„Wahnsinn – sieht der aber super aus und so schön glatt, ist der lackiert?“ Das waren genau die Worte meiner Tochter, als sie den Wickeltisch zum ersten Mal sah und quasi reflexartig mit den Händen über die Holzflächen streichen musste. Und es ist tatsächlich so, dass ein schichtbildendes Hartwachs-Öl für den Laien nicht mehr so einfach von einer lackierten Oberfläche zu unterscheiden ist. Aber was die wenigsten wissen, ein solches Hartwachs-Öl bietet auch – je nach Produkt und Hersteller – einen mindestens genau so hohen Oberflächenschutz wie viele normale Lacke (PUR-2K-Lacke mal ausgenommen).
Ein solches Hartwachs-Öl, das genau diese Vorraussetzungen erfüllt und mit dem ich bisher sehr gute Erfahrungen sammeln konnte, möchte ich Ihnen heute in diesem Blogbeitrag einmal ausführlich vorstellen. Und dass dieses Produkt tatsächlich extrem strapazierfähig ist, konnte ich persönlich schon mal in einem früheren Oberflächenkurs unter Beweis stellen. Dort haben wir auf eine Holzplatte, die mit drei Schichten des Hartwachs-Öls behandelt war, eine große Cola-Pfütze über drei bis vier Stunden stehen lassen. Sie konnte anschließend völlig rückstandsfrei abgerieben werden und hat keinerlei Beschädigungen auf der Oberfläche oder im Holz hinterlassen. Das war damals schon für alle Teilnehmer sehr beeindruckend!
Was ich persönlich jedoch noch viel wichtiger finde: Absolut jeder – und das ist wirklich nicht übertrieben – ist mit dem nötigen Know-How in der Lage, eine derart perfekte und strapazierfähige Oberfläche zu erzielen. Und im Gegensatz zu einer Lackierung können Sie eine solche Oberfläche dann bei Schäden auch problemlos nur partiell ausbessern und müssen nicht die gesamte Fläche erneut behandeln. Auch möchte ich noch erwähnen, dass sich dieses Produkt auch sehr gut als Oberflächenmittel für furnierte Tischlerplatten eignet. Das kann nämlich bei vielen anderen Ölen (vor allem dünnflüssige und stark eindringende) extrem problematisch sein und im schlimmsten Fall sogar das ganze Werkstück ruinieren. Und zu guter Letzt verspricht der Hersteller, dass dieses Produkt nach getrocknetem Anstrich „unbenklich für Mensch, Tier und Pflanzen“ ist. Außerdem ist die vollständig getrocknete Oberfläche speichel- und schweißecht und somit das Hartwachs-Öl auch für Kinderspielzeug bestens geeignet.
Also kurzum ein tolles Produkt, das Sie unbedingt einmal ausprobieren sollten. Was Sie dabei alles beachten sollten, zeige ich Ihnen ausführlich in den folgenden Bildern.
Und so einfach ist die Oberflächenbehandlung mit Osmo Hartwachs-Öl Rapid:
Das Hartwachs-Öl der Fa. OSMO gibt es auch in einer schnelltrocknenden Variante mit dem vielsagenden Zusatz: Rapid. Obwohl es damit in der Tat möglich ist, morgens den ersten und noch am selben Tag abends den zweiten Anstrich aufzutragen, lasse ich persönlich den Anstrich immer über Nacht gut durchtrocknen. Das Produkt gibt es in zwei verschiedenen Glanzgraden: seidenmatt mit der Nr. 3232 und matt mit der Nr. 3262. Außerdem gibt es noch einen aufhellenden Farbton: weiss transparent mit der Nr. 2340. Mehr Infos finden Sie auf der Website des Herstellers.
1. Vor der Oberflächenbehandlung ist es sehr wichtig, dass Sie alle Flächen – und vor allem die Kanten – sauber bis etwa 240er Körnung geschliffen haben. Dann noch den verbliebenen Staub sorgfältig vom Möbelstück entfernen. Stellen Sie danach den Wickeltisch auf den Kopf und beginnen Sie zuerst damit die Innenflächen der Seitenwände und Unterseite der Tischplatte zu behandeln. Tragen Sie das Hartwachs-Öl sehr sparsam und dünn mit einem Pinsel auf. Zuerst quer zur Holzmaserung schön fest einstreichen (quasi einmassieren) und ganz zum Schluss die Flächen mit langen Zügen längs zur Maserung gleichmäßig ausstreichen.
2. Sind die Innenflächen fertig, stellen Sie den Wickeltisch auf zwei dünne und etwa 60 mm hohe Leisten. Auf diese Weise können Sie jetzt auch bequem die restlichen Außenflächen des Wickeltisches behandeln. Achten Sie darauf, dass alle Flächen innerhalb von 15 Minuten gleichmäßig und sauber in Maserrichtung ausgestrichen wurden. Ganz zum Schluss den verbliebenen Überschuss noch mit einem Baumwolltuch (mit leichtem Druck) ebenfalls in Maserrichtung abnehmen.
Wichtig: Tragen Sie bei der gesamten Oberflächenbehandlung unbedingt Handschuhe, denn OSMO Rapid klebt wirklich fürchterlich und man bekommt es nur sehr mühsam wieder von den Händen runter.
