Tischverlängerungen und Rollenböcke

Tischverlängerungen und Rollenböcke gehören in jede Holzwerkstatt und wer öfters große und schwere Werkstücke im Alleingang bearbeiten muss, der weiß sie ganz besonders zu schätzen. Mit diesen kleinen Helfern können Sie nämlich die Tischfläche einer Maschine – egal ob Säulenbohrmaschine, Tischfräse, Band- oder Kreissäge – bei Bedarf mit wenigen Handgriffen vergrößern und nach Beendigung der Arbeiten auch wieder blitzschnell und platzsparend verstauen. Das ist ein riesiger Vorteil gegenüber fest angebauten Tischverlängerungen, die in einer kleinen Werkstatt schnell mal im Weg sein können.

Dadurch, dass eine Tischverlängerung mehr Auflagefläche für große und schwere Werkstücke bietet, sinkt auch die Gefahr, dass Werkstücke ruiniert werden, weil sie zur Seite abkippen und in den laufenden Bohrer, Fräser oder das Sägeblatt geraten. Aber was noch viel wichtiger ist: Mit Tischverlängerungen arbeiten Sie auch deutlich sicherer, denn Sie können sich immer voll und ganz auf die eigentliche Maschinenarbeit konzentrieren. Fehler und Verletzungen können Sie also mit einer Tischverlängerung wirkungsvoll verhindern. Und noch eins: Tischverlängerungen sind Rollenböcken in allen Einsatzbereichen haushoch überlegen, da sie immer direkt mit dem Arbeitstisch verbunden sind. Sie können nicht, wie freistehende Rollenböcke, versehentlich umkippen. Außerdem lassen sich in der Nut einer Tischverlängerung auch ganz hervorragend Anschläge und Stopphölzer befestigen.

Sie merken schon – ich bin begeistert von den Dingern und wer als Privatanwender die Anschaffungskosten (ab 170 Euro) für eine solche Tischverlängerung scheut, der kann sich so etwas auch leicht selbst bauen. Eine Bauanleitung dazu finden Sie in meinem Buch „Handbuch Stationärmaschinen Band 1“ ab S. 177. Für maximal 30 Euro Materialkosten erhält man dann eine ebenso funktionale und komfortable Lösung, wie Sie es auch von einem fertigen Produkt erwarten dürfen. Außerdem ist der Nachbau wirklich sehr einfach und dürfte nicht mehr als drei bis vier Stunden in Anspruch nehmen. Die Tischverlängerung können Sie dann auch problemlos bei anderen Stationärmaschinen einsetzen.

Schauen wir uns aber zunächst einmal an, wie man beispielsweise die Tischverlängerung der Fa. Aigner ganz einfach an selbstgebaute Maschinentische (z. B. Bohr- oder Frästische) anbringen kann.

Beim Bohren von Topfscharnieren in lange Möbeltüren sind Tischverlängerungen eine große Hilfe. So können Sie sich voll und ganz auf das Bohren konzentrieren.

Zur Not geht es aber auch mit einem Rollenbock. Den können Sie auch mal schnell von der linken Seite auf die rechte Seite des Bohrtisches wechseln.

Bohr- oder Frästische mit Tischverlängerungen ergänzen

1. Schrauben Sie je einen 30 mm dicken und 50 mm breiten Multiplexstreifen links und rechts unter die Tischfläche. Der Streifen sollte dabei exakt 10 mm über der Tischkante vorstehen.

2. Anschließend klemmen Sie einen 9 mm dicken und etwa 43 mm breiten Multiplexstreifen mit Zwingen daran fest, hängen die Tischverlängerung in den Streifen ein und richten die Oberkante von Tischverlängerung und Bohrtisch genau auf eine Ebene aus.

3. Passt alles, schrauben Sie den Multiplexstreifen mit vier Schrauben fest. Genauso verfahren Sie mit der rechten Tischkante.

4. Jetzt können Sie die Tischverlängerung blitzschnell an die Tischkante einhängen und mit dem verstellbaren Stützfuß (Pfeil) auf eine Ebene mit dem Arbeitstisch bringen.

Hier noch mal die simple Konstruktion im Detail. Die Tischverlängerung liegt nur auf der Kante des 9 mm dicken Multiplexstreifens auf und wird von unten mit dem Klemmhebel der Tischverlängerung daran befestigt. Wichtig: Die genaue Breite des Streifens richtet sich nach der Dicke der Tischplatte (hier 24 mm Multiplex).

