Spanner für die Formatkreissäge

Der Schiebetisch einer Formatkreissäge (auch Schiebeschlitten oder Rollwagen genannt) ist wirklich eine feine Sache, weil er direkt neben dem Sägeblatt läuft. Sie können damit Dinge tun, die auf einer einfachen Tischkreissäge, entweder gar nicht erst möglich sind, oder einen enormen zusätzlichen Aufwand bedeuten. Es ist also nicht verwunderlich, dass jeder, der sich einmal an diesen Komfort gewöhnt hat, garantiert nie wieder darauf verzichten möchte. Bei aller Euphorie darf man aber auch beim Einsatz eines Schiebetisches eines nicht vergessen: Die Hände samt Finger müssen immer weit genug aus dem Gefahrenbereich des Sägeblatts platziert werden. Bei größeren Werkstücken ist das auch kein Problem, aber wenn es um den Zuschnitt schmaler, schräg zulaufender Werkstücke geht, dann wird es zunehmend kritisch und sehr gefährlich. Solche Werkstücke kann man natürlich auch sehr gut mit der von der BG-Holz entwickelten Vorrichtung „Fritz und Franz“ einfach nach Anriss zuschneiden. Sollen jedoch mehrere exakt gleich große Werkstücke absolut wiederholgenau zugeschnitten werden, dann wäre eine Kombination aus Anschlag- und Spannsystem deutlich hilfreicher – und genau zwei solcher Systeme, die Sie sich ganz einfach selbst bauen können, möchte ich Ihnen im heutigen Blogbeitrag einmal genauer vorstellen. Übrigens werden Sie diesen Tipp zusammen mit zahlreichen weiteren Vorrichtungen und Hilfsmitteln in meinem neuen Stationärmaschinenbuch zur Formatsäge finden, das im zweiten Quartal des nächsten Jahres (2020) erscheinen wird.

1. Bessey Schnellspanner auf dem Formatschiebetisch einsetzen

Mit den variablen Schnellspannern der Firma Bessey (STC HH 50 bzw. 70) können Sie bis zu 35 mm dicke Werkstücke festspannen. Wenn Sie darunter noch ein 10 mm dickes Sperrholzbrettchen einsetzen, dann erhöht sich der Spannbereich auf 45 mm Höhe. Das reicht für viele Anwendungen bereits völlig aus. Dieses wirklich simple Sperrholzbrettchen hat aber noch einen weiteren – viel wichtigeren – Vorteil: Es kann gleich als Anschlagkante für das Werkstück genutzt werden. Wiederholgenaues Anlegen und präzise Schrägschnitte vieler Werkstücke sind somit überhaupt kein Problem mehr. Ich hatte diesen Trick mit dem Anschlagbrettchen schon mal in einem separaten Artikel zum Thema Schnellspanner in der HolzWerken Ausgabe 68 (ab Seite 22) Ende 2017 ausführlich vorgestellt. Bei Interesse einfach dort noch mal nachlesen – lohnt sich bestimmt 😉

Alles was Sie jetzt benötigen, um die Bessey-Schnellspanner in der Tischnut eines Formatschiebetisches nutzen zu können, ist eine M8-Zylinderkopfschraube mit Innensechskant in der passenden Länge (hier 25 mm), ein 10 mm dickes Sperrholzbrettchen (150 x 80 mm) mit einem 100 mm Langloch (8 mm breit) und ein Stück Flacheisen, in das Sie ein 8 mm Gewinde einschneiden (später mehr dazu). Je nach Werkstückgröße oder Abstand der T-Nut zum Sägeblatt, kann es nötig sein die Form des Sperrholzbrettchens etwas zu verändern.

2. Werktischspanner mit bis zu 165 mm Spannhöhe

Müssen dickere Werkstücke (z. B. Balken) gesichert werden, dann kommen die Werktisch-Spanner aus diesem Blogbeitrag ins Spiel. Mit dem vorderen können Sie bis zu 110 mm und mit dem hinteren sogar bis zu 165 mm dicke Werkstücke sicher auf dem Formatschiebetisch festspannen.

Auch diese Werktischspanner können Sie natürlich noch zusätzlich mit dem genialen Anschlagbrettchen ergänzen. Damit liegen dann die Werkstücke immer an derselben Position auf dem Schiebetisch und können so absolut wiederholgenau zugeschnitten werden.