3. Wie schon gesagt, lasse ich auch OSMO Rapid immer über Nacht gut durchtrocknen (für gute Belüftung sorgen!), bevor ich mit dem Zwischenschliff beginne. Auch wenn der Hersteller für den Zwischenschliff bei Bedarf 400er Körnung empfiehlt, nehme ich beim Einsatz eines Exzenterschleifers eine noch deutlich feinere Körnung, nämlich Korn 800. Auch die Kanten und Rundungen schleife ich mit dem gleichen Papier und Körnung, allerdings von Hand mit einem flexiblen Schleifklotz. Anschließend wieder alles sorgfältig entstauben und eine weitere Schicht Hartwachs-Öl auftragen. Für besonders strapazierfähige Möbel können Sie nach einem weiteren Zwischenschliff auch noch eine dritte Schicht auftragen.
4. Hier noch mal die eingesetzten Schleifmittel: Links oben bis 240er Körnung für den Holzschliff (z. B. Festool Granat). Der Zwischenschliff erfolgt dann mit 800er Körnung (rechts oben Festool Titan 2 oder alternativ wieder Festool Granat). Nach der letzten Schicht Hartwachs-Öl, die mindestens über Nacht trocknen sollte, schleife ich die Fläche zuerst wieder leicht mit dem 800er Papier, um sie zu egalisieren und alle Pinselspuren zu beseitigen. Dann wechsle ich zu 1200er Schleifpapier (ebenfalls Festool Titan 2 oder alternativ wieder Festool Granat, das von P40 bis P1500 erhältlich ist), wodurch die Fläche dann bereits spiegelglatt wird, aber noch einen matten Glanzgrad hat. Um den Glanzgrad etwas zu erhöhen und auf Seidenmatt zu trimmen, benutze ich ganz zum Schluss noch ein flexibles Schleifpad mit Korn 2000 (z. B. Festool Platin 2). Alle Schleifmittel können sowohl mit dem Exzenterschleifer, als auch von Hand auf einem Schleifklotz eingesetzt werden.
Auf dem rechten Bild sind immer die zum linken Bild passenden Rückseiten der Schleifmittel mit Körnung und Herstellerbezeichnung zu sehen.
4. Hier noch mal die eingesetzten Schleifmittel: Links oben bis 240er Körnung für den Holzschliff (z. B. Festool Granat). Der Zwischenschliff erfolgt dann mit 800er Körnung (rechts oben Festool Titan 2 oder alternativ wieder Festool Granat). Nach der letzten Schicht Hartwachs-Öl, die mindestens über Nacht trocknen sollte, schleife ich die Fläche zuerst wieder leicht mit dem 800er Papier, um sie zu egalisieren und alle Pinselspuren zu beseitigen. Dann wechsle ich zu 1200er Schleifpapier (ebenfalls Festool Titan 2 oder alternativ wieder Festool Granat, das von P40 bis P1500 erhältlich ist), wodurch die Fläche dann bereits spiegelglatt wird, aber noch einen matten Glanzgrad hat. Um den Glanzgrad etwas zu erhöhen und auf Seidenmatt zu trimmen, benutze ich ganz zum Schluss noch ein flexibles Schleifpad mit Korn 2000 (z. B. Festool Platin 2). Alle Schleifmittel können sowohl mit dem Exzenterschleifer, als auch von Hand auf einem Schleifklotz eingesetzt werden.
Auf dem rechten Bild sind immer die zum linken Bild passenden Rückseiten der Schleifmittel mit Körnung und Herstellerbezeichnung zu sehen.
Der Aufwand mag auf den ersten Blick recht hoch erscheinen, aber die Oberflächengüte, die Sie damit erreichen, ist einfach gigantisch! Aber das Beste: Dieses Ergebnis kann wirklich jeder genauso hinbekommen! Vorausgesetzt man ist auch gewillt, in diese hochwertigen Schleifmittel zu investieren, denn die sind die Grundvoraussetzung für eine derart beeindruckende Möbeloberfläche. Und die ist dann kaum mehr von einer hochwertigen Lackierung zu unterscheiden.
Mein Tipp: Einfach mal ausprobieren – Sie werden es garantiert nicht bereuen!
Wichtig: Die Trennwand (Pos. 4) wurde bewusst in dem gleichen Maserverlauf wie die Tischplatte gewählt, damit kein Langholz auf Querholz geleimt wird und es zum Reißen kommen kann. Ganz nebenbei sieht es auch noch besser aus, wenn Seitenwände und Trennwand den gleichen Maserverlauf haben. Beachten Sie das beim Zuschnitt.
Pos. | Anzahl | Bezeichnung | Maße (mm) | Material |
---|---|---|---|---|
1 | 2 | Seitenwand | 1.000 x 720 x 27 | Leimholz Fichte / Kiefer |
2 | 1 | Tischplatte | 805 x 710 x 27 | Leimholz Fichte / Kiefer |
3 | 1 | Querstrebe | 805 x 200 x 27 | Leimholz Fichte / Kiefer |
4 | 1 | Trennwand (Seite) | 100 x 700 x 27 | Leimholz Fichte / Kiefer |
5 | 1 | Trennwand (Rücken) | 178 x 90 x 27 | Leimholz Fichte / Kiefer |
So das war’s mal wieder für heute und ich denke, mit all den Infos und Zeichnungen sollte Ihnen der Nachbau des Wickeltisches problemlos gelingen.
In zwei Wochen gebe ich an dieser Stelle dann noch ein paar Zusatztipps zum Zinkenfräsen mit dem Multidübler, die es leider aus Platzgründen nicht ins HolzWerken-Magazin geschafft haben. Viele haben im Artikel der Ausgabe 80 außerdem noch eine ausführliche Materialliste vermisst, die ich dann noch nachreichen werde.
Bis dahin wünsche ich Ihnen wieder allzeit unfallfreies Holzwerken.
Herzlichst, Ihr
Guido Henn
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