Stuhlbau – Ergonomie und die Grenzen vom Werkstoff Holz

Stühle gehören für mich beim Bau zu den anspruchsvollsten Möbelstücken. Wie kein anderes Möbel wird es dynamischen Belastungen ausgesetzt, es muss ergonomisch korrekt/bequem sein und im besten Fall auch noch gut aussehen.

Beginnen wir zunächst mit der Ergonomie: Die Lehrbücher geben Standardmaße vor, die sich aus einem Durchschnitt aller Körpergrößen zusammensetzen. Diese dienen uns zur Orientierung.

„Das” eine Maß für einen Stuhl gibt es aber nicht, darum wird die Stuhlhöhe hier auch oft mit Größenspanne angegeben. 

Als HolzwerkerInnen haben wir jedoch die Möglichkeit, maßgeschneiderte Möbel zu bauen. Dazu bietet sich der Bau von einem „Mock-up” an. Aus ein paar Latten zusammengeschraubt erfährt man so schnell, ob die gedachten Proportionen stimmig sind.Beim Probesitzen erfährt man dann auch schnell, ob bspw. die Beine an die Zarge vom Esstisch stoßen oder die Rückenlehne vielleicht noch etwas weiter gebogen werden könnte.

Nur ganz grob, aber als Orientierung die 10 Minuten Arbeit wert.
Über die Seillänge kann schnell die Biegung der Rückenlehne festgelegt werden.

Welche Optik man bevorzugt, ist wieder eine individuelle Entscheidung. Ich versuche nicht das Rad neu zu erfinden, sondern mich an bestehenden Stühlen zu orientieren. Das gilt auch wieder für die Sitzhöhe.

Form, Ergonomie und Konstruktion sind eng miteinander verbunden. So mag ein filigran gebautes Sideboard funktionieren, beim Stuhl wirken die dynamischen Belastungen schnell zerstörerisch.

In der Lehrzeit habe ich oft Stühle reparieren müssen und eine Schwachstelle war stets die Eckverbindung. So fest eine Dübelverbindung oder Schlitz/Zapfenverbindung zunächst sein mag: Irgendwann ist jeder Leim/Kleber an seine Grenze gekommen. Auf Grund dieser Erfahrung werden wir uns eine Alternative überlegen.

Beim klassischen Möbelbau hat ein Blick in den „Spannagel” noch nie geschadet (Quelle: Fritz Spannagel – Möbelbau)

Im nächsten Blog folgt die zeichnerische Umsetzung.

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