Ein Kursteilnehmer wandte sich vor einigen Wochen mit einem Problem an mich: Er wollte kleine Bilderrahmen herstellen und die Leisten selbst fräsen. Mit Doppelfalz und Profil. Das klingt simpel, ist es aber nicht. Denn je kleiner der Leistenquerschnitt wird, umso weniger Auflagefläche hat man beim Fräsen. Die Leisten kippen beim Fräsen einfach um. Das ist nicht nur unschön, sondern auch gefährlich. Ich fand die Problemstellung interessant und nutze daher einfach die Gelegenheit und zeige Ihnen hier, wie ich beim Fräsen solcher Leisten auf dem Frästisch vorgehe.
So sollen die Leisten nachher aussehen.
Das Fräsen des ersten Falzes ist noch kein Problem. Der Falz wird eingestellt, die Andruckfeder von oben (rot) wird so eingestellt, dass sie vor dem Fräser sitzt, eine weitere Feder drückt das Werkstück gegen den Anschlag.
Der Falz wird eingestellt.
Die beiden Druckfedern müssen richtig positioniert werden.
Der zweite Falz ist schon schwieriger. Nachdem die Leiste über den Fräser hinausgeschoben wird, also das erste Stück Falz gefräst wurde, fehlt die Auflagefläche. Spätestens am Ende der Fräsung droht die Leiste zu kippen. Abhilfe schaffen zwei kleine Leisten, die genau so dick sind, wie der Falz tief ist. Auf diesen dünnen Leisten liegt das Werkstück sicher auf. Die Leisten werden einfach mit doppelseitigem Klebeband am Anschlag des Frästisches befestigt. Die Druckfeder von oben wird noch ein Stück weiter herausgezogen.
Zwei kurze Leisten, die genau in den Falz passen, sorgen für eine gute Auflage.
An den Enden werden die Leisten abgeschrägt. Dadurch kann die zu fräsende Leiste nicht daran hängen bleiben.
Jetzt hat das Werkstück wieder eine gute Auflage und kippt nicht.
Nach den Fälzen sollen die Leisten auch noch profiliert werden. Der erste Fräsgang ist noch einfach, die Leiste hat genügend Auflagefläche und droht nicht zu kippen. Vorausgesetzt man fräst sie hochkant. Der zweite Durchgang ist aber schon wieder Problematisch. Dreht man die Leiste dazu nämlich um, hat sie kaum noch Auflagefläche auf dem Maschinentisch und am Anschlag. Auch hier hilft wieder doppelseitiges Klebeband. Damit werden nämlich zwei gefräste Leisten zusammengeklebt. Schon hat man wieder eine ausreichend große Auflagefläche. So verklebt werden gleich beide Leisten fertig profiliert.
Die erste Profilfräsung ist noch einfach.
Das Fräsen des ersten Profiles.
Bei der zweiten Fräsung wird es schon wieder knifflig.
Mein allgegenwärtiger Helfer: Doppelseitiges Klebeband.
Zwei verklebte Leisten.
Die erste Profilfräsung
Die zweite Fräsung
Auf diese Art und Weise kann man solche filigranen Leisten sicher und genau fräsen. Dem Bau von Bilderrahmen steht damit nichts mehr im Wege. Aber mit Sicherheit lässt die nächste Herausforderung nicht mehr lange auf sich warten. Ich schließe diesen Beitrag daher mit einem Zitat meines früheren Ausbilders: „Das schöne an der Arbeit ist doch, dass es Probleme gibt, die es zu lösen gilt!“
Die fertigen Leisten
Hallo Heiko, vielen Dank, dass Du mein Problem so elegant gelöst hast. Werde dies mit meinen Leisten demnächst so umsetzen. Und das nächste Problem, das - wie Du so schön bemerkt hast, schon wartet - ist bei den Leisten eine akkurate 45° Gehrung hinzukriegen. Denn auch hier fehlt eine stabile Auflage :-) Bin gespannt, ob's klappt . . .!? Liebe Grüße Oskar
Hallo Oskar, beim Sägen kannst du es im Prinzip genauso machen, also eine Leiste unterlegen. Gruß Heiko
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Hallo Heiko, Gute Ideen, ich werde es probieren. Aber im Falle eines Bilderrahmen, schneide ich die Leisten um 3-4 cm länger, als ich sie benötige und ich schraube sie an einer dickere Holzleiste oder an einem Brett. Grüsse