FAQ Oberfräse

Kaum ein Thema fasziniert so viele Holzwerker, wie die Oberfräse. Kein Wunder also, dass es dazu auch viele Fragen gibt. Einige davon beantwortet dieser FAQ-Artikel aus meiner persönlichen Sicht und Erfahrung heraus.

Welche Oberfräse ist für den universellen Einsatz am besten geeignet?

Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage, wenn nicht sogar die Frage zum Thema, die am schwersten zu beantworten ist. Für den Einsatz im Frästisch sollte eine Oberfräse ja möglichst viel Leistung haben. Für den handgeführten Betrieb hingegen ist eine möglichst leichte und handliche Oberfräse von Vorteil. Leider lässt sich beides nicht vereinen. Wer also mit nur einer einzigen Oberfräse für den Tischbetrieb und den Handbetrieb auskommen möchte, der muss Kompromisse einzugehen. Die Frage, die sich dann jeder selbst beantworten muss ist, welcher Art der Kompromiss sein soll. Meiner Meinung nach ist es so, dass sich die meisten Fräsarbeiten am Frästisch realisieren lassen, solange die zu bearbeitenden Teile nicht zu groß werden. Auch beispielsweise Abrundungen an kleinen Werkstücken lassen sich wunderbar am Frästisch durchführen. Das Bearbeiten einer schweren Esstischplatte ist hingegen auf dem Frästisch nicht gut zu machen.  Überlegen Sie also was ihre Hauptanwendung sein wird und wählen Sie die Fräse entsprechend aus. Irgendwann wird es jedoch so sein, dass sie sich eine zweite Fräse wünschen werden. Meine Empfehlung geht daher eher in die Richtung gleich zwei verschiedene Oberfräsen einzuplanen: Eine leistungsstarke Maschine mit 2000 Watt oder mehr und der Möglichkeit große Fräser aufzunehmen, sowie eine kleine und handliche Maschine für den Handbetrieb. Was Sie zuerst anschaffen ist abhängig von den Arbeiten, die zunächst geplant sind.

Sind billige Oberfräser gefährlich?

Es gibt mitunter Oberfräser, die nur einen Euro pro Stück kosten. Meist sind diese in billigen Sortimenten verpackt. Die Angst, dass diese Fräser beim Arbeiten damit umher fliegen ist meist unbegründet. Sollte sich einmal ein Stück lösen, oder gar ein Fräser brechen, passiert in der Regel nichts Schlimmes. Dennoch sollte man nicht ausschließen, dass doch einmal ein Unfall durch einen schlecht verarbeiteten Fräser passieren könnte. Vorsicht ist also schon geboten. Es gibt aber einige Gründe, die neben der eigenen Sicherheit gegen diese billigen Fräser sprechen.

  • Oft sind die Anlaufkugellager an den Fräsern von schlechter Qualität. Geht ein solches Lager während des Fräsens kaputt, ist ihr Werkstück in der Regel ruiniert. Die Lager sind auch oft sehr schmal und hinterlassen daher in weichen Hölzern abdrücke.
  • Sind Nutfräser enthalten, so haben diese oft keine Grundschneide und sind nicht für das Eintauchen an einem festen Punkt geeignet.
  • Die Fräser sind nicht immer Spandickenbegrenzt, das bedeutet, dass sie sehr rau laufen und zum Rückschlag neigen.
  • Die Schneiden hochwertiger Profilfräser stehen leicht schräg, was eine Art ziehenden Schnitt verursacht. Ein solcher Fräser schneidet leichter und sauberer.
  • Das verwendete Hartmetall ist von schlechterer Qualität als bei teureren Fräsern. Das wirkt sich auf die Standzeit aus, diese ist dann geringer, als bei hochwertigen Fräsern. Auch kommt es vor, dass Fräser mit minderwertigen Hartmetallschneiden nicht so scharf sind wie höherwertige Fräser.

