Die Parallel-Holzzwinge

Eigentlich ist der Name für diese Holzzwinge etwas irreführend, denn Sie können die beiden Spannarme nicht nur exakt parallel, sondern auch beliebig schräg zueinander einstellen (s. Bildfolge). Wenn Sie einmal Parallelzwinge in eine Suchmaschine eingeben, dann zeigt das Ergebnis noch einige andere Zwingentypen, die sich doch stark von dieser Holzzwinge unterscheiden. Treffender ist sicher die Bezeichnung des Internetshops Feine Werkzeuge in Berlin, der diesen Zwingentyp unter dem Namen winkelvariable Holzzwinge anbietet. Und um das Chaos jetzt perfekt zu machen: In meiner Ausbildung wurde mir der Name Doppelzwinge beigebracht bzw. im Eifeler Dialekt: Dobbelzwing ;-). Ich wusste jedenfalls genau was gemeint war, wenn der Altgeselle im Befehlston sagte: „Holl mol die Dobbelzwing!“

Wie dieser Zwingentyp letztlich fachlich korrekt genannt wird, konnte ich leider, trotz intensiver Recherche im Netz, nicht eindeutig herausfinden. Vielleicht liegt das auch daran, dass dieser Holzzwingentyp in der klassischen Schreinerei kaum mehr eine Bedeutung hat. Das ist wirklich sehr schade, denn diese Zwinge bietet gegenüber herkömmlichen Schraubzwingen ein paar ganz interessante Vorteile:

  • Aufgrund der Spannarme aus Holz sind in aller Regel keine Zulagen nötig.
  • Da sie aus Holz sind, können Sie auch leicht modifiziert und ergänzt werden.
  • Da die Spannarme rechtwinklig und glatt sind, lässt sich die Zwinge auch als Schraubstock in und auf der Hobelbank einsetzen.
  • Auch der Einsatz als Haltevorrichtung bei der Maschinenarbeit ist somit möglich.
  • Da sich an den Spannarmspitzen keine Gewindespindel befindet, können die Spitzen auch in sehr engen Zwischenräume Dinge festspannen.
  • Die Spannarme können sowohl parallel, als auch schräg eingestellt werden.
  • Und der wichtigste Unterschied: Durch die beiden Gewindespindeln lässt sich dabei der Druck der beiden Spannarme über die gesamte Länge genau dosieren.

Das sind alles gute Gründe, sich diese Parallel-Holzzwingen einmal genauer anzuschauen. So kommen dann auch die alten „Dobbelzwinge“ aus unserer Werkstatt noch mal zum Einsatz und das wird ganz sicher nicht das letzte Mal gewesen sein.

Der recht simple Aufbau dieser Holzzwinge wird sicher auch einige Holzwerker zum Selbstbau anregen. Dabei sollten Sie jedoch eines Bedenken: Der Anwendungsvorteil dieser tollen Zwinge resultiert zum großen Teil aus den beiden gegenläufigen Gewindespindeln (s. Bild unten rechts). Mit einem einfachen Gewinde verliert man leider einen großen Teil des Komforts, den diese Zwinge so einzigartig macht. Das sollten Sie vorher Bedenken, denn je nach Größe können Sie solche Holzzwingen bereits ab 12 Euro fertig kaufen.

Hier mal zwei mögliche Bezugsquellen für Parallel-Holzzwingen:

https://www.dictum.com/de/search?sSearch=Parallelzwinge+

https://www.feinewerkzeuge.de/wooden-hand-screw-clamp.html

Die beiden Spannarme können nicht nur parallel (oben), sondern auch in einem bestimmten Winkel geschlossen (Mitte) oder geöffnet werden (unten). Wie weit sich die Spannarme dabei schräg stellen lassen, hängt von der Größe der Langlöcher ab, in denen sich die Gewindestangen befinden.

Der Clou bei einer solchen Zwinge sind die beiden gegenläufigen Gewindestangen (Spindeln). Drehen Sie an einem Handgriff, bewegen sich die beiden Spannarme entweder synchron aufeinander zu oder voneinander weg. Bei neueren Zwingen ist die Stoßmitte (Pfeile) des Gewindes noch deutlicher zu erkennen.

Ich besitze von diesem Zwingen-Typ zwei verschiedene Größen. Eine kleine Variante mit 180 mm und eine größere mit 210 mm langen Spannarmen. Auch die Spannweite ist unterschiedlich. Während die Große etwa 150 mm weit spannt, geht die Kleine nur 120 mm weit auf. In den beiden eingangs genannten Internet-Shops finden Sie aber auch noch viele weitere Größen.

