Die Laubsäge beim Zinken

Als Lehrling musste ich in der Ausbildung auch zu überbetrieblichen Lehrgängen in die Lehrwerkstatt. Dort lernten wir allerlei Holzverbindungen, natürlich auch verschiedene Zinkenverbindungen. Alle wurden mit der Gestellsäge geschnitten. Japansägen kamen gerade erst in Mode, waren aber in der Lehrwerkstatt verboten. Seither hat sich einiges getan. Auch die alten Ausbilder schätzen inzwischen die Japansäge. Ich kann mir aber gut vorstellen, wie so manch gestandener Schreiner mit dem Kopf schüttelt, wenn er amerikanische oder englische Videos sieht, in denen der Zwischenraum der Zinken mit einer Laubsäge freigeschnitten wird. Schließlich gehört das doch ausgestemmt. Oder nicht?

Ich gebe zu, dass ich diese Vorgehensweise auch erst etwas seltsam fand. Nachdem ich es dann aber selbst ausprobiert hatte, kam ich zu dem Schluss, dass es doch recht gut funktioniert. Und so schneide ich nun schon seit mehreren Jahren auch beim Zinken mit der Laubsäge. Aber immer funktioniert das auch nicht. Zum Beispiel bei Materialstärken über 15 Millimetern und hartem Holz. Da verlaufen die dünnen Sägeblätter sehr schnell. Dazu aber später mehr.

Ich schrieb, dass man eine Laubsäge benutzt. Das ist nicht so ganz richtig. Im Englischen heißen die Sägen „Coping Saw“. Sie haben einen wesentlich weniger ausladenderen Sägebogen als herkömmliche Laubsägen. Das macht sie handlicher und man erreicht damit eine wesentlich höhere Blattspannung. Solche Sägen werden hierzulande als Laubsägen für Goldschmiede verkauft. Die Blätter müssen so dünn sein, dass man sie in den Schnitt einer Japansäge, Feinsäge oder Zinkensäge einfädeln kann. Je nachdem, womit man seine Zinken schneidet. Es gibt inzwischen wahre Hightech-Modelle solcher Sägen, mit Schnellspannung, Titanrahmen und drehbarem Blatt. Ich bin bisher gut mit einer einfachen Säge ausgekommen.

Ein drehbares Blatt hat meine nicht. Das Blatt muss aber schräg stehen, damit man auch bei breiteren Werkstücken parallel zum Zinkengrund sägen kann. Ich behelfe mir damit, dass ich das eingespannte Blatt mit einer Zange in die richtige Stellung biege. Das funktioniert wunderbar. Der Trick ist aber nicht auf meinem Mist gewachsen. (An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Klaus, für diesen wunderbaren Tipp)

Die Zinken werden gesägt.

Die Zinken werden gesägt.

Das Blatt wird mit einer Zange in die richtige Position gebogen

Das Blatt wird mit einer Zange in die richtige Position gebogen

Etwas Wachs schadet nicht.

Etwas Wachs schadet nicht.

Ob man das Sägeblatt nun auf Zug oder auf Stoß einsetzt, muss jeder für sich ausprobieren. Mit gelingen die schnitte wesentlich besser, wenn das Blatt auf Zug eingesetzt ist. Es verläuft dann nicht so. Die dem Griff abgekehrte Hand lege ich beim Sägen immer auf. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich dann den Schnitt besser kontrollieren kann. Auf der Rückseite hebe ich die Säge ein wenig an. Das gibt mir mehr Sicherheit, dass ich auf der Rückseite nicht zu tief schneide. Es bedarf ein wenig Übung, einen halbwegs geraden Schnitt, naher am Anriss zu machen. Apropos Riss: Vor dem Aussägen mache ich mit dem Streichmaß einen tiefen Riss, entlang der Grundlinie der Zinken. Das erleichtert das spätere Nachstechen.

Beim Sägen darf man keinen Druck in Schnittrichtung ausüben. Tut man es doch, quittiert die Säge dies mit einem verlaufenden Schnitt. Hat man den Dreh aber erst einmal raus, kann man sich mit dem Aussägen per Laubsäge ein Menge Zeit sparen. Denn lange Stemmen muss man dann nicht mehr. Das noch verbleibende Holz wird direkt am Riss entlang mit dem Stemmeisen entfernt. Der tiefe Riss macht es kinderleicht das Stemmeisen genau anzusetzen. Früher hatte ich mir auch, wie ich es gelernt habe, ein Brett an die Grundlinie der Zinken gespannt, und das Stemmeeisen dort angelegt. Manchmal ist mir das Brett dann aber doch etwas verrutscht. Daher ist mir die Methode mit dem tiefen Riss inzwischen lieber.