Wie Sie sehen, tun sie sich und Ihren Werkstücken keinen Gefallen, wenn Sie am falschen Ende sparen. Meiner persönlichen Meinung nach ist es aber auch nicht notwendig die ganz teuren Fräser zu kaufen. Der Preisunterschied spiegelt sich nicht 1:1 in der besseren Qualität wieder. Fräser der mittleren Preisklasse sind in der Regel eine gute Wahl. Empfehlenswerte Marken in dieser Preisklasse sind beispielsweise ENT, Sistemi Klein, CMT, IGM, Guhdo oder Trend.

Wie lassen sich Brandspuren beim Fräsen verhindern?

Oft wird empfohlen die Drehzahl zu reduzieren. Das halte ich für den letzten Ausweg, wenn sonst nichts mehr hilft. Mit dem Reduzieren der Drehzahl reduzieren Sie die Schnittgeschwindigkeit (Errechnet sich aus Drehzahl und Fräserdurchmesser). Diese ist bei Fräsern in Oberfräsen meist ohnehin nicht sehr hoch. Wird sie reduziert, verringert sich zwar die Reibung, für eine saubere Fräsung müsste allerdings dann der Vorschub reduziert werden. Das kann wiederum dazu führen, dass trotz geringerer Drehzahl das Holz schwarz wird.

Die berüchtigten Brandspuren kommen meist durch zu geringen Vorschub. Beispielsweise an Werkstückecken beim Abrunden, Eintauchpunkten beim Fräsen von Nuten oder durch kurzes Anhalten beim Fräsen einer Kante. Da sollte also angesetzt werden. Die folgenden Tipps sollten Ihnen helfen die Brandspuren beim Fräsen zu verringern:

  • Setzen Sie beim Umfräsen von Werkstücken nicht an der Ecke an, sondern an einer geraden Kante. Dort können sie gleich "gasgeben" und es ist einfacher zügig um eine Ecke zu kommen.
  • Benutzen sie trotz Anlaufkugellager am Fräser einen Parallelanschlag zum Fräsen von Kanten. So können Sie einfacher an den Enden der Fräsung ansetzen, beziehungsweise einfach am Ende durchziehen. Das genaue Zielen auf Beginn und Ende der Kante entfällt dann.
  • Tauchen sie wenn möglich nicht punktuell mit einem Fräser ins Werkstück ein. Beim sogenannten "fliegenden Eintauchen" wird die Fräse beim Eintauchen auch schon in die Vorschubrichtung bewegt. Der Fräser taucht in einer schrägen Bahn ins Werkstück ein. Das schont auch die Grundschneiden. Beim Fräsen mit Schablonen ist das fliegende Eintauchen sehr oft problemlos möglich.
  • Halten sie die Bahn frei. Beim Fräsen sollte nichts im Weg liegen, kein Saugschlauch hängen bleiben und kein Kabel sich verheddern. Das würde dazu führen, dass Sei beim Fräsen anhalten müssen – Brandspuren entstehen. Machen Sie vor dem eigentlichen Fräsen eine Trockenübung. Dabei werden solche kleinen Fallstricke auffallen und sie können für Abhilfe sorgen.
  • Nutzen Sie wenn möglich den Frästisch. Denn am Frästisch treten die ungeliebten Brandspuren viel seltener auf, als beim Arbeiten mit der handgeführten Oberfräse. Es muss ja nicht gleich der Luxus-Frästisch sein. Es gibt auch einfache Varianten, die man entweder fertig kaufen kann, oder selbst baut. In den vergangenen Jahren waren verschiedene Bauvorschläge vom Frästisch-Experten Guido Henn in der HolzWerken zu sehen.

Braucht man einen Frästisch?

