Der Schwedenstuhl vom letzten Blogbeitrag ist ein ideales Einsteiger-Bauprojekt, denn es müssen keine komplizierten Holzverbindungen hergestellt werden. Alles wird einfach nur verschraubt. Leider sind die vielen Schraubenlöcher nicht gerade ein optischer Blickfang und es wird sicher einige Holzwerker geben, die sich daran stören. Deshalb nutze ich heute mal die Gelegenheit Ihnen am Beispiel des Schwedenstuhls vier unterschiedliche Produkte vorzustellen, mit denen Sie Löcher und Fehlstellen im Holz ausbessern und reparieren können. Getreu dem alten Sprichwort im Handwerk: „Meister ich bin fertig mit der Arbeit. Soll ich jetzt mit dem Ausflicken beginnen?“ In diesem Sinne – lassen Sie uns beginnen!
Ein kleiner Koffer (rechts im Bild) mit den wichtigsten Utensilien (Weich- und Hartwachs, Gasschmelzer, Lackstifte, Ziehklinge etc.) zum Ausbessern von Kratzern, Dellen und kleinen Löchern, findet sich bei nahezu jedem professionellen Tischler und Schreiner. Sie kommen vor allen Dingen bei fertig behandelten Möbelstücken und Dekoroberflächen zum Einsatz. Bei größeren und aufwendigen Reparaturen (vor einer Oberflächenbehandlung) greift man jedoch besser zu einem speziellen Holzkitt oder einer Holzpaste (Bildmitte). Sollen dann noch große ausgebrochene oder morsche Fehlstellen im Holz ersetzt werden, hilft nur noch ein zweikomponentiger Klebeharz (links im Bild).
Weichwachs ist – wie der Name schon sagt – weich und bleibt es auch. Es gibt ihn in Stangenform in unterschiedlichen Farben. Von dieser Stange wird ein kleines Stück in der Hand etwas erwärmt und mit einem Holz- oder Kunststoffkeil in die Löcher bzw. Fehlstellen eingedrückt. Der Überschuss wird zum Schluss mit der Keilspitze bündig zur Holzfläche geglättet.
Weichwachse sind nur für einfache Reparaturen an nicht beanspruchten Stellen eines Möbelstücks geeignet. Für Sitzmöbel, wie unseren Stuhl, sind sie keine gute Lösung, denn diese Weichwachsstellen könnten durch etwas Wärme beim Sitzen später an der Kleidung kleben.
Hartwachse werden ebenfalls in Stangenform und unterschiedlichen Farben angeboten. Diese Hartwachse können aber nur mit hoher Hitze flüssig gemacht werden. Dazu bieten die Hersteller handliche Hartwachsschmelzer an (mit Gas oder Batterie.
Der flüssige Hartwachs wird dann von oben in die Löcher geträufelt, bis er mit einem „kleinen Bauch“ übersteht. Die Farben bzw. Stangen sind übrigens mischbar und können so ganz genau dem Holzton angeglichen werden.
Ein tolles Produkt, um Fehlstellen vor der Oberflächenbehandlung zu reparieren, ist das MS-Knetholz der Fa. Holzkitt-Schmid (mehr Infos zu MS-Knetholz unter: http://www.holzkitt.de/html/knetholz.html). Das gibt es fix und fertig als Paste in Dosen (links im Bild). Mit der MS-Speziallösung des selben Herstellers kann man sich, unter Zugabe von Holzstaub, aber auch eine farblich passende Holzpaste selbst anmischen. Alternativ dazu können Sie eine solche Paste auch mit einem Zweikomponenten-Lack (PUR-Lack) anmischen. Eigene Mischungen aus Leim und Holzstaub sollten Sie jedoch nicht verwenden, da sich der Leim beispielsweise beim Beizen sofort markieren bzw. abzeichnen würde.
Nehmen Sie am besten den feinen Holzstaub der beim Schleifen entsteht. Der ist fein genug, um zusammen mit der Lösung eine Paste anzurühren. Dazu etwas Schleifstaub auf einen Teller geben und einen „kleinen Schluck“ von der Speziallösung hinzugeben. Dann rühren Sie so viel Schleifstaub unter die Lösung, bis eine zähe Paste entsteht. Rühren Sie nicht zu viel auf einmal an, die Paste trocknet sehr schnell!
Dieser Klebeharz wird aus zwei Komponenten (Harz und Härter) im Verhältnis 2:1 angemischt. Geben Sie dazu einen etwa 5 cm langen Strang Härter auf eine glatte Oberfläche (z. B. Dekorspanplatte) und links und rechts daneben jeweils einen gleich langen und dicken Strang Harz hinzu. Wichtig: Die Tubenverschlüsse nicht vertauschen!
Alle drei Stränge mit dem beiliegenden Spachtel gut vermischen, bis eine gleichmäßige Färbung sichtbar ist. Die cremige Konsistenz ist optimal, um auch an senkrechten Stellen Ausbesserungen vorzunehmen.
Den Klebeharz Ponal Duo können Sie auch einfärben, um ihn besser an das umliegende Holz anzugleichen. Mehr Infos dazu und noch viele weitere Verarbeitungshinweise finden Sie übrigens im technischen Merkblatt des Herstellers. Wenn die Oberfläche später deckend lackiert oder mit einer stark pigmentierten Lasur behandelt wird, sind die ausgebesserten Stellen aber in aller Regel auch ohne Einfärben nicht mehr zu erkennen.
Wichtiger Hinweis zur Produktneutralität: Ich habe alle hier gezeigten Produkte regulär und zu den üblichen Konditionen im Handel gekauft. Sie wurden mir weder verbilligt noch kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich versichere Ihnen eine absolut neutrale Bewertung der Produkte ohne jegliche Einflussnahme der Hersteller.
So das war’s mal wieder für heute und ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Verschließen ihrer Schraubenlöcher. In zwei Wochen gibt es an dieser Stelle dann ein paar Tipps zum Reinigen von Fräsern und Sägeblätter und was man dabei beachten sollte.
Bis dahin wünsche ich Ihnen wieder allzeit unfallfreies Holzwerken.
Herzlichst, Ihr
Guido Henn
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