlt es ihm unter anderem an der Feineinstellung.
So richtig zupacken kann man hier nicht, die Griffposition fördert allerdings auch die Präzision.

Was zunächst auffällig ist: Er ist klein. Sehr klein. Fast schon zu klein.
Die Griffposition ist ungewohnt und bietet lediglich den Fingerspitzen halt.
Große Kraft kann man so kaum ausüben, großflächige Arbeiten oder größere Spanabnahme ist daher nur erschwert möglich.

Die Hobeleisen-Arretierung erfolgt über zwei geschlitzte Rändelschrauben und auch diese lassen sich nur schwerlich nutzen. Zwar könnte man hierfür auch einen Schraubendreher nutzen, was sich in der Praxis allerdings als wenig intuitiv erweist:
Nach jedem kleinen Hobelstoß wieder zum Schraubendreher zu greifen und dabei das Eisen bloß nicht nicht zu weit zustellen – so richtig praktisch ist das leider nicht.
In der Regel ist „handfest“ angezogen aber auch ausreichend. Da das Hobeleisen einen runden Schaft hat, muss man neben der Höheneinstellung auch die Ausrichtung beachten. Ein paar Grad Abweichung nach links oder rechts sind zwar zu vernachlässigen, zumindest zu Beginn aber gewöhnungsbedürftig.
Gleiches gilt auch für den Keilwinkel/Freiwinkel: Gerade einmal 2° beträgt hier der Winkel. Üblich bei Grundhobeln sind meist mehr als 10°.
Der flache Winkel erschwert die Bearbeitung, statt Material zu entfernen, gleitet man manchmal einfach nur darüber.

Das Foto zeigt den Keilwinkel der beiden Grundhobel. Ein Umschleifen ist leider auch kaum möglich, da zu wenig Materialstärke vorhanden ist.

Nur Kritik für den Neuankömmling in meiner Werkstatt (der Dank UK-Import immerhin 65€ gekostet hat)?
Bei dem Versuch ein Band einzulassen, punktet der Kleine dann doch:
Mühelos lässt sich der No.271 auf schmalen Kanten balancieren und mit chirurgischer Präzision kann mit dem 6mm breiten Eisen gearbeitet werden.
Noch nie war ich beim Hobeln mit den Händen so nah am Werkstück und konnte so feinfühlig Material abtragen. Das übliche Kippeln von großen Grundhobeln oder Einlasshobeln entfällt.

Der Spezialist: Hier zeigt er seine Stärke und kann sogar auf dieser 18mm breiten Kante abgelegt werden.
Das Hobelmaul könnte ein wenig größer sein, da es die Sicht auf die Nut begrenzt.

Alternativ kann das Eisen auch in der offenen Position montiert werden und ist so auch als Eckenhobel nutzbar. 
Fazit: Für das Ausarbeiten von Nuten/Gratungen und Falzen ist dieser Hobel aus meiner Sicht eher ungeeignet.
Wer auf der Suche nach seinem ersten Grundhobel ist, der sollte nach den großen Modellen Ausschau halten. Der No.271 ist ein Spezialist und wird bei mir zukünftig lediglich für das Einlassen von Bändern zum Einsatz kommen.

Bislang habe ich dafür vor allem meine selbstgebaute Variante genutzt. Weitere Informationen sind hier zu finden. https://www.holzwerken.net/blog/dominik-ricker/grundhobelbau/

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