Mit zwei Tischverlängerungen haben Sie dann links und rechts eine riesige Auflagefläche, die auch mit langen Werkstücken (z. B. Möbeltüren) spielend fertig wird.

Einsatz einer selbst gebauten Tischverlängerung

Eine Tischverlängerung kann man sich auch sehr gut aus ein paar Multiplexstreifen selbst bauen. Mit einem solchen Selbstbau könnten Sie beispielsweise die Tischfläche unserer kleinen Multiwerkbank aus Holzwerken Ausgabe 79 verlängern. Dann lassen sich sogar Bretter und Platten bis 250 cm Länge präzise und wiederholgenau ablängen.

Da es sich um einen Selbstbau aus Holz handelt, können Sie die Tischverlängerung auf vielfältige Art und Weise anbauen. Die einfachste Methode ist eine direkte Befestigung an der Tischzarge mit zwei Schlossschrauben, U-Scheiben und Sechskantmuttern. Das geht zwar nicht ganz so schnell und komfortabel, wie bei den Originalen der Fa. Aigner, aber auch hier dürfte die Tischverlängerung in maximal 5 Minuten montiert sein. Aber auch das Einlassen oder Aufschrauben einer T-Nutschiene wären denkbar.

Auch als Tischverbreiterung für eine Tischfräse leistet unser Selbstbau hervorragende Dienste. Der Schiebeschlitten darf sich dann natürlich nicht mehr bewegen lassen und wird mit der Feststellschraube arretiert. Die Tischverbreiterung wird dann einfach mithilfe von Gleitmuttern in die seitliche T-Nut des Schiebeschlittens …

… eingeschoben und dort links und rechts mit je einer Sechskantschraube gesichert. Wenn Sie also eine handelsübliche T-Nutschiene in die Seite eines Maschinen- oder Werktisches einlassen, können Sie auf die gleiche Weise auch dort die selbstgebaute Tischverlängerung über die gesamte Länge der T-Nutschiene sicher und schnell befestigen.

Die Tischfläche der selbstgebauten Verlängerung besteht aus zwei 85 mm breiten Plattenstreifen. Der Abstand dazwischen ist so gewählt, dass der Vierkantkopf einer 10er Schlossschraube bequem dazwischen passt. Auf diese Weise lässt sich dann ein solches Anschlagbrett stufenlos verschieben und an jeder beliebigen Stelle fixieren.

Dieses Anschlagbrett kann sowohl längs, als auch quer mit jeweils zwei Schlossschrauben auf der Tischverlängerung befestigt werden. Die zweite Schraube ist sehr wichtig, denn sie verhindert, dass sich das Anschlagbrett bei Gegendruck bzw. einem Rückschlag beim Fräsen verdrehen kann.

Die selbstgebaute Tischverlängerung samt Anschlagbrett funktioniert genauso wie eine kommerzielle Tischverlängerung. Das Werkstück wird zuerst schräg mit der vorderen Kante an die linke Anschlagbacke angelegt (wichtig: die Brettkante darf den Fräser noch nicht berühren). Danach wird es mit der hinteren Kante am Anschlagbrett anliegend in den laufenden Fräser eingeschwenkt. Vor allem zum Einsetzfräsen längerer Werkstücke ist eine Tischverlängerung unverzichtbar!

So das war’s mal wieder für heute und in zwei Wochen gehts noch mal um die Bedienung des Multidüblers beim Dübeln von Rahmenhölzern und hier genau um die Mitteneinstellung der Anschläge.

Bis dahin wünsche ich Ihnen wieder allzeit unfallfreies Holzwerken.

Herzlichst, Ihr

Guido Henn

Wichtiger Hinweis zur Produktneutralität: Die hier gezeigten Tischverlängerungen stammen aus dem Bestand unserer Tischlerei und wurden regulär im Handel gekauft. Ich versichere Ihnen eine absolut neutrale Bewertung des Produkts ohne jegliche Einflussnahme des Herstellers!

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Kommentare

Sam Trinczek 07.06.2019

Hallo Guido Eine geniale Idee. Ich bin am Renovieren am Haus und brauche ab und zu mal einen größeren Tisch. Da kommt mir so etwas sehr gut gelegen. Da ich das Heft 79 schon daheim habe, werde ich mir das mal anschauen! Liebe Grüße und vielen Dank für den Tipp, Sam

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