Die Grundlinie wird angerissen

Die Grundlinie wird angerissen

Die Hände liegen auf, die Säge wird leicht schräg gehalten

Die Hand liegt auf, die Säge wird leicht schräg gehalten

Sägen Sie so nahe an der Grundlinie wie Sie sich es zutrauen.

Sägen Sie so nahe an der Grundlinie wie Sie sich es zutrauen.

Ich zinke gerne von Hand und ich kann es inzwischen auch recht schnell. Ein Grund dafür ist das Aussägen mit der Laubsäge. Ob das nun traditionell ist oder nicht, spielt für mich keine Rolle. Auch an anderer Stelle weiche ich inzwischen sehr stark von der früher gelehrten Methode Zinken herzustellen ab. So teile ich die Zinken nach optischen Gesichtspunkten ein und nicht unbedingt möglichst gleichmäßig. Ob Weich- oder Hartholz, ich verwende immer eine Steigung von 1:6, weil mir das am besten gefällt. Und wenn möglich mache ich einen kleinen Falz an die zu zinkenden Teile (siehe Link am Ende des Artikels), weil dieser Ungenauigkeiten abdeckt und das Anreißen erleichtert.

Der Zinkenrund wird nachgestochen.

Der Zinkengrund wird nachgestochen.

Traditionen sind wichtig und man sollte sie auch respektieren. Aber man muss auch immer mal einen Blick über den Tellerrand wagen. Vor allem darf man Vorgehensweisen Anderer nicht einfach ablehnen, ohne sie selbst ausprobiert zu haben. Und was man nie vergessen sollte: Am Ende ist das Ergebnis wichtig. Die Methode, mit der man es erreicht hat, ist erst einmal zweitrangig.

Vor allem dann, wenn viele Zinken zu machen sind, spart die Laubsäge richtig Zeit.

Vor allem dann, wenn viele Zinken zu machen sind, spart die Laubsäge richtig Zeit.

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Kommentare

Peter Brinkmann 12.04.2017

Hallo Heiko, auch wenn ich "noch" das Ausstemmen gelernt habe, ein interessanter Ansatz, den ich gerne beim nächsten Projekt mit Zinkung ausprobieren möchte. Grundsätzlich zinke ich lieber von Hand. Auch wenn ich schon mehrmals darüber nachgedacht habe, mir entsprechende Schablonen für die Oberfräse zu fertigen. Aber immer wieder hat mich der Gedanke abgehalten, maschinell = Massenproduktion. Und da ich immer schon versucht habe, das besondere zu fertigen, was nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich ist, arbeite ich meine Schwalbenschwanz oder Fingerzinkung immer noch liebend gerne per Hand. Den Riß mit dem Streichmaß kenne ich aber auch aus der Lehre. Da ich aber "nur ein normales" Streichmaß mit Nadel habe, ist der Riß natürlich nicht so tief. Aber zum Ansetzen des Stecheisen reicht er. Wer mag und kein Streichmaß hat bzw dem ganzen nicht so traut, der kann auch mit einem Cutter oder mit einem Glasschneider mit Stahlröllchen an einem festgespannten Brett entlang ziehen. Ist zwar auch nicht unbedingt traditionell, aber es funktioniert. ;) Gruß Peter

Peter Brinkmann 12.04.2017

Hallo Heiko, auch wenn ich "noch" das Ausstemmen gelernt habe, ein interessanter Ansatz, den ich gerne beim nächsten Projekt mit Zinkung ausprobieren möchte. Grundsätzlich zinke ich lieber von Hand. Auch wenn ich schon mehrmals darüber nachgedacht habe, mir entsprechende Schablonen für die Oberfräse zu fertigen. Aber immer wieder hat mich der Gedanke abgehalten, maschinell = Massenproduktion. Und da ich immer schon versucht habe, das besondere zu fertigen, was nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich ist, arbeite ich meine Schwalbenschwanz oder Fingerzinkung immer noch liebend gerne per Hand. Den Riß mit dem Streichmaß kenne ich aber auch aus der Lehre. Da ich aber "nur ein normales" Streichmaß mit Nadel habe, ist der Riß natürlich nicht so tief. Aber zum Ansetzen des Stecheisen reicht er. Wer mag und kein Streichmaß hat bzw dem ganzen nicht so traut, der kann auch mit einem Cutter oder mit einem Glasschneider mit Stahlröllchen an einem festgespannten Brett entlang ziehen. Ist zwar auch nicht unbedingt traditionell, aber es funktioniert. ;) Als alternative zur Laubsäge habe ich auch schon und das gerade bei Fingerzinken bei einem Bekannten gesehen, mit entsprechendem Bohrer ausbohren. Das habe ich allerdings noch selbst nicht gemacht. Gruß Peter

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