Ecken, die auf Gehrung zusammen kommen wirken elegant und weniger aufdringlich, als stumpf zusammenstoßende Bauteile. Gehrungen sind aber mitunter schwierig herzustellen. Das Schneiden der präzisen Winkel ist in der Regel die erste Herausforderung. Die zweite ist dann da Verleimen. Mit Zwingen drückt man schnell alles in die falsche Richtung. Die dicht geschnittene Ecke bekommt Fugen. Das ist nicht schön. Setzt man Verbinder wie Rund- oder Flachdübel ein, wird das Verleimen nicht immer einfacher. Denn die Verbinder müssen in der kurzen Zeit, die beim Verleimen bleibt auch noch eingefädelt werden.
Klebeband und Leim. Mehr braucht man nicht für dichte Gehrungen.
Es geht aber auch einfacher. Denn nicht immer ist hoher Pressdruck erforderlich und nicht immer muss eine solche Verbindung mit Dübeln oder änlichem verstärkt werden. Manchmal reicht auch einfach ein wenig Klebeband.
Wichtig beim Verleimen mit Klebeband: Der Untergrund muss staubfrei sein und die Bänder müssen ohne Blasen aufgeklebt werden.
Mit Klebeband kann man sehr gut Gehrungen verleimen. Zwar funktioniert das bei Rahmen nicht sehr gut, da nimmt man doch besser einen Bandspanner, aber bei Kisten und kleinen Korpussen funktioniert das "indirekte Folding-Verfahren" bestens. Es erstaunt mich manchmal immer noch, wie viel Druck so ein Klebeband erzeugen kann.
An einer geraden Leiste entlang werden alle zusammengehörenden Gehrungen miteinander verklebt.
Dann werden die verklebten Teile umgedreht und der Leim wird aufgetragen.
Die letzte Ecke ist ein wenig schwieriger zu verkleben.
Mit Zug auf dem Band wird aber auch diese letzte Ecke dicht.
Damit das Klebeband Druck aufbauen kann, muss es zwei Dinge erfüllen: Es muss elastisch sein und genügend Klebekraft haben. Zu viel Klebekraft ist aber auch nicht gut. Bei einigen Bändern hatte ich nach dem Ablösen die Rückstände des Klebers auf dem Holz. Und die gingen sehr schlecht wieder runter. Man muss leider ein wenig experimentieren um das richtige Klebeband zu finden. Gute Erfahrungen habe ich mit PE-Band gemacht, das eigentlich zum Abkleben auf Gipskartonplatten gedacht ist. Es ist über den Baustoffhandel gut zu beziehen. Leider ist es aber nicht transparent, so dass man die Fuge nicht sehen kann.
PE-Band aus dem Trockenbau ist sehr elastisch und mit verschiedenen Klebestärken zu bekommen.
Transparentes Packband mit den passenden Eigenschaften nehme ich auch sehr gerne. Um genügend Druck auf die Leimfuge zu bekommen gibt es zwei Mölichkeiten:
Man legt die zu verleimenden Teile dicht mit den Spitzen der Gehrung zusamnen. Das Klebeband wird auf eines der Teile gut aufgeklebt. Dann zieht man am andern Ende des Bandes. Es dehnt sich und wird dabei sogar schmaler. In diesem Zustand klebt man es auf das zweite Teil auf. Leider verrutschen die Teile dabei sehr oft.
Einfacher ist es meist, die beiden zu verleimenden Teile mit den Spitzen der Gehrung etwas überlappen zu lassen. Die Teile werden entsprechend auf eine ebene Unterlage gelegt, Dann klebt man das Klebeband sorgfältig auf. Klappt man nun die Teile zusammen, springend ie beiden Gehrungen regelrecht in die richtige Position. Das Klebeband wird dabei gespannt und erzeugt den Pressdruck.
Klebebänder sind mitunter sehr dehnbar und bauen dadurch einen hohen Druck auf.
Eine Überlappung der zu verleimenden Teile beim Verkleben baut ebenfalls Druck auf.
Die zweite Methode muss mit Bedacht ausgeführt werden. Bei sehr empfindlichen Materialien kann es bei zu starker Überlappung dazu kommen, dass an den Spitzen der Gehrung das Material ausbricht. Wenn Sie noch nie mit Klebeband verleimt haben, sollten Sie beide Methoden erst einmal mit Reststücken ausprobieren, bevor Sie Ihr nächstes Möbelstück auf diese Weise verleimen.
