Beizen kann recht aufwändig sein, wenn das Ergebnis wirklich perfekt sein soll. Manchmal will man aber auch eine einfache, robuste und schnelle Oberfläche mit ein wenig Farbe herstellen. Wenn es mal nicht ganz so perfekt und aufwändig sein soll, gibt es eine gute Alternative zum Beizen: Beize und Lack mischen.
Die Zutaten müssen sich vertragen. Bleibt man innerhalb eines Systems ist das aber in der Regel der fall.
Das funktioniert in der Tat, wenn die richtigen Zutaten genommen werden. Denn einfach irgendeine Beize in irgendeinen Lack kippen ist nicht der richtige Weg. Lack und Beize müssen sich vertragen. Bleiben Sie also innerhalb eines Lösemittelsystems und bei einem Hersteller. Und ganz wichtig: Machen Sie Musterbrettchen!
Der Versuch erspart den Irrtum. Ein wenig Zeit für Musterbrettchen muss sein.
Gute Erfahrungen habe ich damit gemacht Wasserlack mit Wasserbeize einzufärben. Das ist in der Regel unproblematisch. Mit der Zeit bekommt man auch ein gutes Gefühl dafür, wieviel Beize man in den Lack geben muss um den gewünschten Farbton zu bekommen. Erfahrung alleine reicht aber nicht, wenn es darum geht den gleichen Farbton ein zweites Mal zu treffen. Da helfen nur zwei Dinge: Entweder man setzt die Mischung mit Hilfe eines Messbechers oder besser noch einer Waage an und notiert sich genaue Menge an Lack und Beize, oder aber man mischt ausreichend Lack an um auch zu einem späteren Zeitpunkt noch genügend von der Mischung zu haben. Leider ist Lack nicht unbegrenzt lange haltbar. Daher ist die zweite Methode nur dann geeignet, wenn man die Mischung innerhalb kurzer Zeit verbraucht. Das Notieren der genauen Mischung ist daher der bessere Weg.
Messbecher, Waage und Notizblock. So kann man die Mischung auch später wieder genau so herstellen.
Hat man den gewünschten Farbton gemischt und erst einmal Muster gemacht, kann der Auftrag auf dem eigentlichen Werkstück beginnen. Dabei gilt es möglichst gleichmäßig zu arbeiten. Trägt man sehr unregelmäßig auf, wird die Holzoberfläche auch ungleichmäßig eingefärbt. Eine gute Microcrater-Rolle hat sich dazu bei mir bewährt. Der erforderliche Zwischenschliff muss ebenfalls möglichst gleichmäßig erfolgen.
Zum Auftrag eignet sich am besten eine Microcrater-Rolle mit abgerundeten Kanten.
Mit jedem weiteren Auftrag der Lack-Beize-Mischung wird die Farbe intensiver, deckender und dunkler. Im Prinzip ist diese Mischung ja nichts anderes, als eine Lasur. Wenn der Farbton bereits nach dem ersten Auftrag bereits genau richtig ist, erfolgt der zweite und eventuell sogar dritte Auftrag mit Lack, dem keine Beize beigemischt wurde.
Die Anzahl der Aufträge verändert die Farbwirkung.
Diese Methode hat neben der Arbeitsersparnis noch einen weiteren nicht zu unterschätzenden Vorteil. Nämlich den, dass sie auch bei Hölzern gut funktioniert, die sich auf herkömmliche Weise nur schwer beizen lassen. Dazu gehört beispielsweise Buche. Es nimmt Beize oft sehr ungleichmäßig an und es wird fleckig oder wolkig. Mischt man die Beize mit Lack erhält man eine gleichmäßigere Färbung.
Und so soll es nicht aussehen: Dieser Auftrag war ungleichmäßig. Zum Glück ist das aber nur ein Musterbrettchen, das ich als Beispiel für diesen Artikel gemacht habe.
Das Wässern und anschließende Schleifen der Oberfläche vor dem Beizen erspare ich mir bei dieser Methode ebenfalls.
Bei all den genannten Vorteilen hat das Untermischen von Beize in den Lack einen klaren Nachteil: Es ist viel schwieriger den gewünschten Farbton zu treffen. Der Farbton der selbst angesetzte Lacklasur wird viel heller als der Ton der originalen Beize. Man kann das kompensieren, indem man noch schwarze Beize untermischt. Das Ergebnis der Lacklasur ist auch wesentlich verschwommener, als die Wirkung des Holzes das auf herkömmliche Art und Weise gebeizt wurde. Für hochwertige Möbelstücke würde ich diese Methode daher nicht wählen.
Der direkte Vergleich: Links, der herkömmliche Auftrag von Beize und Lack, rechts die schnelle Methode.
Wie so oft bei der Oberflächenbehandlung ergibt sich aus der Kombination von Beize und Lack ein weites Feld auf dem man experimentieren kann. Probieren Sie es doch auch mal aus. Zwar wird aus Birke Multiplex niemals edles Mahagoni werden, aber ein wenig mehr Flair kann man mitunter schon hinbekommen.
Dieses Cajon ist aus Birke- Multiplex gebaut und wurde dann "lackgebeitzt"
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Geht schneller, aber es scheint mir dass da die Maserung des Holzes etwas untergeht... Zumindest wenn ich mir die Bilder anschaue. Für schöne Möbel wäre das für mich nix, aber für Zwecksachen sicher eine sehr rationelle Lösung. Bei passender Gelegenheit werde ich das mal probieren.