Die Werktischspanner können aber auch sehr gut zum Festspannen kurzer Werkstücke eingesetzt werden, die man mit den Fingern nicht mehr gefahrlos am Anschlag festhalten kann.

Aber auch beim Schrägschnitt von dicken Balken sorgt ein zusätzlicher Werktisch-Spanner dafür, dass das Werkstück immer sicher auf dem Schiebetisch und gleichzeitig dicht am Anschlag gehalten wird. Und die Finger können dabei immer weit genug aus dem Gefahrenbereich des Sägeblatts platziert werden.

Adapterplatte selbst bauen oder fertig kaufen – Sie haben die Wahl

Damit man den Werktisch-Spanner überhaupt auf einer Formatsäge nutzen kann, benötigen Sie eine Adapterplatte. Die können Sie sich auch leicht für maximal 2 Euro Materialkosten selbst bauen. Dazu benötigen Sie ein Stück Flacheisen (5 mm dick: 100 x 40 mm), das direkt unter den Spanner geschraubt wird. Dann noch ein Stück Hartfaserplatte o. ä. (5 mm dick: 110 x 50 mm) als Schutzschicht und zum Aufdoppeln der vorstehenden Linsenkopfschraube (Pfeil). Eine M8er-Sechskantschraube samt U-Scheibe und zu guter Letzt noch eine rechteckige Gleitmutter passend zur T-Nut in ihrem Schiebetisch.

Wem das zu aufwendig ist, für den bietet die Firma Milescraft auch zukünftig ein komplettes Set aus Adapterplatte und Werktischspanner an (Liefertermin noch unbekannt). Das Set besitzt zur Aufnahme in den T-Nuten rechteckige Gleitmuttern mit festem 8er Gewinde. Im Set wird es unterschiedliche Größen geben, mit denen man den Spanner auf nahezu jedem Schiebetisch befestigen kann. Auch eine 13 mm breite Gleitmutter mit festem 8er Gewinde für die beliebten T-Nutschienen wird dabei sein.

Und so bauen Sie sich selbst eine Adapterplatte

Von einem 40 mm breiten Flacheisen (5 mm stark) trennen Sie ein 100 mm langes Stück ab, das später direkt unter dem Spanner befestigt wird. Von dem gleichen Flacheisen trennen Sie dann noch ein weiteres Stück ab, das exakt in die Nut des Schiebetisches passt

In dieses Stück bohren Sie zunächst die für ein M8-Gewinde nötige Kernbohrung und schneiden anschließend das 8er Gewinde hinein. Versuchen Sie dabei den Gewindebohrer möglichst senkrecht zu halten.

Sowohl zum Bohren des Lochs, als auch zum Schneiden des Gewindes sollten Sie möglichst etwas Schneidöl zum Kühlen verwenden. Sollte es sich bei dem Flacheisen um Edelstahl handeln, müssen Kernbohrer und Gewindebohrer explizit dafür geeignet sein und über eine entsprechende Qualität verfügen. Mit billigem Werkzeug kommen Sie hier nicht weit. Und mein Tipp: Stellen Sie sich gleich ein paar mehr dieser Gleitmuttern her, denn die Dinger sind auch ideal, um selbst gebaute Vorrichtungen auf dem Schiebetisch zu befestigen.

Die Firma Aigner bietet auch eine fertige Gleitmutter in sehr hoher Qualität zu einem fairen Preis an (im Bild ganz oben) . Allerdings besitzt diese Gleitmutter leider nur eine M10er Gewindebohrung und passt im Querschnitt in der Regel nur auf Formatsägen der Firma Altendorf. Ich würde Ihnen daher empfehlen, sich selbst solche Rechteckmuttern herzustellen und das Gewinde selbst einzuschneiden (im Bild ganz unten mit einer M8er Sechskantschraube).

Hier noch mal die genauen Maße der Adapter- (oben) und Schutzplatte (unten):

So das war’s mal wieder für heute. Was ich Ihnen in zwei Wochen vorstellen werde, weiß ich selbst noch nicht so genau. Am besten lassen wir uns einfach mal überraschen 😉

Bis dahin wünsche ich Ihnen wieder allzeit unfallfreies Holzwerken.

Herzlichst, Ihr

Guido Henn

Das könnte Sie auch interessieren

Kommentare

Bisher noch keine Kommentare

Kommentar verfassen