Wie bei allen anderen Verleimungen auch, empfehle ich auch bei der Arbeit mit Klebeband erst einmal einen Trockenversuch, bevor sie ernst machen und den ersten Leim auftragen.
Auf zehn Zentimeter Kantenlänge klebt man einen Treifen Klebeband. Werden die Abstände größer kann es passieren, dass die Gehrung nicht überall dicht wird.
So sollte die Eckverbindung dann aussehen. Das funktioniert auch bei Massivholz und Tischlerplatten sehr gut. Sogar MDF und Spanplatten können so verleimt werden.
Vielleicht machen sie auch einfach mal ein paar Probeverleimungen mit Längs und Querholz und mit unterschiedlichen Materialien. Bei einem Bruchtest bekommen Sie dann einen guten Eindruck davon, wie viele eine stumpfe Verleimung mit Klebeband aushält. Es ist vielleicht mehr, als Sie dachten.
Hallo Heiko, Ich möchte einen Korpus aus Massivholz (Zirbe 25mm) bauen in 120cm breit und 30-40cm hoch und 30cm tief. Würdest Du hier noch von einem kleinen Korpus sprechen, den man mit deiner genannten Methode Verleimen kann oder braucht es hier Flachdübel zur Verstärkung? Der Korpus soll an die wand gehangen werden und dann mit Boxen gefüllt werden. Viele Grüße Benjamin
Hallo Benjamin, in diesem Fall würde ich noch Flachdübel einsetzen. Gruß Heiko
Hallo Heiko, und dann trotzdem mit Klebeband Verleimen? Das klebeband muss dann vermutlich im Nachhinein angebracht werden wenn die Teile zusammengesteckt würden oder? Viele Grüße Benjamin
Hallo Benjamin, wenn du Flachdübel einsetzt wird es vermutlich schwer werden nur mit Klebeband zu verleimen. Du wirst noch mit Zwingen oder Bandspannern nachhelfen müssen um die Gehrung dicht zu bekommen. Gruß Heiko
Hallo Heiko, sag mal bitte mit welchem werkzeug ich den besten gehrungsschnitt hinbekomme. Außer der formatkreissäge :) Vg Domenic
Hallo Dominik, mit Geduld und Sorgfalt geht das zum Beispiel auch mit einer Handkreissäge. Je nach Werkstückgröße auch mit einer einfachen Tischkreissäge oder einer Kappsäge. Selbst mit Handwerkzeugen ist so etwas machbar (Stoßlade und Hobel). Das "beste" Werkzeug dafür ist das mit dem du persönlich die für dich besten Ergebnisse erzielst. Gruß Heiko
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Hallo Heiko, zwei zusätzliche Tipps um diese Art der Verleimung noch effizienter zu machen. Mach Dir einen Schleifklotz mit ca. 300 mm Länge und einem Querschnitt von 35 x 35 mm, kante darum ein Schleifpapier absolut sauber herum. Mit diesem " Feilenschleifklotz" nimmst Du dann mit je einem Hub die Spitze der Gehrung auf ganzer Länge. Die Länge des Bauteils wird damit zwar unmerklich gekürzt, was aber vernachlässigbar ist. Durch diese minimale Fase kann man die Bauteile " Spitz an Spitz" legen und ohne Überlappung arbeiten, was z.B. bei beschichteten Materialien ein Weg platzen der Gehrungskante verhindert. Nun bringt man das Klebeband auf einem Bauteil unter Druck auf jetzt zieht man das Band leicht an und bringt es ebenfalls unter Druck auf das nächste Bauteil auf. Wenn das Klebeband jetzt schon eine leichte " Vorspannung" hat so ist das gewollt und führt zu einer besseren Verleimung. Es ist auch gut wenn man danach ein Klebeband über die ganze Höhe der Gehrungen klebt, so wird verhindert das Leim auf die Außenseite dringt und man diesen später aufwendig weggeschleifen muss. Es ist noch anzumerken das man nur Klebebänder verwenden sollte welche einen silikonfreien Klebstoff nutzten, ansonsten erlebt man spätestens bei der Oberflächenbehandlung sein blaues Wunder. Freut mich wenn es dem einen oder anderen hilft und wem es nicht hilft der darf den Tipp trotzdem behalten. LG Dieter