Laut einer Studie des ZVA tragen etwa 40 Millionen Menschen in Deutschland eine Brille (Quelle: http://www.zva.de/brillenstudie). Das bedeutet, dass auch viele Holzwerker, mich eingeschlossen, Probleme mit der guten Sicht haben. Gutes Sehen ist aber wichtig, wenn die Ergebnisse genau werden sollen. Bei kurzen Arbeiten ist das nicht ganz so schlimm. Müssen sich die Augen aber über einen langen Zeitraum sehr anstrengen, ist das enorm ermüdend.
Neben den ganz allgemeinen Dingen wie guter Beleuchtung und einer zusätzlichen Lichtquelle (beispielsweise eine Schreibtischlame auf der Werkbank), haben sich bei mir zwei weitere Vorgehensweisen bewährt, wenn es um das gute Sehen von feinen Anrissen geht:
Anrisse mit einem Streichmaß oder einem Anreißmesser sind sehr genau, aber oft nur schwer zu erkennen. Auf hellen Hölzern kann man die Sichtbarkeit von solchen Anrissen aber deutlich erhöhen, indem man sie mit einem dünnen Mienenbleistift nachzieht. Ein Bleistift mit 0,3mm Minen eignet sich dazu sehr gut. Die Mine passt gerade so in einen feinen Anriss hinein. Die Kanten des Anrisses werden dabei leicht geschwärzt. Der Riss ist viel deutlicher zu sehen. Allerdings muss man das Ganze schon mit ein wenig Gefühl machen, da die dünnen Minen ansonsten sehr schnell brechen. Ich verwnde Minen mit dem Härtegrad HB. Härtere Minen brechen noch schneller, zu weiche Minen schmieren regelrecht auf Holz.
Ein feiner Anriss vom Streichmaß kann ganz schön schwer zu erkennen sein.
Streichmaß und Minenbleistift sind ein gutes Team
Eine 0,3mm Mine passt in einen Anriss gerade so hinein
Ich trage inzwischen sehr oft eine Kopflupe, wenn ich über längere Zeiträume sehr genau hinschauen muss. Beispielsweise beim Sägen von Zinken. Für eine Kommode habe ich sechs Schubkästen von Hand gezinkt. Da war die Kopflupe sehr hilfreich. Ich verwende eine Lupe mit 2,5-facher Vergrößerung. Das ist vollkommen ausreichend. Es mag sein, dass das für Beobachter ein wenig seltsam anmutet, aber ich empfinde das Arbeiten mit einer solchen Lupe als sehr angenehm. Praktisch ist, wenn man die Lupe einfach hochklappen kann und sie nicht ständig an- und ausziehen muss. Der Nachteil dieser Lupen ist jedoch, dass nur der Bereich in einem ganz bestimmten abstand scharf zu sehen ist. Alles davor oder dahinter ist verschwommen.
Eine Kopflupe ist praktisch beim Anreißen
Auch beim Zinkensägen kann die Lupe die Arbeit erleichtern
Zugegeben, als die ersten Elektrowerkzeuge wie Oberfräsen und Akkuschrauber mit integrierter LED-Beleuchtung auf den Markt kamen, hielt ich das für Spielerei und absolut überflüssig. Inzwischen finde ich es äußerst hilfreich, wenn der Arbeitsbereich der Maschine mit ein paar LEDs gut ausgeleuchtet wird. Als Brillenträger wünsche ich mir inzwischen immer öfter eine integrierte Beleuchtung an Elektrowerkzeugen. An der Oberfräse halte ich die Beleuchtung für besonder sinnvoll. Sie macht das Fräsen nach Anriss um einiges leichter.
Auch wenn diese Tipps nicht bei allen Arbeiten funktionieren, erleichtern Sie doch das präzise Arbeiten enorm. Vielleicht fallen Ihnen ja noch weitere Tipps ein, die beim Holzwerken für bessere Sicht sorgen.
Hallo, ein Riss hat manchmal einige Vorteile. Zum Beispiel kann man darin ein Stemmeisen ganz genau ansetzen. Ein Riss kann auch Ausrisse beim Sägen verhindern.An von der Handhabung her empfinde ich ein Streichmaß auch viel besser als die Indra Lineale. Und mit einem Streichmaß kann man auch vorhandene Maße abgreifen und übertragen. Es gibt also schon einige Vorteile. Gruß Heiko Rech
Hi Heiko, für mich ein sehr relevanter Beitrag. Ich bin wie Du Brillenträger. Kann man die Kopflupe über die Brille stülpen? und hast Du auch mal so Lampen ausprobiert, die mit einer Lupe versehen sind? ich meine, dass die zB. von Uhrmachern und Juweliere (und auch Kosmetiksalons...) genutzt werden. Wäre vielleicht etwas bequemer. Gruß Stephan
Hallo Stephan, die Kopflupe die ich habe kann ganz Problemlos mit Brille getragen werden. Man kann sie auch einfach hochklappen und muss sie nicht dauernd aus- und anziehen. Eine Brille mit Beleuchtung habe ich noch nicht ausprobiert. Das brauche ich auch nicht, da meine Werkstatt sehr gut ausgeleuchtet ist. Gruß Heiko
Hallo! Nachdem ich als werklehrer einen Werkraum mitplanen durfte, war die Ausleuchtung auch ein wichtiges Thema! Diese ist sehr abhängig davon ob es nur tageslicht und/oder Kunstlicht benötigt wird. Dabei wurde so installiert, dass von der Tageslicht- seite die Neonröhren leicht schräg über dem Arbeitsplatz und von der gegenüberliegenden Wandseite etwas schräger angebracht wurden. Wichtig ist dass man von links und rechts Licht bekommt! Ich selbst habe meine alten Schreibtischhalogenlampen am Werkraumdachboden. Mein alter Wahlspruch steht dort an der Tür:"Nur das Genie beherrscht das Chaos"! :) M.f.G. Harald
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Wieso wird eigentlich mit Streichmassen gearbeitet? Um parallele Anrisse zu bekommen? Hm... dafür verwende ich z.B. so was: http://www.incra.com/measuring_marking-trules.html Funktioniert meiner ansicht nach besser. Oder gibt es andere Notwendigkeiten für ein Streichmass?