Man braucht ihn nicht unbedingt. Ich kam auch viele Jahre ohne Frästisch aus. Hat man aber erst einmal einen, will man nicht mehr ohne ihn sein. Viele Arbeiten gehen auf dem Frästisch einfacher, sicherer und sauberer. Wie eben schon geschrieben, reicht für den Anfang ein einfacher Tisch vollkommen aus.  Mit der Zeit kann dieser mit den Anforderungen mitwachsen, aufgerüstet und umgebaut werden.

Frästisch oder Tischfräse?

In Tischlereien sieht man nur selten Frästische mit untergebauten Oberfräsen. Meist verwenden Tischler große Tischfräsen. In der Hobbywerkstatt sieht das anders aus. Da fehlt oft der Platz für eine stationäre Fräse, ein Frästisch kann auch mobil sein. Ein einfacher Frästisch kann auch schon für unter 100 Euro inklusive Sicherheitsschalter und Zubehör gebaut werden (aber ohne Fräse) und die Oberfräse ist ohnehin oft schon vorhanden. Der Frästisch ist daher meist wesentlich günstiger, als die Tischfräse. An Tischfräsen wird mit größeren Werkzeugen gearbeitet, was manchmal respekteinflößend ist und man sollte die Anwendung der Maschine beherrschen und erlernen. Der Frästisch mit eingebauter Oberfräse bietet zwar auch genügend Gefahrenpotential, ist aber doch meistens ein wenig handzahmer als eine Tischfräse. Abschließend könnte man also sagen, dass der Frästisch den einfacheren Einstieg ins stationäre Fräsen bietet. Und so mancher Arbeitsgang, der am Frästisch durchgeführt werden kann, ist an der großen Tischfräse aufgrund der über den Fräser ragenden Spindel einfach nicht realisierbar.

Was gehört zur Grundausstattung einer Oberfräse?

Eine Oberfräse alleine macht keinen richtigen Spaß. Ein wenig Zubehör sollte schon vorhanden sein, um das Potential dieser Maschine auch ausschöpfen zu können. Als Minimalausstattung sehe ich den Parallelanschlag mit Feineinstellung und mindestens einen Kopierring an. Diese beiden Zubehörteile ermöglichen bereits eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten. Der Parallelanschlag macht das Nuten und Fälzen mit beliebigen Maßen erst möglich und erlaubt die Nutzung beliebiger Fräser an geraden Werkstückkanten. Der Kopierring ist die Grundvoraussetzung für das Arbeiten mit Schablonen jedweder Art, ohne auf bestimmte Fräser angewiesen zu sein.

Soweit also erst einmal die Fragen, die mir am häufigsten zum Thema Oberfräse gestellt werden. Die Antworten stellen meine persönliche Erfahrung oder Meinung dar und sollten nicht als in Stein gemeißelt angesehen werden. Mit Sicherheit gibt es zu jeder Fragestellung noch weitere Aspekte, die man berücksichtigen kann. Nicht umsonst füllt das Thema Oberfräse inzwischen mehr als nur ein Buch. Wenn sie noch weitere Fragen haben, werde ich aber gerne versuchen diese hier zu beantworten.

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Kommentare

Martin Höft 03.09.2016

Hallo, ich habe die Erfahrung gemacht sich eine gute gebrachte Oberfräse zu kaufen ist besser als eine billige vom Discounter. Bei den fräsern sollte man sich das Profil oder Nuter immer nach Bedarf in guter Qualität kaufen und auf billige fräsersätze verzichten. Mit freundlichen Grüßen Martin

Herbert Dengg 08.08.2019

Hallo Heiko, da keinen Koffer bei meiner Perles OF9 dabei war, werde ich mir eine Japanische Tool Box bauen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Oberfräse nun im "ausgefahrenen" oder mit voll heruntergedrückter Frästiefe aufbewahrt werden soll. Vielen Dank & LG Herbert

Heiko Rech 09.08.2019

Hallo Herbert, auf jeden Fall in ausgefahrenem Zustand, also mit entspannter Feder. Ansonsten wird auf Dauer die Federspannung unter der Lagerung leiden. Gruß Heiko

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