Am häufigsten werden Sie die Zwingen mit parallel stehenden Spannarmen einsetzen. Damit Sie möglichst zügig die Spannweite verstellen können, sollten Sie einen Handgriff in Position halten und die Zwinge nur mit dem gegenüber liegenden Handgriff in kreisenden Bewegungen öffnen oder schließen. So als würden Sie eine Kurbel bedienen.

Die Parallel-Holzzwinge im praktischen Einsatz

Das Schöne bei diesen Zwingen ist, dass Sie mit den beiden Gewindestangen die Spannkraft genau dosieren können. Außerdem benötigen Sie bei diesen Holzzwingen in aller Regel keine weiteren Zulagen mehr. Damit die Spannflächen der Spannarme aber nicht zu sehr von austretendem Leim verklebt werden, sollten Sie die besser noch mit etwas Klebeband schützen. Einfaches Paketklebeband würde hier schon völlig ausreichen (habe ich jetzt für das Foto nicht explizit gemacht, ist aber ratsam).

Indem Sie den Handgriff des unteren Gewindes (gelber Pfeil) nach rechts drehen (in Pfeilrichtung), vergrößern Sie den unteren Abstand zwischen den Spannarmen. Dabei verringert sich dann automatisch der Abstand an den Spannarmspitzen und Sie bekommen mehr Druck auf die Spitzen. Sie können auf diese Weise entweder die Parallelität korrigieren oder auch ganz gezielt einen bestimmten Bereich des Werkstücks mit mehr Druck versorgen.

So das war’s mal wieder für heute. Ich hoffe ich konnte Sie ein wenig neugierig machen und Sie probieren diese tolle Parallel-Holzzwinge einmal selbst aus. Sie werden es ganz sicher nicht bereuen.

In zwei Wochen zeige ich Ihnen dann ein paar Tipps, wie Sie die Tischfläche ihrer Werkbank oder Maschinen vergrößern können.

Bis dahin wünsche ich Ihnen wieder allzeit unfallfreies Holzwerken.

Herzlichst, Ihr

Guido Henn

Wichtiger Hinweis zur Produktneutralität: Die hier gezeigten Parallel-Holzzwingen stammen aus unserem Tischlerei-Bestand und wurden von meinem Großvater vor über 60 Jahren angeschafft. Ich versichere Ihnen eine absolut neutrale Bewertung des Produkts, ohne jegliche Einflussnahme durch irgend einen Hersteller oder im Artikel genannte Internetshops!

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Kommentare

FrankPatch 25.05.2019

Hallo, ich kenne diese Zwingen aus dem Metallbereich. Nur noch eine Anmerkung: Beim zusammen- und auseinander-drehen können Sie beide Hände wie eine Kurbel nutzen und erreichen somit die doppelte Geschwindigkeit. Gruß Franz Flick

Guido Henn 26.05.2019

Hallo Herr Flick, soweit ich das auf den Fotos im Netz erkennen kann, haben die Parallelzwingen aus Metall, die in der Metallverarbeitung eingesetzt werden, keine gegenläufigen Spindeln, wie es bei den Holzzwingen der Fall ist. Ich bin aber kein Metallexperte und kenne halt nur die Bilder aus dem Internt dazu. Es ist daher auch gut möglich, dass man bei diesen Parallelzwingen aus Metall Vorteile hat, wenn man beide Hände, wie eine Kurbel kreisen lässt. Bei der Parallelzwinge aus Holz ist es meiner Meinung nach besser nur mit der rechten Hand zu kreisen und die linke in einer festen Position zu halten. Ich hatte dazu auch eine kurze Videosequenz gedreht, die das sehr gut verdeutlicht. Leider sind Einbindungen von Videos in diesem Blog bisher nur über YouTube möglich. Dort würde das Video dann aber ohne einen Bezug zu diesem Blog und den weiteren Erklärungen stehen. Sollte sich das irgend wann einmal ändern, werde ich zukünftig gerne die Blogs - dort wo es Sinn macht - mit kurzen, kommentarlosen und einfachen Videosequenzen ergänzen. Ich habe aber mal kurz im Netz nach „Wooden Hand Screw“ gegooglet und ein sehr informatives Video bei den amerikanischen Kollegen von „Fine Woodworking“ entdeckt. Dort wird sehr schön erklärt und gezeigt, warum das Kurbeln mit nur einer Hand vorteilhafter ist. Und genau so habe ich es auch gelernt - von alten erfahrenen Schreinergesellen und Meistern. Hier der Link zum Video: https://www.finewoodworking.com/2017/03/29/hand-screw-bob-van-dyke Beste Grüße Guido Henn

FrankPatch 28.05.2019

Hallo Herr Henn. Sie haben Recht, ich hab mir die Holzzwingen nicht genau genug angeschaut. Dort sind an jedem Schenkel zwei Gewinde und an den Eisenzwingen nur eines pro Schenke und eine freie Bohrung. Gruß Franz Flick

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